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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Erfahrung wusste ich allerdings, dass Irene das Wörtchen Nein nur ungern hörte. »Danke. Aber nur ein bisschen.«
    Eine Kanne mit Tee stand bereits auf dem Tisch, ich schenkte mir eine Tasse ein und probierte ihn. Es war schwarzer Tee, schon etwas bitter, aber noch ganz passabel.
    Man hatte mich nur unter der Voraussetzung aus dem Krankenhaus entlassen, dass jemand ein Auge auf mich hätte, und Sam hatte sich dazu bereit erklärt. Eigentlich sollte ich nur ein paar Tage bleiben, doch dann waren wir zurück zu meiner Wohnung gefahren, um ein paar Kleider für mich zu holen, und der Ersatzschlüssel war weg. Ich bewahrte ihn immer auf dem Bücherregal auf, doch da war er nicht mehr. Danach wollte ich nicht mehr nach Hause, auch dann nicht, als wir für teures Geld die Schlösser auswechseln ließen. Ich würde also noch eine ganze Weile bei den Everetts bleiben.
    »Du bist am Freitagabend spät nach Hause gekommen«, sagte sie. »Ich habe dich gar nicht kommen gehört.«
    »Ich war in der Arbeit«, sagte ich.
    »So spät noch? Glaubst du, das ist eine gute Idee, Annabel?«
    »War nicht so schlimm, ich musste noch was fertig machen, mehr nicht. Außerdem wurde ich zum Wochenenddienst eingeteilt – ich muss heute Morgen auch hinfahren.«
    Irene schnaubte missbilligend. »Dann solltest du ordentlich frühstücken«, sagte sie und schaufelte mir Eier mit Speck auf den Teller. Die Katze tapste auf meine bestrumpften Füße, hielt aber wohlweislich die Krallen zurück. Sie schnurrte und sabberte, vermutlich auch auf mich. Ich griff unter den Tisch, und sie legte ihr Köpfchen in meine hohle Hand.
    »Wo ist Sam?«, fragte ich, doch in dem Moment kam er durch die Hintertür herein, klopfte seine Turnschuhe auf der Matte ab und schnaufte. »Ich wusste gar nicht, dass du läufst«, sagte ich.
    »Das ist das erste Mal – seit Jahren – ist echt anstrengend«, sagte er. »Ist noch Tee da?«
    Ich schenkte ihm eine Tasse ein, und er setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch. Irene schaufelte auch seinen Teller voll, er fügte noch ein wenig Ketchup hinzu.
    »Ist vielleicht nicht der Sinn der Sache«, sagte er mit vollem Mund, »wenn man laufen geht und sich hinterher vollstopft.«
    »Wahrscheinlich.«
    Die Katze übertrug nun ihre Liebesbeweise auf Sam, scharwenzelte um seine Beine und hob flirtend ihren Schwanz zu einem Fragezeichen. Er unterbrach das Essen und steckte ihr ein Häppchen Speck zu, als Irene sich zum Spülbecken gedreht hatte.
    »Ich glaube, meine Katze hat vergessen, dass wir einmal zusammengelebt haben«, sagte ich.
    »Sei nicht albern«, sagte Sam. »Sie ist glücklich, weil sie weiß, dass alles in Ordnung ist, dass du in Sicherheit bist und es dir besser geht, das ist alles.«
    Sie ist glücklich, solange sie jemand mit Speck füttert und sie hinter den Ohren krault, dachte ich. Doch wer konnte ihr verübeln, dass sie sauer auf mich war? Ich hatte sie tagelang völlig ignoriert. Sie musste geglaubt haben, ich hätte sie verlassen. Es grenzte an ein Wunder, dass sie überhaupt geblieben war.
    »Wohin gehst du?«
    So schön es auch war, bei jemandem zu wohnen, der nett zu einem war, sich um einen kümmerte und fragte, wo man hinging und wann man wieder nach Hause kam, Essen kochte und dafür sorgte, dass man Tee trank – ich kam mir langsam vor wie ein Teenager.
    »Ach, zur Arbeit«, sagte ich, aß etwas Speck und versuchte so, diese Unterhaltung im Keim zu ersticken.
    »Oh?« Plötzlich war Sam hellwach – er witterte eine Geschichte. »Du willst sonntags arbeiten?«
    Ich holte tief Luft. Wie konnte ich nur dafür sorgen, dass das alles weniger aufregend klang? »Nicht wirklich, ich mache ein paar Überstunden, weil ich Tabellen aktualisieren und mich auf den neuesten Stand bringen muss. Ich will ja bald wieder richtig anfangen.«
    »Wenn du Überstunden machen musst, heißt das, dass da irgendwas im Busch ist. Ich weiß, dass die normalerweise kein Geld für Überstunden haben. Was ist los? Geht es um die Ermittlungen? Wurde eine weitere Leiche gefunden?«
    »Sam«, sagte Irene, »hör auf, ihr auf die Nerven zu gehen. Annabel, sag ihm, dass er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll.«
    »Er ist Journalist«, sagte ich. »Meine Angelegenheiten sind leider auch seine Angelegenheiten.«
    »Ich fahr dich hin«, sagte er. »Du kannst mich anrufen, wenn du fertig bist. Ich muss sowieso in die Stadt.«
    »Das könnte länger dauern«, sagte ich, denn ich wollte nicht, dass er stundenlang auf

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