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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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Arbeitstag zu Ende.«
    Daga antwortete im selben nachsichtigen Tonfall:
    »Das ist schön. Sprecht zuerst mit Bertilsson, der hat te übers Wochenende Dienst und kann Bericht erstatten. Er weiß, dass ihr kommt. Dann wäre es gut, wenn ihr mit der Leiterin der Kindertagesstätte sprechen könntet, wo das passiert ist. Sie möchte den Laden so schnell wie möglich wieder öffnen - die Eltern drängeln offenbar schon sehr.«
    Sie drehte sich um, um zu gehen. Mitten in dieser Bewe gung warf sie einen Blick auf Monika, einen »Himmel, was für eine Bescherung, aber was soll ich denn machen« Blick, verlegen und persönlich. Monika lächelte zurück, ein »ich verstehe genau und es macht nichts« Lächeln. Bosse fing diesen raschen Austausch auf und sah noch verärgerter aus. Die Frauen verständigten sich mit Körpersprache, Zeichen sprache, und er war ausgeschlossen. Er ließ sich wieder in den Sessel fallen, der aus Protest ächzte.
    Von Daga hatte Monika immerhin eine Strategie über nommen - sie beschloss, darauf zu pfeifen, wie Bosse sich aufführte. Sie hatte vor, ihn als den Erwachsenen zu be handeln, der er war, egal, wie sehr er zu provozieren ver suchte.
     
    Bertilsson schien sich aus purer Willenskraft wachzuhal ten. Er hätte sich rasieren müssen, er hätte schlafen müs sen. Er brauchte einen Kamm und saubere Kleidung. Vor ihm lag ein Ordner, der Monikas Blick auf sich lenkte und festhielt.
    Das hier war ihr Startpunkt.
    Bertilsson war nicht in Plauderstimmung. Er nickte nur und schob ihnen den Ordner hin.
    »Bitte sehr. Messermord, unbekannter Täter, Opfer Klein gauner. Viel mehr kann ich nicht liefern. Alles, was wir wis sen, steht hier. Nicht sehr viel.«
    Monika streckte hungrig die Hand nach dem Ordner aus. Gerade in diesem Moment fing das Leben wieder an - das echte Arbeitsleben.
    Sie versuchte, nicht an Bosse zu denken, der hinter ihr stand. Er sollte ihr diesen Fall nicht ruinieren.
    »Gibt es etwas, das wir beachten müssen, was meinst du?«, fragte sie.
    »Njaaa …« Bertilsson zögerte ein wenig mit der Antwort und sagte dann: »Man sollte doch vielleicht annehmen, dass so ein Typ mit einem Stilett oder so was erstochen worden wäre.« Er kratzte sich in seinen grauen fettigen Haaren, die sich ohnehin schon gesträubt hatten. »Aber es war ein ganz normales Küchenmesser. Es gehört, soviel wir wissen, zu ei nem Set aus der Kindergartenküche, fünf Messer in unter schiedlicher Größe mit identischen roten Plastikgriffen.«
    Er nahm den Ordner wieder an sich, nahm einige Bilder heraus und reichte sie Monika. Die Bilder zeigten ein Kü chenmesser von Ikea, eine Mordwaffe, die in so ungefähr jeder Wohnung praktischerweise gleich zur Hand ist.
    »Bisher haben wir keine Fingerabdrücke, aber die Tech nik meldet sich noch. Vielleicht ist es euch eine Hilfe, dass es hier eine kleine Kerbe gibt, wo der Kunststoff geschmol zen ist. Das ist alles.« Er erhob sich, gähnte und reckte sich. Es war Zeit zu gehen, aber Monika war noch nicht ganz so weit. Sie fragte:
    »Gibt es bei der Todesursache irgendwelche Fragezei chen?«
    Bosse seufzte tief, und Bertilsson musterte sie müde, sag te aber freundlich:
    »Tja … der Typ hatte ein langes Küchenmesser im Brust korb, von hinten. Niemand bohrt sich selber ein Messer in den Rücken, so gern er auch sterben möchte, Selbstmord oder einen Unfall können wir da wohl ausschließen. Na türlich kann er zuerst vergiftet oder erwürgt oder erstickt worden sein, ehe das Messer in seinem Rücken gelandet ist. Dagegen spricht, dass er noch kurz vor seinem Tod offenbar gesund und kräftig war und dass wir außer der Wunde in seinem Rücken keine weiteren Verletzungen gefunden ha ben. Aber was weiß ich? Ihr müsst da schon mit dem Ge richtsmediziner sprechen.«
    »Weißt du, wann wir da mit einer Antwort rechnen kön nen?«
    »Allerfrühestens übermorgen, nehme ich an. Genau konnten sie das nicht sagen. Auch die haben zu viele Lei chen und zu wenige Leute.«
    Vor Bertilssons Zimmer starrte Bosse sie wütend an.
    »Dann fahren wir wohl zu diesem Scheißkindergarten, damit die Chefin zufrieden ist. Sag mal die Adresse. Und wo sind die Wagen?«
    Sollte sie ihm die Adresse oder eins in die Fresse geben? Keins in die Fresse, das wäre eine Niederlage - er sollte doch keine Macht über sie gewinnen, aber jetzt wurde sie wütend.
    Wann würde sie anfangen, Respekt einzufordern?
    Nicht gerade jetzt. Sie suchte die Adresse heraus, wäh rend sie zur Garage gingen. Er nahm

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