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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Vergewaltigung erzählt hatte, wich ich aus: »Ein Problem, bei dem Professor Devane ihr geholfen hat?«
    »Ja. Sie … sie ist sehr klug. Tessa. Unheimlich hoher Intelligenzquotient. Als sie das Studium abbrechen wollte, haben wir sie gefragt, warum, aber sie hat es uns nicht erklärt und immer nur gesagt, sie wollte wieder zu uns ziehen.Wir haben uns gewundert, meine Frau und ich, weil Tessa doch vorher unbedingt alleine leben wollte. Schließlich ist sie dann zusammengebrochen und hat geweint und uns alles erzählt - Sie wissen schon. Dass sie überfallen worden ist. Und wie die
Frau Professor den Burschen regelrecht vorgeladen hat. Und wie sie danach ermordet worden ist. Zuerst klang das alles so verrückt, wir konnten es gar nicht glauben. Aber dann haben wir in den Nachrichten von dem Mord erfahren.«
    »Was klang verrückt, der Mord oder die Vergewaltigung?«
    Er nahm einen tiefen Zug und hielt den Rauch lange in der Lunge. »Um ehrlich zu sein, Sir, alles.«
    »Haben Sie Tessa nicht geglaubt, dass sie überfallen worden ist?«
    Er streckte den Arm aus dem Fenster und schnippte die Asche ab. »Wie soll ich das sagen - ich liebe meine Tochter, wirklich, aber sie ist … sie ist wirklich intelligent,war sie schon immer. Schon als kleines Kind. Aber sie ist anders. Manchmal ist sie richtig bedrückt. Depressiv. Auch als sie klein war, hatte sie so Stimmungen. Und dann zieht sie sich in ihre eigene kleine Welt zurück - sie hat eine unwahrscheinliche Fantasie. Manchmal …« Er zuckte die Achseln und rauchte. Die Zigarette war fast bis auf den Filter runtergebrannt.
    »Ihre Fantasie schlägt schon mal über die Stränge«, sagte er.
    »Hat sie schon andere beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben, Mr. Bowlby?«
    Er seufzte, nahm einen weiteren Zug, betrachtete die glimmende Kippe und drückte sie zwischen den Fingern aus. Ich zog den Aschenbecher heraus, und er warf sie hinein.
    »Danke. Stört es Sie, wenn ich noch eine rauche?«
    »Nur zu.«
    »Blöde Angewohnheit. Jeden Tag höre ich auf damit.« Er lachte.
    Ich lächelte und wiederholte meine Frage.
    Er sagte: »Früher haben wir in Temple City gewohnt, und die Polizei da hat wahrscheinlich noch Akten über den Fall. Vielleicht aber auch nicht, weil der Junge ja noch minderjährig
war, und ich habe gehört, über Minderjährige dürfen keine Akten angelegt werden.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Tessa ist jetzt fast zwanzig, damals war sie zwölf, also acht Jahre. Der Junge - wir waren mit seinen Eltern befreundet, ich habe mit dem Vater bei Ford gearbeitet -, der Junge war ein bisschen älter. Dreizehn, glaube ich. Wir sind mit ihm und seinen Eltern zum Campen gefahren. Angeblich ist es da passiert, als die beiden bei den Zelten geblieben sind, während wir anderen eine Wanderung gemacht haben. Das Komische war aber, dass Tessa keinen Ton gesagt hat. Erst drei oder vierTage später, als wir wieder zu Hause waren. Die Polizei von Temple City hat den Jungen vernommen. Danach haben sie gesagt, sie hielten ihn für unschuldig, würden die Sache aber weiterverfolgen, wenn wir darauf bestünden. Außerdem meinten sie, wir sollten mit Tessa zu einem Psychiater gehen.«
    Er sog den Rauch der zweiten Zigarette so gierig ein, dass seine Wangen hohl wurden, dann ließ er ihn langsam wieder aus dem Mund gleiten. Seine Zähne waren gelb und standen weit auseinander. Dicke Adern zeichneten sich auf den kräftigen, sonnengebräunten Armen ab, und er hatte kohlschwarze Ränder unter den Fingernägeln.
    »Sie - wissen Sie, Sir, Tessa ist schlau, selbst bei all ihren Problemen ist sie immer gut in der Schule gewesen. Immer Klassenbeste. Viel Fantasie … wir hatten gehofft... es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie nicht mit ihr reden würden, Sir. Sie ist so ein nettes Mädchen, aber sehr empfindlich. Sie ist wie ein rohes Ei. Das hat mal einer ihrer Ärzte zu uns gesagt. Sie wäre so zerbrechlich. Ich glaube ehrlich nicht, dass es etwas bringen könnte, mit ihr zu reden.«
    »Also bezweifeln Sie beide Geschichten.«
    Er zuckte zusammen. »Offen gesagt, ich weiß nicht, was
ich glauben soll. Der Junge hat damals alles abgestritten, und soweit ich weiß, ist er sonst nie in dieser Richtung auffällig geworden. Letztes Jahr ist er zur Marine gegangen, es geht ihm gut. Er ist verheiratet und hat ein Kind.«
    Er blickte unglücklich drein. Mir fiel ein, Reed Muscadine hatte von Tessa behauptet, sie habe echte Probleme.
    »Hat Tessa noch weitere Anklagen erhoben, Mr.

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