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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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ob er überhaupt wusste, dass dieser Vertrag mit der Telefongesellschaft den mühsamen SIM-Karten-Tausch zunichtemachte.
    Der DCI rieb sich die Hände. »Ich finde, wir haben uns eine Tasse Tee verdient, meinst du nicht? Ich gehe schon. Wie trinkst du ihn?«
    Er konnte natürlich keinen Tee machen, weil keine Milch da war. Also nahm er mich mit nach oben in die Kantine, die normalerweise ziemlich voll war. Doch heute, an einem Sonntag, saßen nur ein paar Streifenbeamte da, die schnell ihre Sandwiches aßen und dann wieder in die Stadt düsten. Wir holten Kaffee aus dem Automaten, setzten uns zu ihnen und schwiegen betreten.
    »Ich muss ständig an Eileen Forbes denken«, sagte er.
    »An Eileen? Warum?«
    »Es war eine Frage von Stunden, mehr nicht. Hätten wir die Sache ernster genommen – wären wir ihm ein wenig früher auf die Spur gekommen –, hätten wir sie vielleicht retten können.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich«, sagte ich. »Ich glaube, den Punkt hatte sie schon viel früher überschritten. Außerdem hatte er ganz offensichtlich eine gewisse Kontrolle über ihr Bewusstsein. Daran hättest du nichts ändern können.«
    »Dich haben wir auch gerettet.«
    Ich antwortete nicht. Ich musste an Sam denken und fragte mich, ob er derselben Meinung war.
    »Wie geht’s zu Hause?«, fragte er beiläufig.
    »Gut«, sagte ich, denn ich wollte nicht lang und breit erklären müssen, wie es kam, dass ich bei einem Reporter des Chronicle wohnte, den ich erst seit ein paar Wochen kannte. Bei seinen Verwandten. Mit meiner Katze.
    Ich bemerkte, dass er krampfhaft nach einem Gesprächsthema suchte, sich eine Frage nach der anderen überlegte, sie dann aber wieder verwarf – Freund? Nein, zu persönlich … Familienumstände? Sie könnte zu weinen anfangen … Kinder, Haustiere? Ebenfalls …
    »Wenigstens regnet es nicht«, sagte ich.
    »Ja«, antwortete er, offensichtlich erleichtert. »Schade, dass wir hier drinnen festsitzen.«
    Sein Handy klingelte so laut, dass ich zusammenzuckte.
    »Sie haben ihn«, sagte Paul, als er aufgelegt hatte. »Er wird gerade verhaftet.«
    Bis zu dem Augenblick war ich voller Begeisterung gewesen.Dass ich bis zur Verhaftung mit an einem Fall gearbeitet hatte, war noch nie vorgekommen. Doch jetzt war da noch etwas anderes – ein Gefühl der Erleichterung, dass es vorbei war, dass ich aus einem langen Schlaf erwachte und mein Leben von Neuem beginnen konnte.
    Wir nahmen den Kaffee zurück in unser Büro.
    Danach hörte das Telefon nicht mehr auf zu klingeln. Der Fall klärte sich langsam. Höhere Polizeifunktionäre sprachen mit Paul und boten ihm ihre Hilfe an, damit auch sie ein paar Lorbeeren eines Falls erhaschen konnten, der im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen würde. Mit so einem Fall konnte man Karriere machen. Immer wenn Paul den Hörer auflegte, mussten wir lachen, weil sich anfangs niemand dafür interessiert hatte und jetzt unser Job plötzlich der wichtigste in Briarstone zu sein schien. Ich erwähnte nicht, dass ich bereits eine ganze Weile an dem Fall gearbeitet hatte, bevor ihn irgendwer ernst nahm – inklusive ihm.
    »Und was passiert jetzt?«, fragte ich.
    »Er kommt in Untersuchungshaft, und wir werden sofort die Spurensicherung in sein Haus schicken. Keith und Simon werden die erste Vernehmung durchführen. Sobald sie fertig sind, halten wir ein Meeting und besprechen die weitere Verhörstrategie.«
    »Kann ich noch irgendwas tun?«
    »Ja«, sagte er. »Du kannst nach Hause gehen.«
    »Was?«
    »Annabel, deine Mitarbeit an dem Fall war von zentraler Bedeutung, das weißt du. Aber du bist zugleich auch Opfer. Du hättest nach allem, was passiert ist, gar nicht erst herkommen dürfen. Daran ist Frosty schuld, ehrlich wahr. Er wusste nicht, was er mit den ganzen Telefonrechnungen anfangen sollte, hat mit Kate darüber gesprochen, und die hat es dir weitererzählt.«
    »Ich bin froh, dass sie es mir gesagt hat. Ich bin wirklich sehr froh darüber.« Mir schnürte es die Kehle zu. Ich fühlte mich übergangen.
    »Wir hätten das ohne dich niemals geschafft«, sagte er freundlich. »Doch wir müssen dich jetzt leider von den Ermittlungen ausschließen, denn wenn wir dich im Team behalten, könnte das die Strafverfolgung gefährden. Sobald der Staatsanwalt eingeschaltet worden ist, wirst du eine wichtige Zeugin sein. Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
    Er hatte recht. Ich wusste, dass er recht hatte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, als habe

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