Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Hut.«
18
Ich ließ mir von ihm eine Erklärung unterschreiben, dass ich mit Dr. Albert Emerson reden durfte, und fuhr nach Hause. RuthsWagen war weg. Ein Zettel in der Küche teilte mir mit, sie hätte irgendwo außerhalb für einen Countrysänger eine dringende Reparatur zu erledigen und werde gegen sieben oder acht wieder zurück sein.
Ich rief den Psychiater an und bekam ihn gleich selbst an den Apparat. Er hatte eine erwartungsfrohe, jungenhafte Stimme, der die Abenteuerlust förmlich anzuhören war.
Ich nannte meinen Namen und erklärte den Zweck meines Anrufs.
»Ich bin Psychologe und als Berater für die Polizei tätig. Es geht um den Mord an einer Psychologieprofessorin vor ein paar Monaten.«
»Ich erinnere mich an den Fall«, erwiderte er. »Aber welche Verbindung sehen Sie da zu mir?«
»Tessa Bowlby. Sie kannte das Opfer. Nachdem sie einen Studenten beschuldigt hatte, sie vergewaltigt zu haben, hat sie ihn vor eine Art Disziplinarausschuss gebracht, der von Professor Devane geleitet wurde. Wir sprechen derzeit mit allen Studenten, die mit dem Ausschuss zu tun hatten, aber
Tessa will offensichtlich nicht reden, und auf Grund ihrer Probleme will ich sie nicht drängen.«
»Ein Disziplinarausschuss«, sagte er. Sein Ton verriet mir, dass Tessa ihm nichts davon erzählt hatte.
»Ich habeTessa schon eine ganzeWeile nicht gesehen. Aber schon das dürfte ich Ihnen eigentlich nicht sagen.«
»Ich habe eine Einwilligungserklärung ihres Vaters.«
»Tessa ist volljährig, also hat das nicht viel zu sagen. Was für eine Theorie haben Sie denn? Einer der Burschen, die vor den Ausschuss gerufen wurden, sei wütend geworden und durchgedreht?«
»Wenn keine Beweise vorliegen, kann man sich vor lauter Theorien oft kaum retten«, entgegnete ich. »Die Polizei untersucht jede Möglichkeit.«
»Ein Disziplinarausschuss«, wiederholte er.»Und Tessa hat tatsächlich eine solche Beschuldigung erhoben?«
»Ja.«
»Donnerwetter … Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, aber glauben Sie mir, ich hätte ohnehin nicht viel zu erzählen.«
»Über Tessa oder ihren Vater?«
»Weder noch«, sagte er. »An Ihrer Stelle … würde ich nicht allzu viel Zeit auf diesen Aspekt verwenden. Hören Sie, ich habe einen Patienten im Wartezimmer sitzen, also brechen wir am besten hier ab, solange unsere ärztliche Ethik noch unversehrt ist.«
Nachdem ich hinsichtlich des Disziplinarausschusses nichts weiter erreichen konnte, wandte ich mich wieder Dr. Cruvics eigenartigem Werdegang zu.
Ich versuchte, die Nummer des Brooke-Hastings Institute in Gotte Madera herauszufinden, wo er nach seiner Zeit in Seattle ein Jahr lang gearbeitet hatte. Der Ort lag in der Nähe
von San Francisco, aber weder die dortige Auskunft noch die von Berkeley oder Oakland oder Palo Alto oder irgendeinem anderen Ort im Umkreis von hundert Meilen hatte ein Brooke-Hastings Institute im Verzeichnis.
Nächstes Fragezeichen: das Krankenhaus, wo Cruvic seine Facharztausbildung zum Gynäkologen absolviert hatte.
Das Fidelity Medical Center in Carson, Kalifornien. Auch hier konnte mir die Auskunft nicht weiterhelfen. War der Bursche vielleicht in jeder Hinsicht ein Hochstapler?
Doch von der Uni in Berkeley erfuhr ich, er sei ein angesehenes Mitglied des Vereins der Freunde und Förderer. Das Gleiche teilte mir die Universität von San Francisco mit.
Die Ungereimtheiten begannen also, nachdem er seine Promotion abgeschlossen hatte.
Während ich noch darüber nachdachte, rief Milo an. »Bislang keine weiteren Morde im selben Stil. Vegas versucht, Mandys Freund, Ted Barnaby, aufzutreiben. Vielleicht weiß er ja etwas über ihre Abtreibung oder überhaupt über ihre Vergangenheit. Sie haben seine Spur bis Tahoe verfolgen können. Aber da nada. Immerhin haben sie etwas anderes rausgefunden. Man kennt Cruvic in Vegas. Er kommt mehrmals im Jahr und scheint mit hohem Einsatz zu spielen.«
»Genau der Typ Mann, auf den Mandy abfahren würde.«
»Keiner erinnert sich, die beiden zusammen gesehen zu haben, aber ich habe Mandys Bild hier an die Sitte geschickt, vielleicht ist sie kein unbeschriebenes Blatt. Außerdem habe ich vor, heute Abend ein paar Nachtclubs zu besuchen, die Lokale am Strip, wo teure Callgirls ihr Glück versuchen.«
»Kasinos. Nachtclubs. Du führst ein aufregendes Leben.«
»Wer rastet, der rostet. Übrigens habe ich heute Morgen eine Eilsendung bekommen. Ein gigantisches Paket mit Alibimaterial zu Patrick Huang von
Weitere Kostenlose Bücher