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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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mir jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Gut gemacht, Annabel, danke, dass du den beschissenen Fall für uns gelöst hast, jetzt verpiss dich bitte wieder in die simple Fallanalyse, wo du hingehörst.
    »Du darfst mir nichts über das Verhör sagen, stimmt’s? Ich erfahre nicht, was er gesagt hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Das war’s. Das verstehst du doch, oder?«
    »Ja«, sagte ich und spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich stieß mich vom Stuhl hoch, bevor er sie sehen konnte. »Trotzdem, danke noch mal. Und viel Glück.«
    Er wollte noch etwas sagen, doch ich konnte nicht länger bleiben. Ich loggte mich aus und zog mir dabei den Mantel an. Als ich fertig war, hing er wieder am Telefon. Ich winkte ihm noch kurz freundschaftlich zu, dann rannte ich den Gang hinunter in die Damentoilette und fing an zu schluchzen.

 
    Colin
    Als es an der Tür klopfte, wollte ich eigentlich nicht öffnen. An einem Sonntag? Das konnten nur die Zeugen Jehovas oder schlimmer noch ein Vertreter sein, der mir einen neuen Stromanbieter aufschwatzen wollte. Ich setzte ein freundliches, aber bestimmtes Lächeln auf, um denjenigen so schnell wie möglich wieder loswerden.
    Und natürlich gefror mir das Lächeln im Gesicht, als ich die Tür öffnete.
    »Colin Friedland? Ich bin DC Keith Topping, das ist mein Kollege DC Simon Lewis. Dürfen wir reinkommen?«
    »Das passt gerade nicht so gut«, sagte ich und musterte die beiden von Kopf bis Fuß. Der jüngere – Lewis? – war größer als ich und doppelt so breit – ein Rugbyspieler, wie er im Buche steht. Ich hätte ihn am liebsten gefragt, auf welcher Position er spielte, ließ es dann aber bleiben.
    »Oh?«, sagte Lewis. »Wieso das?«
    »Ich mache gerade Mittagessen«, sagte ich.
    »Ich fürchte, es ist ziemlich dringend«, sagte Topping.
    Was für ein Name. Keith Topping? Ich wette, er wurde in der Schule gehänselt. Wie hatten sie ihn wohl genannt? Tip-Top?
    Nach einer kurzen Diskussion in meinem Haus wurde ich verhaftet, sie brachten mich hinaus zum Polizeiwagen, der außer Sichtweite am Ende der Straße parkte. Komisch, aber mein erster Gedanke, als ich sie sah, war nicht, dass meiner Mutter im Heim etwas zugestoßen war. Nein, ich wusste sofort, warum sie gekommen waren. Und es fühlte sich wie der Beginn eines neuen, aufregenden Kapitels an. Wie ein neues Spiel mit neuen Regeln. Ich saß hinten im Wagen, meine Hände waren unbequem mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, und ich lächelte voller Vorfreude auf das, was mich erwartete.
    Strohdumm, die beiden. Sie führen auch das Verhör durch. Der Schmächtige sitzt in diesem Moment auf einem bequemen Stuhl in einer Ecke, der Dicke mir gegenüber auf einem Plastikstuhl, der für seinen fetten Arsch viel zu klein ist. Ich bin gespannt, was sie so draufhaben.
    »Colin Friedland, sind Sie im Klaren darüber, dass Sie wegen des Mordes an Rachelle Hudson, Robin Downley, Shelley Burton, Edward Langton, Dana Viliscevina und Eileen Forbes verhaftet wurden? Sie haben das Recht zu schweigen. Allerdings könnte es sich später bei Gericht negativ auf Ihre Verteidigung auswirken, wenn Sie die Fragen nicht sofort beantworten, auf die Sie vor Gericht Bezug nehmen wollen. Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
    Ich sage nichts.
    »Wie ich vorhin schon sagte, haben Sie das Recht auf einen Anwalt. Sie wollen darauf verzichten. Ich möchte Sie gerne darauf aufmerksam machen, dass Sie Ihre Meinung jederzeit ändern können. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja«, sage ich. »Ich brauche keinen Anwalt.«
    »Dieses Verhör wird auf Video aufgezeichnet, Colin. Haben Sie verstanden, was ich Ihnen bisher gesagt habe?«
    »Ja, natürlich«, sage ich.
    »Gut, dann lassen Sie uns anfangen. Wann sind Sie Rachelle Hudson zum ersten Mal begegnet?«
    Über diese Frage muss ich ernsthaft nachdenken. Sie glauben, ich bin eine harte Nuss, das sehe ich genau. Sie haben sich wie die Fischer im Nordatlantik auf eine lange Fangfahrt eingestellt. »Das muss Anfang Februar gewesen sein. Ich kann mich aber nicht mehr an das genaue Datum erinnern.«
    Ich hätte eigentlich erwartet, dass sie Blicke wechseln; spüre förmlich ihr Erstaunen wie kleine elektrische Stromschläge zwischen ihnen. Sie hatten nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, nicht wahr? Dennoch haben sie keine Ahnung, nicht wirklich.
    »Wo sind Sie sich begegnet?«
    »Im Park in Baysbury. Sie joggte. Nein, genauer gesagt, sie

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