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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Cruvics Büro vorbeigefahren. Er war zwar schon weg, aber Schwester Anna war noch da. Rate mit wem - mit Casey Locking.«
    Ich erzählte ihm von dem Haus am Mullholland Drive, und er schrieb sich die Adresse auf.
    »Verdammt«, sagte er. »Gerade hatte ich gehofft, mich beruhigt wieder ins Land der Vermutungen begeben zu können, und dann das - na schön, ich finde raus, wem es gehört. So, und jetzt nehmen wir einen jungen Maulhelden in die Mangel.«
    Um zum Büro von Kenneth Storm sen. zu gelangen, durchquerten wir einen ausgedehnten, ruhigen Empfangsbereich,
vorbei an zwei Sekretärinnen, die vorwurfsvoll von ihren Tastaturen aufblickten.
    Die beiden Storms machten dem Wunder der Vererbung alle Ehre: beide stiernackig und breitschultrig, mit rotblonden Haaren und Bürstenhaarschnitt und kleinen, argwöhnischen Augen, die öfter lange Zeit einen Punkt fixierten.
    Senior war um die fünfzig und hatte das verlebte aufgedunsene Aussehen einer träge gewordenen Sportskanone. Er trug einen marineblauen Blazer mit Goldknöpfen, und am Revers prangte eine Anstecknadel mit dem Symbol der Freimaurer. Juniors Jackett war dunkelgrün und seine Knöpfe so blitzeblank wie die seines Vaters.
    Sie hatten beide hinter Seniors kanuförmigem Eichenschreibtisch Position bezogen, auf dem nichts als eine Cowboyplastik, ein Aschenbecher und ein Schreibset aus grünem Achat zu sehen waren. Zigarrenrauch erfüllte den Raum.
    Vor dem Schreibtisch stand ein schlanker, grauhaariger Mann mit Adleraugen, der sich als Pierre Bateman vorstellte, Storms Anwalt, und mir fiel ein, dass ich den Namen von der Beschwerde her kannte, die er gegen den Ausschuss eingereicht hatte. Noch bevor wir Platz nehmen konnten, fing er an, mit langsamer, monotoner Stimme Regeln für die Befragung vorzutragen. Kenneth Storm jun. gähnte, kratzte sich am Ohr und steckte den Zeigefinger in ein Knopfloch, sein Vater starrte nach unten auf die Schreibtischplatte.
    »Darüber hinaus«, sagte Bateman gerade, »werden Sie bei dieser Befragung -«
    Milo stellte seinen Kassettenrecorder auf den Schreibtisch.
    »Das kann ich nicht akzeptieren«, sagte Bateman.
    »Was können Sie nicht akzeptieren?«

    »Dass Sie das Gespräch aufzeichnen. Es handelt sich hier nicht um eine Aussage vor Gericht, und mein Mandant steht nicht offiziell unter Verdacht -«
    Milo atmete aus. Dann kontrollierte er einen Schalter an dem Kassettenrecorder und sagte: »Mr. Bateman, wir sind freundlicherweise hierhergekommen, haben freundlicherweise mehrmals einen neuen Termin mit Ihnen vereinbart, haben freundlicherweise keine Einwände dagegen erhoben, dass der Vater Ihres Mandanten bei dem Gespräch anwesend ist, obgleich der ja wohl volljährig ist. Wir interessieren uns für den jungen Burschen, weil er ein ungemein aggressives Gespräch mit einer Frau geführt hat, die danach erstochen wurde.«
    Junior grinste und murmelte irgendwas, und Senior warf ihm einen strengen Blick zu.
    Die beiden Storms zündeten sich jeder eine Zigarre an.
    Milo sagte: »Es tut mir leid, Ihre Zeit so in Anspruch zu nehmen, Kenny. Aber Sie haben ja im Moment relativ viel Zeit, nicht wahr? Wo Sie doch nicht mehr zur Uni gehen.
    Er schaltete den Kassettenrecorder ein, nannte Datum und Ort, seine Dienstnummer und Juniors Namen als die zu befragende Person »in der Sache eins-acht-sieben, Professor Hope Devane«.
    Als er den Namen hörte, verschwand das Grinsen von Juniors Gesicht.
    Bateman und ich setzten uns, aber Milo blieb stehen.
    »Guten Tag, Kenny.«
    Ein Brummen als Antwort.
    »Wissen Sie, warum wir hier sind?«
    Brummen.
    »Wie oft haben Sie Professor Devane getroffen?«
    Brummen.
    »Sie müssen schon antworten.«

    »Einmal.<
    »Wann war das?«
    »Der Ausschuss.«
    »Die Anhörung vor dem Disziplinarausschuss unter Vorsitz von Professor Devane?«
    Brummen.
    »Wie bitte?«
    »Ja.«
    »Ich habe Mitschriften von dieser Anhörung gelesen. Da ging es wohl ziemlich unfreundlich zu.«
    Brummen.
    »Wie bitte?«
    »Sie war ein Miststück.«
    Senior nahm seine Zigarre aus dem Mund. »Ken.«
    »Ach, Mann, ich sag’s, wie’s war«, sagte sein Sohn.
    »Sie haben sie also nicht gemocht«, sagte Milo.
    »Legen Sie ihm keine Worte in den Mund«, mischte Senior sich ein.
    Milo sah zu ihm hinunter. »Okay, bleiben wir bei Zitaten: Sie sind also der Ansicht, sie sei ein Miststück gewesen.«
    Seniors Mund verzog sich wütend, und Bateman machte eine beruhigende Handbewegung in seine Richtung.
    Milo wiederholte die Frage.
    Junior

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