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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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auf ein Podest, und dann genießen wir es, sie abzuservieren. Warum? Weil ihr Erfolg uns Angst macht.«
    Seine Wangen leuchteten jetzt puterrot.
    Er ging um Milo herum, blieb an der Tür stehen und sah uns an.
    »Die Verlierer bestrafen die Gewinner, Gentlemen. Wenn das so weitergeht, werden wir alle verlieren.Viel Glück.«
    Milo sagte: »Falls Ihnen noch etwas einfällt, Doktor«, und reichte ihm seine Karte.
    Cruvic steckte sie ein. Dann stürmte er hinaus auf den Gang, schloss die Tür zum Westflügel auf, und weg war er.
    »Irgendwelche Hypothesen?«, fragte Milo.
    »Tja«, sagte ich. »Er ist rot geworden, als er gesagt hat, dass er nur beruflich mit ihr zu tun hatte, also war es vielleicht mehr als das. Und er hat leicht nervös reagiert, als es um die Rechnungen ging. Vielleicht stimmt da etwas nicht. Bei der Abtreibungsfrage ist er ärgerlich geworden, also nimmt er in dem Zentrum vermutlich welche vor. Hier vielleicht auch, für die Betuchteren.Wenn dem so ist, will er bestimmt nicht, dass das bekannt wird, und nicht nur wegen der öffentlichen Kritik. Einer Frau, die ein Baby bekommen will, würde es bestimmt schwerfallen, sich in die Obhut von jemandem zu begeben, der Föten tötet. Aber das Argument, er wäre dann eher das Opfer gewesen, leuchtet mir ein.«
    Als wir den Ausgang erreichten, sagte Milo: »Vielleicht hat er mit ihr geschlafen, und Seacrest ist dahintergekommen. Ich weiß, ich spekuliere herum, aber mir geht dieses Herz-Genital-Rücken-Muster nicht aus dem Kopf. Rache. Irgendein Verrat. Er hat ziemlich begeistert über sie gesprochen, findest du nicht?«
    »Doch. Aber vielleicht ist er nun mal ein begeisterungsfähiger Mensch.«

    »Dr. Heißsporn. Er hat dasselbe gesagt wie Seacrest: ›Mit mir hatte das nichts zu tun.‹«
    »Niemand will mit Mord etwas zu tun haben«, sagte ich.
    Er blickte finster und stieß die Tür zum Innenhof auf. Schwester Anna mit dem straffen Gesicht saß dort am Tisch, rauchte und las die Zeitung. Sie blickte auf und winkte uns zu.
    Milo gab auch ihr seine Karte, doch sie schüttelte gleich den Kopf.
    »Ich habe Dr. Devane nur gesehen, wenn sie zur Arbeit kam.«
    »Wie häufig war denn das?«
    »Nicht regelmäßig. Dann und wann.«
    »Hatte sie einen eigenen Schlüssel?«
    »Ja.«
    »War sie sympathisch?«
    Ein kaum merkliches Zögern. »Ja.«
    »Möchten Sie uns sonst noch etwas über sie erzählen?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Woran denken Sie dabei?«
    Milo zuckte die Achseln.
    Sie tat es ihm gleich, drückte die Zigarette aus, faltete die Zeitung zusammen und stand auf.
    »Meine Pause ist zu Ende, ich muss zurück. Schönen Tag noch.«
    Sie ging auf das Gebäude zu, während wir den Hof durchquerten. Als wir die große Tür zur Straße öffneten, sah sie uns noch immer nach.

8
    Milo steckte den Zündschlüssel ins Schloss, aber er drehte ihn nicht.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Irgendwas an Cruvic...« Er ließ den Motor an. »Vielleicht mache ich diesen Job schon zu lange.«
    Er griff unter den Sitz, holte ein Handy hervor und tippte ein paar Nummern. »Sturgis hier. Liegt was vor?«
    Er lauschte aufmerksam, dann sagte er: »Ja, ja, alles klar - wo? Ja, hab ich. Danke.«
    Er fuhr los. »Cindy Vespucci - das Mädchen, das von Kenneth Storm aus dem Wagen geworfen wurde - hat auf meine Anrufe reagiert. Sie isst in einer Viertelstunde im Ready Burger in Westwood zu Mittag. Sie ist bereit, mit uns zu reden, wenn wir da sind, bevor ihr nächstes Seminar anfängt.«
    Das Schnellrestaurant war auf der Broxton Street. Ein gelbes Plastikschild, schwitzende Glasfenster, zwei wackelige Tische davor auf dem Gehweg. An einem saßen zwei junge Mädchen, die mit Strohhalmen aus Coladosen tranken. Eines der beiden stellte seine Dose ab und sagte: »Officer Sturgis?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Ich bin Cindy.«
    Sie ging zur Uni, sah aber eher wie ein High-School-Mädchen aus. Knapp eins fünfzig groß, zirka fünfundvierzig Kilo, zart und hübsch, mit langem blondem Haar, den obligatorischen großen, himmelblauen Augen, Stupsnase und Schmollmund. Unwillkürlich meldete sich mein Beschützerinstinkt, und ich fragte mich, ob ich wohl je eine Tochter haben würde.
    Sie trug ein graues Sweatshirt mit Uni-Aufdruck über engen
schwarzen Leggings und weiße Joggingschuhe. Eine Tasche mit Büchern neben ihrem Stuhl. Die Fingernägel waren abgekaut. Auch das Mädchen neben ihr war hübsch und blond, ein bisschen pummelig. Auf dem Tisch lagen fettige Hamburgerverpackungen und

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