Wofuer die Worte fehlen
durchdringt
.
So weit seine Geschichte, das Ende mag er gar nicht anschauen. Aber Sakura hat ein neues Ende gemalt:
Der Schwarze Ritter beugt sich über die schlafende Gestalt, als eine weiÃe Lichtkugel im Raum explodiert und den ganzen Raum in gleiÃendes Licht taucht. Geblendet hebt der Schwarze Ritter schützend die Hände vor sein Gesicht. Von allen Seiten springen Magical Girls auf den Ritter zu, Energiestrahlen in allen Farben des Regenbogens fliegen auf ihn zu, durchdringen seine schwarze Rüstung und verschmelzen zu einem riesigen Feuerball. Lautlos fällt der Ritter in sich zusammen. Eines der Magical Girls hebt den Zauberstab, der einem Rüssel gleicht, und saugt die Asche auf. Der Ritter ist verschwunden, keine noch so kleine Spur von ihm bleibt übrig. Ein letzter Blick durchs Zimmer, dann verschwinden auch die Magical Girls. Nur eines bleibt zurück und bewacht die Gestalt auf dem Bett, die ruhig und fest schläft
.
Das Ende seiner Geschichte, der Schwarze Ritter tatsächlich vernichtet. Kristian weià nicht, was er sagen soll.
»Sag einfach âºDankeâ¹! Wenn es dir gefällt, schenke ich es dir. Morgen ist Abgabetermin für den Wettbewerb. Und mit diesem Ende hast du eine gute Chance.«
»Aber es ist deine Idee! Ich kann doch nicht â¦Â«
»Es ist deine Geschichte. Ich hab sie nur zu Ende gebracht. Du zeichnest sie jetzt ab, damit kein Stilbruch entsteht. Das nächste Mal hast du eine Idee für meine Geschichte. Echte Mangakas sind keine Konkurrenten, sie unterstützen sich.«
Kurze Zeit später kommt Kristians Vater nach Hause. Erstaunt schaut er von Sakura zu Kristian, die auf dem Boden sitzen, Chips knabbern und mit Tobias spielen. Er begrüÃt Sakura kurz, schaut sie noch einmal etwas verwirrt an und verschwindet dann in der Küche. Durch die geschlossene Tür hören sie das Geklapper von Töpfen und Geschirr.
Schweigend bauen sie einen Turm nach dem anderen aus bunten Holzklötzchen, die Tobias immer wieder mit fröhlichem Glucksen zerstört.
»Er hat seine Augen«, sagt Sakura auf einmal.
»Tobias? Wessen Augen?«
»Dein Vater. Er hat dieselben Augen wie der Schwarze Ritter.«
Kristian verschluckt sich und muss lange husten, bevor er stotternd fragen kann: »Wie ⦠wie kommst du darauf?«
»Nur so, wenn man viel zeichnet, sieht man anders. Du hast
seine
Augen gemalt â¦Â« Den Rest schluckt sie hinunter.
Kristian weià nicht, was er sagen soll. Auch Sakura ist sehr still geworden. Aus der Küche kommt das Klappern von Töpfen.
»Ich glaub, ich sollte jetzt besser gehen.«
Bevor sie durch die Haustür verschwindet, legt sie ihre Hand an Kristians Wange. »Wenn ich einen Zauberstab hätte, würde ich ihn dir schenken.« Und dann läuft sie ganz schnell die Treppe hinunter.
Kristian steht da, seine Hand auf der Stelle, wo ihre Hand ihn berührt hat, und lauscht ins Treppenhaus, bis die Haustür hinter ihr zuschlägt.
»Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hast.« Kaum ist Sakura gegangen, da steht der Vater schon in der Tür. Er betrachtet Kristian, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Du wirst erwachsen. Eine Freundin!«, sagt er ein wenig verlegen.
Kristian schweigt.
Katarina holt Tobias ab, sie sitzen noch am Küchentisch, essen Spaghetti mit roter SoÃe, die der Vater gekocht hat, und erzählen von dem, was sie in der letzten Woche erlebt haben. Es ist wie jeden Mittwoch ein Stück gemütliches Familienleben, auch wenn die Mutter seit Wochen dabei fehlt.
»Mutter hat angerufen«, erzählt Katarina. »Sie war krank. Jetzt geht es ihr besser.«
»Wann kommt sie zurück?«, fragen der Vater und Kristian gleichzeitig.
»Bald, hat sie gesagt. Sie kommt bald. Ich soll euch GrüÃe bestellen. Sie macht sich Sorgen um Kristian.«
»Ach, tut sie das?« Der Vater kann seinen Ãrger kaum unterdrücken. »Du hättest ihr sagen sollen, dass Kristian sie nicht mehr braucht. Der hat jetzt âne Freundin. Der ist kein Kind mehr, der wird jetzt selber zum Mann.«
Kristian ist froh, als Katarina wenig später mit Tobias aufbricht. Der Vater verlässt die Wohnung mit ihnen zusammen, er trifft sich noch mit Freunden, sagt er.
Katarina schaut etwas besorgt zu Kristian. Sie wissen beide, dass der Vater wohl eher in der Kneipe an der Ecke strandet und irgendwann in der Nacht mit Bier und
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