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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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schon erfahren, aber du merkst doch selbst, wie unwahrscheinlich es klingt.«
    »Es spielt keine Rolle, ob das unwahrscheinlich klingt. Dauernd passieren unwahrscheinliche Dinge.«
    Damit war das Gespräch beendet.
    Um Viertel nach zwölf hatten sie das Revier erreicht. Bos se stieg aus dem Wagen und sagte:
    »Jetzt gehe ich. Ich ziehe eine Viertelstunde ab, weil wir keine Kaffeepause hatten. Du bist sicher blöd genug, um deine Zeit zu verschenken und heute noch weiterzuma chen, schätze ich mal. Bilde dir bloß nicht ein, dass irgend wer dir dafür danken wird.«
    Und mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und ging. Monika schaute hinter ihm her. Sie hatte es schon lange nicht mehr so genossen, jemanden verschwinden zu sehen.

Das Revier gegen Mittag
    Zeit zum Essen! In den vergangenen Monaten hatte es vie le einsame Mahlzeiten gegeben. Inzwischen hatte sie sogar Heimweh nach der Kantine bekommen. Nach dem kol lektiven Mittagessen würde sie sich in Bertilssons Ordner vertiefen.
    In ihrem kleinen Büro stieß sie dann auf Bosses Schat ten, der offenbar dort geblieben war. Für einen kurzen Mo ment hatte sie das Gefühl, sich heimlich in seinen Sessel zu setzen. Sie drehte den Sitz niedriger, um bequem zu sitzen. Dann hob sie den Ordner, wiegte ihn ein wenig in der Hand, ehe sie ihn öffnete. Plötzlich fühlte er sich wie Haut an - als enthalte er so viele Gefühle, dass er fast lebte.
    »Im Ordner gibt es nur das Leben anderer Leute«, sagte Babs gereizt. »Durch die kannst du nicht leben. Leb lieber ein bisschen selbst, dafür ist das Leben doch da.«
    »Verdirb mir nicht meine Arbeitsfreude«, gab Monika zurück. »Ich muss mich engagieren, wenn ich schwierige Mordfälle aufklären will. Das hindert mich doch nicht da ran, ein eigenes Leben zu leben?«
    »Das nennst du Leben«, schnaubte Babs. »Wenn die Leidenschaft immer an zweiter Stelle kommt, ist das Le ben?«
    Monika beschloss, nicht mehr auf Babs zu achten. Sie öffnete den Ordner und verteilte seinen Inhalt auf dem Schreibtisch. Draußen sammelte die Sonne Kraft - eini ge Strahlen fielen durch das schmale Fenster. In der Stadt draußen brachte die Wärme ungeduldige Knospen zum Bersten. Blattspitzen schoben sich heraus wie kleine grü ne Zungen, testeten die Luft, und dann entfalteten perfekte kleine Blätter sich und strebten der Sonne zu.
    Monikas Konzentration richtete sich auf den Inhalt von Bertilssons Ordner. Sie begann mit dem Schuljahrbuch, das oben lag. Sie machte einige Kopien des Klassenfotos der S II B und befestigte eins davon an der Wand. Vierundzwan zig Gesichter sahen die Kamera und Monika an.
    Eine Stunde darauf reckte sie sich. Sie hatte alle Unter lagen gelesen und wusste um einiges mehr als zuvor. Sie wusste zum Beispiel, dass das Opfer wegen Körperverlet zung angezeigt worden war, dass jedoch alle Zeugen einen Gedächtnisverlust erlitten hatten, als der Tag ihrer Aussage näher rückte. Zweimal war er im Zusammenhang mit Dro genermittlungen vernommen worden, doch auch diese Ver nehmungen hatten nicht viel ergeben.
    Die ersten Befragungen der Festgäste konnten auch ei ner erfahrenen Polizistin Kopfschmerzen bereiten, aber das kam nicht unerwartet. Zwei Polizeianwärter hatten ver sucht, mit unter Schock stehenden Jugendlichen und deren Eltern zu sprechen. Die Fragen waren so einfach wie mög lich gewesen. Kanntest du Juri? Was hast du gemacht, als ihr gegessen hattet und ehe Juri gefunden wurde? Mit wem warst du zusammen? Wen hast du gesehen? Was hast du gesehen? Hast du ein Messer gesehen?
    Die Lage wurde noch dadurch erschwert, dass viele der Jugendlichen die Eltern der anderen nicht kannten. Sie hat ten keine Ahnung, wer versucht hatte, den Tanz in Gang zu bringen. Wer nach dem Fest Plastikbecher und Servietten eingesammelt hatte. Die Polizeianwärter hatten versucht, sich von den Jugendlichen beschreiben zu lassen, wen sie gesehen hatten, aber das war nur langsam gegangen. Eini ge hatten nur geweint und überhaupt nicht antworten kön nen. Im Laufe der Zeit waren Jugendliche und Eltern unge duldig und gereizt geworden, und die Polizeianwärter hat ten eingesehen, dass es besser wäre, die Vernehmung spä ter fortzusetzen, wenn alle ausgeschlafen waren und Zeit gehabt hatten, sich zu sammeln.
    Welchen Eindruck hatten die Jugendlichen und ihre El tern gemacht? Falls die Polizeianwärter geglaubt hatten, man könne Schuld am Verhalten eines Menschen ablesen, dann waren sie jetzt sicher eines Besseren belehrt. Wenn sonst

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