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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Nilsonne
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nur wenige Meter entfernt war.
    Und da war er, der Umriss eines liegenden Menschen, mit Sprühfarbe auf den abschüssigen Boden gezeichnet.
    Monika ging in die Hocke. Sie versuchte, die Szene vor sich zu sehen - er hatte offenbar auf dem Bauch gelegen, die Arme am Körper. Der Mörder musste durch die Öff nung hinter ihnen gekommen und gegangen sein.
    Ihre Konzentration endete, als Bosse sagte: »Jetzt gehen wir. Die Technik hat Fotos, und wir haben es eilig.«
    Sollte sie es ihm jetzt sagen?
    Nein, nicht so unmittelbar vor ihrem Gespräch mit der Kindergartenleiterin. Sie ging einfach hinter ihm her, als habe er hier das Kommando. Als sei sie ein einfacher Sol dat und er ein Offizier. Als sei ihre Konzentration ohne ir gendeinen Wert.
    Die Kindertagesstätte Walderdbeere war weder rot noch süß oder klein. Monika fragte sich, ob die Kinder, die diese Tagesstätte besuchten, an Grau, Verfall und traurige Archi tektur denken würden, wenn sie als Erwachsene das Wort »Walderdbeere« hörten.
    Eine Frau von Mitte dreißig kam aus dem niedrigen Haus. Sie hatte schmale Augen und schmale Lippen und sah nicht gerade freundlich aus.
    Sie stellte sich als die Leiterin vor und ließ dann eine kur ze Frage folgen:
    »Muss das wirklich so endlos lange dauern? Ich habe El tern, die verzweifelt sind …« Sie holte Luft und wiederhol te: »Verzweifelt, weil sie nicht zur Arbeit gehen können. Ich muss hier so bald wie möglich wieder aufmachen.«
    »Und Sie finden die Tätigkeit dieser Eltern wichtiger als unsere Mordermittlung, habe ich das richtig verstanden?«
    Bosses kaltem Blick war sie nicht gewachsen.
    »So habe ich das nicht gemeint …«
    »Das will ich wirklich hoffen. Wir werden fertig, wenn wir fertig werden, und je eher wir anfangen, umso schnel ler geht es.«
    Die Leiterin berichtete, was sie bereits wussten - dass sie das Lokal bisweilen für Feste vermietete, vor allem an Verei ne und bekannte Familien. Dass Anita Jansson für Freitag abend gemietet und gegen elf Uhr weinend angerufen hat te, um zu berichten, was geschehen war. Die Spurensiche rung war am Wochenende da gewesen, hatte aber gesagt, die für die Ermittlung verantwortlichen Kollegen müssten entscheiden, wann saubergemacht und der Kindergarten betrieb wieder aufgenommen werden könnte.
    Monika zeigte das Foto der Mordwaffe.
    »Kennen Sie dieses Messer?«
    Die Leiterin fuhr zurück und nickte langsam.
    »Ja, das ist es. Es ist hier am Griff ein bisschen geschmol zen, als ein Junge Pfannkuchen backen wollte. Er hat es als Bratenwender benutzt und am Pfannenrand liegen lassen.« Sie seufzte. »Wie schrecklich. Wie unbeschreiblich schreck lich!«
    Monika nickte.
    »Ja, das stimmt. Können Sie noch einmal genau hinse hen, ob Sie ganz sicher sind, dass es dasselbe Messer ist?«
    »Das ist es. Es fehlt doch in der Küche, und ich weiß mit Sicherheit, dass es da war, als wir am Freitag geschlos sen haben. Ich musste fünfzehn Minuten auf Albins Mut ter warten, ehe ich gehen konnte, und da habe ich den Eltern, die abends feiern wollten, die Räumlichkeiten ge zeigt. Ich habe ihnen sogar eingeschärft, dass sie die Mes ser wieder in den Block stecken müssten. Da waren noch alle fünf da.«
    Und das war es. Mehr hatte sie nicht zu sagen, außer dass sie schon lange bei der Gemeinde darum bat, das Wäld chen abzuholzen, da sich dort so allerlei abspielte. Aber die Gemeinde reagierte nicht.
    Monika und Bosse drehten eine Runde zwischen einge schrumpelten Ballons und schlaffen Luftschlangen und er teilten der Leiterin dann die Erlaubnis, sauberzumachen und den Betrieb wieder aufzunehmen.
    Als sie im Wagen saßen, dachte Monika laut: »Müssen wir annehmen, dass es eine Spontanhandlung war? Jemand hat in der Küche das Messer genommen, es an sich gerissen und ihn erstochen.«
    Bosse bugsierte das Auto über den kleinen Wendeham mer. Er sagte gleichgültig:
    »Das können wir nicht wissen.«
    »Aber hör mal. Dass jemand einen Menschen mit einem halb stumpfen Küchenmesser von Ikea ersticht, muss doch spontan gewesen sein - man nimmt ja wohl etwas Besse res mit, wenn man einen Mord plant. Und es muss jemand gewesen sein, der sich im Haus aufhielt, sonst hätte er das Messer nicht an sich bringen können.«
    Bosse antwortete langsam, wie zu einer Begriffsstutzi gen:
    »Wenn nicht jemand zum Beispiel das Messer aus der Küche geholt und es jemandem draußen gegeben oder es mitgenommen und vor dem Kindergarten verloren oder vergessen hat.«
    »Dann werden wir das

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