Wofuer es sich zu sterben lohnt
wohl jemals von ihr gehört? Hätte Babs in ihrem ewigen Krieg mit sich selbst darin Trost gefunden?
Monika wusste es nicht. Aber eigentlich spielte das auch keine Rolle.
Monika hatte die Wände selbst streichen wollen, doch Eloise, die Juristin, die ihr bei der Schadenersatzklage ge holfen hatte, hatte sie daran gehindert.
»Monika, du darfst diese schöne Wohnung keinem Ama teurangriff aussetzen. Du würdest dir doch auch nicht sel ber die Zähne korrigieren. Keine Panik, ich kenne ein paar richtig tüchtige Jungs, die dir helfen können. Verlass dich auf mich, ich verspreche dir, dass du dir das leisten kannst.«
Die tüchtigen Jungs waren gekommen und gegangen und hatten eine Wohnung mit frisch geschliffenem Boden, glänzendem Schnitzwerk, Fußbodenheizung im Bad und einer nach Monikas Wünschen maßgeschneiderten Küche hinterlassen.
Es war, wie sich ein Kleid schneidern zu lassen, etwas, worüber sie nur in Büchern gelesen hatte.
Sie reckte sich im Bett, das genauso bequem war, wie die Broschüre es versprochen hatte.
Sie war zufrieden. Zufrieden mit ihrem Zuhause. Zufrie den damit, dass sie wieder arbeitete, auch wenn es bisher nur ein Tag gewesen war. Es war offenbar eine neue Reha Maßnahme, die Leute freitags anfangen zu lassen, damit die Woche nicht so lang würde. Sie freute sich ungeheuer darüber, dass sie wieder gesund war. Ihr verletztes Bein hat te sich auf wunderbare Weise selbst geheilt.
Zwei Artikel in der Morgenzeitung am Samstag hatten sie an die Arbeit denken lassen. Sie waren offenbar in letz ter Minute geschrieben worden, da es an Details fehlte. Ein Schüler war bei einer Messerstecherei ums Leben gekom men, und drei Häftlinge waren aus einer Justizvollzugsan stalt ausgebrochen.
Sie war ein wenig neidisch auf die Kollegen geworden, die sich mit ihren Informationen zusammensetzten. Sie selbst hatte sich auf die Suche nach einem Schlafzimmer teppich gemacht, hatte aber keinen gefunden. Babs hat te alle Teppiche, die sie sich ansah, kritisch kommentiert: »Viel zu langweilig. Viel zu zahm.«
Die Mitarbeiter der Abendzeitungen hatten sich offen bar nicht entscheiden können, was die wichtigere Nach richt war - die ausgebrochenen Häftlinge oder der ermor dete Schüler. Als sich herausstellte, dass der Schüler bereits neunzehn Jahre und der Polizei nicht unbekannt gewesen war, ließ das Interesse an ihm nach. Die Häftlinge waren da schon sensationeller. Sie waren garantiert gefährlich, ver mutlich bewaffnet, und sie konnten überall auftauchen.
Am Sonntag hatten die Häftlinge den Schüler aus den Schlagzeilen verdrängt. Sie befanden sich weiterhin auf freiem Fuß, die Allgemeinheit war in Gefahr, das Polizei aufgebot war das größte aller Zeiten. Trotzdem gab es kei ne Spuren.
Erst weit hinten in der Zeitung erfuhr Monika, dass bis her niemand des Mordes an dem neunzehnjährigen Schü ler verdächtigt wurde. Das fand sie interessant. Die entlau fenen Häftlinge waren ihr dagegen egal. Die ärgerten sie nur. Zuerst investiert die Polizei eine Menge mit Steuern bezahlte Arbeitsstunden, um diese Typen zu finden. Dann brechen sie aus, was abermals eine Menge Arbeitsstunden erfordert, nur um sie wieder einzufangen.
Es war so, wie vor dem Haus eine Ladung frisch gewa schener Bettwäsche fallen zu lassen und alles noch einmal waschen zu müssen.
Nein, es war die Mordermittlung, wegen der sie sich zur Arbeit zurücksehnte. Sie hoffte, dass Bosses Einstellung zu ihr und ihrer Arbeit sich nach dem Wochenende gebessert haben würde. Sie hoffte, eine interessante Aufgabe zuge teilt zu bekommen.
Es war Viertel vor neun. Endlich Zeit, um zur Arbeit zu ge hen.
Gehen war hier das Stichwort.
Plötzlich wohnte sie in Gangentfernung zum Revier. Sie würde nie mehr den Arbeitstag auf einem überfüllten Bahnsteig beginnen müssen, mit Warten auf einen Pendel zug, der nicht kam.
Sie spazierte an der Kastanie mitten auf dem Jaktvarvs plan vorbei, die aussah, als habe sie gut geschlafen. Sie bog in die Polhemsgata ein, wo das Gras jetzt wie eine hellgrü ne Punkfrisur aus der schwarzen Erde der Beete wuchs.
Sie kam früh, aber Bosse war bereits da. Er saß im Schreib tischsessel und las Nachrichten im Internet. Er schaute nicht auf, als sie hereinkam.
Das ging jetzt ja wohl zu weit.
Ehe sie etwas sagen konnte, wurde an den Türrahmen ge klopft. Es war Daga, die sich umschaute, sich über den Pony strich und nachdenklich die Stirn runzelte.
Monika wusste, was das bedeutete. Schlechte
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