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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Auto und warte exakt fünf Minuten ab. Dann starte ich den Wagen erneut und fahre zur Hauptstraße zurück. Sie ist immer noch belebt, die Straßenlaternen beleuchten ihren Weg. Sie fühlt sich bestimmt sicher, bei all den Autos und Menschen um sie herum. Sie fühlt sich nicht einsam. Sie fühlt sich nicht bedroht, nicht im Geringsten – das ist gut. Sehr gut.
    Ich fahre an sie heran und lasse auf der Beifahrerseite das Fenster herunter.
    »Audrey!«
    Sie bleibt stehen und sieht erst mich und dann das Auto an. Sie wirkt ziemlich benebelt, Verwirrung spiegelt sich auf ihrem Gesicht. Und sie ist betrunkener, als ich gedacht hätte. Das ist auch gut.
    »Colin?« Sie kommt zum Wagen und lehnt sich ein wenig zum Fenster herein.
    »Soll ich dich mitnehmen?«
    Der Wagen ist warm, ich spüre die kalte Luft durch das Fenster eindringen. Als sie sich zu mir vorbeugt, sehe ich ihr Dekolleté. Ich zwinge mich wieder zum Augenkontakt und lächle sie beruhigend an.
    »Oh, nett von dir, aber ich bin schon fast zu Hause.«
    »Na komm, ich fahre dich das letzte Stück. Steig ein.«
    Meine Selbstsicherheit und meine unverfängliche Freundlichkeit geben den Ausschlag. Der Verzicht auf jegliche Erklärung. Die Tatsache, dass man nicht bettelt, sondern klar formuliert und die Zustimmung des Gegenübers voraussetzt. Außerdem tun ihr die Schuhe weh, und draußen ist es bitterkalt. Was kann ihr außerdem knapp eine Meile von zu Hause entfernt in Gegenwart eines Bekannten schon passieren?
    Sie riecht nach Wein, Zitrusparfum und getrocknetem Schweiß. Ich sauge den Duft verstohlen ein und versuche, mich unverbindlich mit ihr zu unterhalten.
    »Und, wie läuft es mit Vaughn?«
    »Wir haben uns getrennt«, sagt sie.
    »Wirklich? Oh, das tut mir aber leid. Das hat er mir gar nicht erzählt.«
    »Er will es ja auch nicht wahrhaben.«
    »Was ist passiert?«
    Als ich vor einer Ampel anhalte, sieht sie aus dem Fenster.
    »Er ist einfach – nicht der Richtige für mich. Nicht, dass er etwas falsch gemacht hätte; er ist ein netter Kerl.«
    »Aber es ist an der Zeit, mal was Neues zu probieren?«
    Diesmal lächelt sie mich kurz an – nur eine Sekunde –, und ich zögere. Tue ich das Richtige? Noch könnte ich einen anderen Weg einschlagen. Noch könnte ich sie einfach nach Hause fahren, ihr meine Telefonnummer geben, ihr ein schönes Wochenende wünschen und sie fragen, ob sie mal mit mir ausgehen will. So macht man das doch für gewöhnlich, oder? »Ja«, sagt sie. »Zeit, mal was Neues zu probieren.«
    Ich strecke meine Hand aus und lege sie auf ihr Knie – keinen Zentimeter höher –, doch sie stößt sie unbeholfen weg.
    »Colin, was fällt dir ein?« Ihre Stimme klingt schrill. »Ich weiß, ich bin ein wenig beschwipst, aber das heißt noch lange nicht, dass du das ausnutzen darfst, okay?«
    Ich spüre, wie mir die Galle hochsteigt. Audrey, wie konntest du nur? Wie konntest du alles so schnell zerstören?
    »So war das nicht gemeint«, sage ich kühl. Die Ampel steht immer noch auf Rot. Ihr Schein fällt ins Auto und taucht alles in rotes Licht.
    Daraufhin entspannt sie sich ein wenig. »Schon in Ordnung, tut mir leid, ich habe etwas überreagiert, momentan bin ich ein wenig nervös. Die nächste Straße links – gleich da oben auf dem Hügel.«
    Ich sehe zu ihr rüber und atme wieder ihren Duft ein. Das ist der Wendepunkt, genau hier, genau jetzt. Ich kann sie immer noch zu Hause absetzen, und nichts wäre passiert. Ganz ohne Risiko. Ich kann sie aber auch jetzt und hier in meine Gewalt bringen und die Reise meines Lebens in eine andere Richtung fortsetzen. Ihr Verhalten, die Missachtung in ihren Augen steigern mein Begehren nur noch. Sie wird sich zweifellos wehren. Doch es wird sich toll anfühlen, ihren Willen zu brechen. Das wäre ein viel größerer Kick, als Leuten beim Sterben zuzusehen, die sowieso keinerlei Kampfgeist mehr haben.
    Sie sieht mich betrunken, geradezu herausfordernd an. Als wollte sie sagen: »Versuch’s doch.«
    Die Ampel schaltet auf Grün, ich fahre den Hügel hinauf.

 
    Annabel
    Ich wachte am Sonntag schon früh auf, zog meine Sachen an, die ich zur Arbeit trage, und ging hinunter. Irene war in der Küche und brutzelte irgendwas zum Frühstück. Meine Katze, die sich hier viel schneller als gedacht eingelebt hatte, strich mir liebevoll um die Beine.
    »Ignorier sie einfach – sie hat schon gefressen«, sagte Irene, als ich hereinkam. »Rühreier mit Speck?«
    Es roch gut, aber ich hatte keinen Hunger. Aus

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