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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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wenigstens sah ich nun in dem Abend, der vor mir lag, ein gewisses Potenzial. Audrey, Audrey, dachte ich, du kleines Luder. Du steckst voller Überraschungen.
    Vaughn hatte den Platz mir gegenüber am Tisch für sie vorgesehen, vermutlich damit er seine schwitzige Klaue auf ihr Knie legen konnte, doch sie hatte ganz offensichtlich andere Pläne. Als wir beim Hauptgang waren, spürte ich, wie sie mit ihrem Fuß über meinen strich. Zuerst zog sie ihn weg, blickte auf und sah mich entschuldigend lächelnd an, als habe sie mir einen Tritt versetzt und mich nicht einfach nur mit dem Tischbein verwechselt. Ich sah sie an und ließ meinen Fuß, wo er war. Kurz darauf kehrte ihr Fuß zurück, diesmal drückte sie ihn sanft an meinen, während Vaughn irgendwas von Aktienkursen laberte und sie ihm eine Extraportion Sauce auf den Teller löffelte. Das Essen war akzeptabel, das musste ich ihr lassen.
    Nach dem Abendessen bat Audrey Vaughn darum, die Teller in die Küche zu bringen, führte mich mit der zweiten Flasche Wein ins Wohnzimmer und füllte mein Glas auf, während ich mich auf Vaughns Ledersofa setzte. Als sie sich nach vorne beugte, hatte ich einen hervorragenden Blick in ihr Dekolleté, obwohl ich natürlich versuchte, mir das nicht anmerken zu lassen. Sie hatte wohlgeformte, runde Brüste, der Stoff ihres Oberteils spannte darüber, und ich schnappte einen Hauch ihres Parfums auf – vielleicht war es auch die Seife oder das Duschgel, das sie heute Abend benutzt hatte, um sich auf meinen Besuch vorzubereiten. Ich fragte mich, ob sie sich gerade vorstellte, wie ich mein Gesicht zwischen ihren Brüsten vergrub, oder ob sie die Möglichkeit in Betracht zog, Sex mit mir zu haben.
    »Der ist gut, nicht wahr?«, fragte sie. Sie hatte sich neben mich auf das Sofa gesetzt, obwohl es im Raum noch ein weiteres Sofa gab. Sie rollte sich wie eine Katze gemütlich zusammen und streckte mir ihre nackten, gepflegten Füße mit den hellrosa lackierten Nägeln entgegen. Wie war ich nur auf die Idee gekommen, sie wäre fünfzig? Sie war dreißig, wenn überhaupt.
    »Wer?«, fragte ich.
    »Der Wein.«
    »Ja«, sagte ich, obwohl er für mich wie Essig schmeckte. Ich hätte doch etwas Besseres mitbringen sollen. Einen Wein, über den wir uns richtig hätten unterhalten können. Ich bemerkte sofort, dass Audrey eine Frau war, die wusste, was sie wollte.
    In der Küche klapperte Vaughn mit Tellern und Besteck und untermalte damit unsere Unterhaltung.
    »Was machst du so?«, fragte sie mich. »Vaughn hat es mir gar nicht erzählt.«
    »Ich bin leitender Performance Analyst bei der Gemeinde.«
    »Klingt aufregend«, sagte sie lachend. Zu meiner Erleichterung war das eine glatte Lüge. Sie hatte Sinn für Ironie. In so eine Frau konnte ein Mann sich verlieben, dachte ich. Jetzt wollte ich sie nicht nur vögeln, sondern auch heiraten.
    »Will jemand Kaffee?«, rief Vaughn aus der Küche.
    »Ja, bitte«, antwortete Audrey. Sie legte ihren Kopf auf die Kissen, zeigte mir ihren Hals und noch mehr von ihrem reizenden Dekolleté. Ich wäre mit meiner Zunge am liebsten von ihrem Ohr bis hinunter zwischen ihre Brüste gefahren.
    »Und du?«, fragte ich. »Was machst du so?«
    »Ich bin beim Sozialamt«, sagte sie.
    Bei diesen Worten war ich so erregt, dass meine sonst so geschulten Konversationsfähigkeiten ins Wanken gerieten: Wahrscheinlich wurde zu viel Blut vom Kopf nach unten in wichtigere Körperregionen geleitet. Was sollte diese Unterhaltung überhaupt? Wir wollten doch etwas ganz anderes, wir wollten Vaughn loswerden, damit wir vögeln konnten. Sie wollte es genauso wie ich.
    In dem Moment, als mir dieser Gedanke in den Sinn kam, wusste ich, dass ich handeln musste.
    Ich räusperte mich und stand auf. Sie blickte erstaunt zu mir hoch.
    »Ich – äh … Dürfte ich kurz das Bad benutzen?«
    Sie lächelte erleichtert. »Natürlich. Es ist oben. Ich fürchte, das unten funktioniert gerade nicht.«
    Ich ging verlegen die Treppe hinauf. Als ich oben angelangt war, sah ich nach links in Vaughns Schlafzimmer – ehrlich gesagt hätte ich auf den Anblick verzichten können: hellgraue Wände, die hinterste war mit einer dramatischen Schwarz—Weiß-Tapete verziert. So was nannte man wohl »Themenwand«. Ich würde Kopfschmerzen bekommen, wenn ich dort schlafen müsste.
    Und das Badezimmer? Natürlich hatte ich nicht die Absicht, es zu benutzen. Ich wartete auf sie.
    Ich schloss die Tür nur halb hinter mir, sah mir die glänzenden Wasserhähne, die

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