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Woerter durchfluten die Zeit

Woerter durchfluten die Zeit

Titel: Woerter durchfluten die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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erwartet dich in seinem Büro«, erklärte er. »Er bat mich, dir auszurichten, dass er dich sofort sehen will. Ich werde dein Gepäck auf dein Zimmer bringen. Sofia wird sich um alles Weitere kümmern. Sie freut sich sehr, dich zu sehen.«
    Der alte Chauffeur, der schon bei seinem Großvater gearbeitet hatte, bevor Nathan zu ihm gekommen war, lächelte ihm aufmunternd zu. Nathan kannte dieses Lächeln. Ohne Worte hatte Harold bereits früher versucht, ihn vor den Gesprächen mit seinem Großvater aufzumuntern. Nathan lächelte zurück und stieg aus. Das kleine Schloss war auf einem Hügel erbaut, so dass man den freien Blick bis zum Horizont genießen konnte. Kurz blickte Nathan auf das Meer hinaus und sog tief den vertrauten Duft nach Salz und Sand ein.
    Dann lief er mit schnellen Schritten die steinerne Treppe zum Portal des Schlosses hinauf. Auf sein Klopfen hin wurde von einem Mädchen, das die altmodische Kleidung eines Dienstmädchens trug, geöffnet. Nathan nickte ihr zu und eilte zu der Treppe, die zum Büro seines Großvaters führte. Im Laufe der Jahrhunderte war sie von den vielen Menschen, die sie benutzt hatten, abgetreten worden. Die Steinstufen schimmerten im Licht der Mittagssonne, das durch die bleiverglasten, großen Fenster hereinfiel.
    Die Wände des Aufganges waren gesäumt mit Bildern seiner Vorfahren. Missbilligend blickten sie auf ihn herab, als er an ihnen vorbeilief. Nathan schenkte weder ihnen noch der Einrichtung des Foyers besondere Aufmerksamkeit. Schließlich kannte er das Haus seit seiner frühen Kindheit.
    Hätte ein Besucher in das von seiner Umwelt durch hohe, undurchdringliche Hecken und Zäune abgeschirmte Gelände eindringen können, hätte er kaum gewusst, was eindrucksvoller war: das alte, riesige Haus mit seinen vier Wehrtürmen, der große gepflegte Park, der es umgab, oder die prunkvolle Inneneinrichtung, die im Laufe der Jahrhunderte von der Familie angeschafft worden war.
     Vor der Tür blieb Nathan stehen und atmete tief durch. Trotz seiner zweiundzwanzig Jahre war ihm immer noch unbehaglich zumute, wenn er diesen Raum betrat. Zwar ängstigte er sich nicht mehr wie als kleiner Junge, aber noch nie war er mit einem guten Gefühl eingetreten. Nun verstärkte sich dieses Gefühl unerklärlicherweise. Unwillig schüttelte er den Kopf.
    Er klopfte und wartete einen Moment, bevor er eintrat. Zu seinem Erstaunen fand Nathan seinen Großvater nicht hinter dem riesigen Schreibtisch vor. Sein Blick wanderte durch den Raum, glitt über die dunklen Bücherregale und die lederne Sitzgruppe. Sir Batiste de Tremaine stand an einem der großen, von dunkelgrünen Samtvorhängen eingerahmten Fenster und sah in den Garten hinaus. In all den Jahren, die Nathan bei ihm gelebt hatte, war so etwas noch nie vorgekommen. Er kannte ihn nur arbeitend hinter dem Schreibtisch. Zwei schwarze Doggen hoben bei Nathans Eintreten den Kopf und begannen zu knurren. Diese Tiere waren unverzichtbare Begleiter seines Großvaters und mit ihrer Größe mindestens ebenso Furcht einflößend wie ihr Herr. Ein Blick von ihm genügte, die Kreaturen zum Schweigen zu bringen.
    Nathan trat neben ihn.
    »Du kommst spät«, warf sein Großvater ihm vor.
    »Ich habe den ersten Zug genommen«, erwiderte Nathan und sah in den Garten hinunter. Zwei Gärtner mühten sich auf dem akkurat gemähten Rasen ab, dem herbstlichen Laub Herr zu werden. Sehr erfolgreich waren sie nicht, da der stürmische Wind, der unablässig wehte, es ihnen nicht leicht machte.
    »Unfähiges Pack«, murmelte Batiste de Tremaine und begab sich auf seinen Stock gestützt zu seinem Schreibtisch. Mühsam setzte er sich. Die Hunde waren ihm gemächlich gefolgt und legten sich zu seinen Füßen nieder. Dass er selbst für diese kurze Strecke einen Stock benötigte, erschreckte Nathan. Vermutlich machte ihm seine Gicht zu schaffen. Doch der alte Mann hasste es, auf den Verfall seines Körpers aufmerksam gemacht zu werden, deshalb verkniff Nathan sich einen Kommentar. Früher war Batiste ein stattlicher, großer Mann gewesen. Nun, mit über siebzig Jahren, forderte das Alter seinen Tribut. Sir Batiste de Tremaine hatte sich nie geschont in seinem Bemühen, der Aufgabe, die seine Familie so lange erfüllte, gerecht zu werden.
    Abwartend sah Nathan seinen Großvater an. Dieser schätze es nicht, wenn sein Gegenüber sprach, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    »Nimm Platz, Junge.« Batiste de Tremaine wies auf einen Sessel, der vor dem Schreibtisch

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