Wofuer es sich zu sterben lohnt
hätte.
In Schweden würde Theo ein Zeuge wie alle anderen sein. Sie konnte ihn zu nichts zwingen. Er würde sicher nach Hause fahren wollen, und sie würde ihn nicht da ran hindern können. Er würde mit Mariam sprechen, aber auch daran konnte sie nichts ändern. Offiziell wusste sie ja nichts über den Verdacht, der gegen Mariam bestand. Of fiziell wusste sie nicht, dass Mariam mit falschen Papieren eingereist war.
Früh genug würde ein Fax von der äthiopischen Polizei einlaufen und die Frage zur Sprache gebracht werden, und sie würden sich der bürokratischen Seite der Situation stel len müssen.
Das unbürokratische Problem machte ihr größere Sor gen. Bestand irgendein Risiko, dass Mariam die Reihe der ermordeten Röntgenärzte noch verlängern würde? Und was könnte Monika in diesem Fall unternehmen, um das zu verhindern?
Am Ende begnügte sie sich damit, Theo zu bitten, er möge Mariam zur Vorsicht mahnen.
»Du solltest ihr ganz genau erzählen, was passiert ist. Was die Polizei in Äthiopien weiß. Welchen Verdacht sie hat. Bitte sie, auf der Hut zu sein und uns sofort anzuru fen, wenn irgendetwas passiert.«
Das klang wenig hilfreich. Sag piep, wenn jemand dich umbringen will.
»Hier hast du meine Durchwahl und meine Mobilnum mer.«
Das war ein wenig besser, aber viel war es auch nicht.
Theo rief Mariam an, sowie die Telefone wieder einge schaltet werden durften. Sie meldete sich, bisher war ihr also noch nichts passiert.
Theo fuhr mit einem Taxi nach Alby, Mariam wollte es bezahlen. Monika fuhr geradewegs zum Revier, mit dem bohrenden Gefühl, nicht genug getan zu haben.
Polizeirevier, Kungsholmen
Die Stimmen waren schon vom Gang her zu hören. Bosse schrie, sie hätten ihre Arbeit ja wohl rechtzeitig erledigen können, Daga sagte, er solle sich beruhigen oder den Raum verlassen. Offenbar entschied er sich für die erste Möglich keit, denn es wurde still, und er blieb im Zimmer.
Monika klopfte an und ging hinein.
Bosses Gesicht war rot angelaufen, seine Haare sahen aus, als ständen sie unter Strom. Er schwenkte einige dicht beschriebene Blätter und sagte, ohne Monika zu begrü ßen:
»So sind die verdammten Gerichtsmediziner. Jetzt erst haben sie Juri obduziert. Erst jetzt!«
Monika konnte nicht fragen, was bei der Obduktion he rausgekommen sei, denn schon schrie er weiter:
»Die haben zwei verdammte Einstichkanäle gefunden. Zwei! Eine Hautverletzung, die genau mit dem Messer übereinstimmt, aber das ist zweimal in seinen Rücken ge bohrt worden, behaupten sie. Robert, Matildas Vater, hat Juri einmal verletzt und wurde dann niedergeschlagen. Sagt er. Was ergibt das für einen Sinn, verdammt noch mal? Scheiße, der Typ hat doch schon gestanden!«
»Hat er irgendeine Erklärung dafür, dass auf dem Messer keine Fingerabdrücke waren?«, fragte Monika.
Bosse fuhr herum, als ob er sie niederschlagen wollte.
»Es gibt nicht überall Scheißfingerabdrücke.«
»Aber meistens gibt es welche auf einem Messer, das je mandem in den Rücken gebohrt worden ist. Falls man sie nicht abwischt, und das kann man ja nicht, wenn man k.o. geschlagen worden ist. Trug er Handschuhe?«
»Hallo, Monika«, sagte Daga eilig. »Schön, dass du wie der da bist. So, wie du aussiehst, war die Reise offenbar ein Erfolg. Ja, wie du hörst, ist die Sache nicht so klar und einfach, wie ich bei unserem Telefongespräch geglaubt habe.«
Bosse, der immer noch außer sich vor Wut war, drehte sich zu Daga herum:
»Nicht so klar und einfach! Wir stehen wieder am Aus gangspunkt, wenn wir diesem Bericht glauben. Die Wunde im Schulterblatt, die Robert zugegeben hat, hat nur gerin gen Schaden angerichtet. Danach ist ihm das Messer noch einmal in den Leib gerammt worden, und diesmal genau ins Herz. Das klingt doch total krank!«
Monika sagte zu Daga: »Ich habe einen Vorschlag, wie wir vom Ausgangspunkt ein paar Straßen weiterkommen können. Dieser Vorschlag beruht auf einem langen Gespräch, das ich mit Theo über den Freitagabend geführt habe.«
Daga sah sie dankbar an, Bosse glotzte wütend, aber bei de hörten zu.
»Wir brauchen den Freund der Psychologin, den Motor radfahrer. Theo sagt, dass er dort war, gleich beim Dickicht, aber Theo weiß nicht genau, wann das war. Dann müssen wir mit Farida sprechen, einer Schülerin aus der Klasse, die das Fest nicht besuchen durfte, die aber offenbar trotzdem hingeschlichen ist.«
Sie sah Daga zögernd an.
»Ich habe Theo nach Hause geschickt. Ich dachte doch, alles
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