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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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geschmeidigen Körper. Das konnte ja ein Vorteil sein, wenn man jemanden erstechen wollte, der gut im Thaibo xen war. So weit ließ sie ihre Gedanken abschweifen, dann rief sie sich zur Ordnung. Bis auf weiteres war Kaj ein Zeu ge wie alle anderen.
    »Ein Schüler, mit dem wir gesprochen haben, sagt aus, dass in der Nähe der Tagesstätte ein großes silberfarbenes Motorrad stand, ehe Juri gefunden wurde. Ein Jemand in schwarzer und silberner Motorradkluft wanderte bei dem Wäldchen auf und ab.«
    Monika musterte Kajs Lockenpracht.
    »Dieser Mann hatte den Helm abgenommen, er hatte lange Locken. Waren Sie das?«
    Kaj nickte sorglos, als hätte Monika ihn gefragt, ob sei ne Adresse stimmte.
    »Aber warum haben Sie sich nicht bei uns gemeldet?«
    »Warum hätte ich das tun sollen? Erstens habe ich kein Vertrauen zu euch. Ihr könntet doch glauben, ich hätte den kleinen Mistkerl umgebracht, und ich kann nicht beweisen, dass ich ihn nicht einmal gesehen habe. Zweitens würde ich dem Mörder gern einen Blumenstrauß schicken. Für mich gibt es nicht sehr viel Grau - die Dinge sind entwe der weiß oder schwarz, und Juri war verdammt noch mal so schwarz, wie das überhaupt nur möglich ist.«
    »Was für eine Beziehung hatten Sie zu ihm?«
    »Gar keine. Ich habe doch schon gesagt, dass ich ihn nie mals gesehen habe. Aber er hat Louise schikaniert. Er hat alle schikaniert, die schwächer oder netter waren als er. Sol che Menschen haben doch keine Daseinsberechtigung.«
    »Wer weiß«, sagte Monika leise, »was in fünf oder zehn oder zwanzig Jahren aus Juri geworden wäre.«
    »Ein teurer Dauergast im Knast. Kommen Sie mir bloß nicht mit diesem Sozialgefasel.«
    Monika seufzte. Aber es war nicht ihre Aufgabe, die An sichten anderer zu bewerten. Sie musste sich wieder der Aufgabe widmen, die hier zu erledigen war.
    »Sie waren also beim Dickicht. Wissen Sie, wie spät es war?«
    »Keine Ahnung, Ich habe eine Weile gewartet, ehe ich Louise angerufen und gefragt habe, ob sie mit nach Hause kommen wollte.«
    »Warum sind Sie hingefahren?«
    »Ich war neugierig darauf, was diese Jugendlichen so machten. Louise hat so oft von ihnen erzählt, also woll te ich mir selbst einen Eindruck verschaffen. Da führte ein kleiner Weg vorbei, und ich habe einfach mal vorbeige schaut.«
    »Und was haben Sie gesehen?«
    »Einen besoffenen Vater.«
    Kaj schüttelte den Kopf.
    »Da wird davon gefaselt, dass die Kinder nicht trinken sollen, und dann liegen die Eltern zugedröhnt im Gebüsch. Widerlich!«
    »Wie sah dieser Vater aus?«
    »Schüttere Haare, rot angelaufen, Brille. Dünn. Häss lich.«
    »Sie haben nicht nachgesehen, ob es ihm schlecht ging?«
    Kaj musterte sie belustigt.
    »Das habe ich nicht. Vielleicht hätte ich es getan, wenn ich Krankenschwester oder Polizist wäre oder einen ande ren Beruf hätte, in dem man sich hilfsbereit zeigen muss. Ich bin aber Börsenmakler. Ich falle in Ohnmacht, wenn ich Blut, Wunden und Erbrochenes sehe, und finde Betrun kene abstoßend. Deshalb, nein, ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, ihn mir genauer anzusehen. Ich bin zu meiner Mühle zurückgekehrt und eine Weile durch die Ge gend gefahren, und dann habe ich Louise angerufen.«
    Wohin bist du gefahren, dachte Monika. Wie schnell? Wir können das herausfinden, die Zeit messen. »Eine Wei le durch die Gegend gefahren« gibt es bei uns nicht. Aber für den Moment ließ sie ihm diese Antwort durchgehen und fragte stattdessen:
    »Überwachen Sie sie häufiger?«
    Kaj hob die Augenbrauen.
    »Ach, Sie haben doch ein wenig Temperament. Überwa chen ist ein so belastetes Wort. Ich denke eigentlich, dass ich auf sie aufpasse. Damit ihr nichts passiert.«
    Monika ließ eine Weile ihr Schweigen sprechen, dann fragte sie:
    »Haben Sie dort andere Leute gesehen, in der Nähe des Dickichts?«
    »Einen dunkelhäutigen Jungen, der aus der Tagesstätte kam, aber er ging in die andere Richtung. Ein Mädchen mit Schleier oder Kopftuch oder wie das heißt, das lief hin und her und sah einsam aus.«
    Das stimmte mit Theos Aussage überein. Fragt den Ty pen auf dem Motorrad, hatte er verschlafen gesagt, fragt Farida.
    Monika zog das Klassenfoto hervor. Farida Moussawi saß in der Mitte einer Reihe, sie lächelte freundlich, und ihre Haare waren bedeckt. Sie zeigte Kaj das Foto.
    »War sie das?«
    »Keine Ahnung. Die sehen doch alle gleich aus.«
    Kaj starrte Monika an, wie um sie herauszufordern oder um ihr einen klugen und überraschenden Spruch zu ent

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