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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zuckte die Achseln. »Sie war, was sie war.«
    »Und das war?«
    »Ein verdammtes Miststück.«
    »Wieso meinen Sie, sie sei ein Miststück gewesen, Kenny?«
    »Weil sie mich reingelegt hat.«
    »Wie hat sie Sie reingelegt?«
    »In dem Brief stand bloß, dass wir über die Sache reden würden. Aber als ich dann da war, hat sie versucht, Cindy dazu zu bringen, mich als Vergewaltiger darzustellen, und
das ist totaler Quatsch. Cindy und ich hatten bloß einen blöden Streit. Später hat sie mich dann angerufen.«
    »Professor Devane?«
    »Ja.«
    »Nach der Anhörung?«
    »Ja.«
    »Wie viel später?«
    »Am nächsten Tag. Abends. Ich war im Wohnheim.«
    »Warum hat sie angerufen?«
    »Weil sie mich einschüchtern wollte.«
    »In welcher Weise?«
    »Sie war sauer, weil ihr kleines Spielchen den Bach runterging.«
    »Wie hat sie versucht, Sie einzuschüchtern?«
    »Sie hat gesagt, ich hätte Probleme, auch wenn Cindy mich nicht anzeigen wollte. Ich hätte Probleme, meine Impulse zu kontrollieren, irgend so einen Schwachsinn. Sie hat gesagt, sie könnte mir eine Menge Ärger machen, wenn ich mich nicht zusammenreißen würde.«
    »Sie hat Ihnen gedroht?«
    Der Junge rutschte in seinem Sessel hin und her, sah seine Zigarre an und legte sie in den Aschenbecher. Sein Vater starrte ihn an.
    »So richtig deutlich ist sie nicht geworden, hat bloß so Andeutungen gemacht.«
    »Was für Andeutungen?«
    »Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr. So was wie, ich behalte Sie im Auge, passen Sie auf, was Sie tun, und so. Sie war eine Radikale.«
    »Eine Radikale?«, fragte Milo.
    »Eine Linke.«
    »Hat sie mit Ihnen über ihre politischen Ansichten gesprochen?«

    Der Junge lächelte. »Nein, aber das war offensichtlich. Eine radikale Feministin, die versucht, eine neue Gesellschaftsordnung durchzusetzen, verstehen Sie?«
    »Aha«, sagte Milo. »Sie denken, dass Professor Devane zu einer linken Verschwörergruppe gehörte?«
    Kenny lachte. »Nein. Ich meine bloß, gewisse Leute wollen alles kontrollieren und die Regeln für alle anderen bestimmen.«
    »Und Professor Devane war so ein Mensch.«
    Kenny zuckte die Achseln. »Kam mir so vor.«
    Milo nickte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Und sie hat gesagt, sie würde Sie im Auge behalten. Wie denn?«
    »Hat sie nicht gesagt. Ich hab’ sie sowieso abblitzen lassen.«
    »Wie das?«
    »Hab’ ihr gesagt, sie kann mich mal kreuzweise, und hab’ aufgelegt. Ich wollte sowieso aufhören, also, was hat’s mich noch interessiert, die konnte mich mal.«
    »Mit der Uni aufhören?«
    »Ja. Ist doch Scheiße da, reine Zeitverschwendung. Da lerne ich nicht, wie man gute Geschäfte macht.« Wieder warf er seinem Vater einen Seitenblick zu. Seniors Kopf war in eine Rauchwolke gehüllt.
    Milo sagte: »Also, sie war ein Miststück und hat Ihnen gedroht. Hat Ihnen diese Drohung denn gar nichts ausgemacht?«
    »Kein bisschen.Wie gesagt, die hatte Scheiße im Hirn, und ich war schon so gut wie weg da.«
    »Haben Sie je daran gedacht, es ihr irgendwie heimzuzahlen?«
    Junior sah von seinem Vater zu Bateman.
    Bateman sagte: »Antworte ruhig, Kenny.«

    »Wir - mein Vater und ich - haben überlegt, sie zu verklagen. Wegen übler Nachrede.«
    »Was es schließlich war«, sagte Senior. »Ein echter Skandal.«
    »Verdient hätte sie’s«, sagte Junior. »Aber wir haben dann doch nichts unternommen.«
    »Warum nicht?«
    Keine Antwort.
    »Weil sie ermordet wurde?«, fragte Milo.
    »Nein, weil Dad … er hat zur Zeit ein paar geschäftliche Schwierigkeiten.«
    »Ja, wir haben schon darüber gesprochen«, dröhnte Senior laut dazwischen. »Na und? Soweit ich weiß, leben wir in einem freien Land, oder ist mir da etwas entgangen?«
    Milo überprüfte die Kassette. »Okay. Wo waren Sie in der Mordnacht?«
    »La Jolla.«Wie aus der Pistole geschossen.
    »Warum?«
    »Hab’ da gewohnt und gearbeitet.«
    »Wo gearbeitet?«
    »Excalibur, das ist eine Immobilienfirma, bei der ich eine Ausbildung angefangen hatte.«
    »Haben Sie wieder aufgehört?«
    »Ja.«
    »Was machen Sie jetzt?«
    »Ich wäge meine Möglichkeiten ab.«
    »Verstehe«, sagte Milo. »Aber damals waren Sie noch bei Excalibur.«
    »Ja«, sagte der Junge. »Aber an dem Tag war ich mit Freunden am Strand.« Er zählte an den Fingern ab. »Corey Vellinger, Mark Drummond, Brian Baskins. Freunde von der Uni. Die hatten mich besucht.«
    »Wie lange waren Sie mit ihnen zusammen?«

    »Ungefähr von zehn bis fünf. Dann sind sie zurück nach L. A.

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