Wofuer es sich zu sterben lohnt
nicht aufhalten.«
Tigist sah ein wenig fröhlicher aus.
»Dann haben wir also ein gemeinsames Problem.«
Monika dachte an ein Seminar in Lettland, bei dem es um Waffenschmuggel gegangen war.
»Und nicht nur wir. In Deutschland und Dänemark und den anderen europäischen Ländern ist es auch nicht an ders.«
»Es lohnt sich eben … hier haben wir einen riesigen Markt, der Mercato heißt. Angeblich kann man dort al les kaufen. Buchstäblich alles. Eine Makarow ist nur Klein kram, sogar du könntest dir eine zulegen. Theo oder Ma riam hätten sich dort sicher eine Waffe besorgen können. Ebenso wahrscheinlich ist es, dass sie schon eine zu Hause hatten oder dass Theo bei einem Freund oder Verwandten eine geliehen oder gestohlen hat. Hier liegen doch überall Waffen herum.«
»Ist das erlaubt?«
»Nein. Aber das ist ihnen egal. Wenn du fragst, sehen sie unschuldig aus und sagen, dass sie natürlich keine Waf fe zu Hause haben. Dann schießen sie sich beim Reinigen der Pistole in den Fuß. Und behaupten, sie seien von ei nem unbekannten Einbrecher getroffen worden, der wild um sich geschossen habe und dann wieder verschwunden sei.«
Tigist legte die Fingerspitzen aneinander und sah Moni ka nachdenklich an.
»Interessanter ist die Frage, wie sie die Waffe ins Hotel geschafft haben. Alle mussten durch einen Metalldetektor, und da wäre eine Pistole auf jeden Fall entdeckt worden. Alle Taschen wurden geröntgt, genau wie auf einem Flug platz. Mit diesen Kontrollen sind viele Leute beschäftigt, und ich kann mir kaum vorstellen, dass sie die alle beste chen konnten. Und wir haben alle vernommen. Ich bin da von überzeugt, dass die Pistole nicht diesen Weg genom men hat.«
Wie Tigist gesagt hatte. So viele, viele Fragen.
Etliche müsste Theo beantworten können. Monikas Er mittlung hatte eine unerwartete Wendung genommen, aber endlich hatte sie das Gefühl, sich in dem Tempo in die rich tige Richtung zu bewegen, das sich für eine Mordermitt lung eben gehörte.
Das Bild des sterbenden Salomon in den Armen der jun gen Frau, deren perfekter Körper so entblößt war, wie die Wettbewerbsregeln es zuließen, drängte sich ihr auf.
»Was ist übrigens aus dem armen Mädchen auf dem Po dium geworden?«, fragte sie.
»Vermutlich mehr, als wenn sie die Wahl gewonnen hät te. Sie wurde über Nacht bekannt. Es wundert mich, dass du die Bilder nicht gesehen hast, die sind wirklich um die Welt gegangen. Schließlich landet nicht jeden Tag ein Mo derator tot in den Armen einer schon zurechtgemachten und spärlich bekleideten Schönheitsmiss. Und das noch dazu vor Fotografen und laufenden Kameras.«
Tigists Hände schienen zu sagen, so kann es gehen, das Schicksal erlaubt sich manchmal seltsame Scherze.
»Sie wurde als mutig bezeichnet. Und als außergewöhn liche Schönheit - aber das waren sie ja alle. Sie bekam ei nen Job als Moderatorin beim Fernsehen. Das machte sie so gut, dass sie ein ähnliches Angebot aus den USA erreich te. Jetzt lässt sie sich eine elegante Villa an der Bole Road bauen.«
Monika dachte einen Moment über diese Karriere nach, dann fragte sie:
»Du glaubst, sie könnte das alles inszeniert haben, um berühmt zu werden?«
Tigist lachte und schüttelte den Kopf.
»Nein. Sie konnte ja nicht wissen, dass bei der General probe ausgerechnet sie ausgesucht werden würde. Er hat doch offenbar einfach eine aus der Menge gefischt. Ich habe mir die Aufnahmen genau angesehen.«
»Hast du sie von der Spurensicherung untersuchen las sen?«
»Von der Spurensicherung?«
»Ja, manchmal lassen sich auf den Bändern Dinge si chern, die man mit bloßem Auge nicht erkennt.«
»Solche Techniker haben wir nicht.«
Monikas Herz schien sich wieder gefangen zu haben. Jetzt stellten sich neue Ideen ein.
»Wie viel Zeit lag zwischen dem Schuss und dem erneu ten Angehen der Lichter?«, fragte sie.
»Vier Sekunden.«
»Wir könnten die Bänder zur Analyse nach Stockholm schicken. Vielleicht kann man sehen, ob hinter oder vor Mariam und Theo noch jemand gestanden hat. Jemand, der einen Schuss abgegeben und danach verschwunden sein kann. Die Bänder brauchen schließlich keinen Pass.«
»Nein, aber die Erlaubnis von ungefähr zehn Perso nen.«
»Wenn wir fragen … hier im Hotel wohnt eine junge Fa milie, die heute Abend nach Schweden zurückfährt. Die würden die Bänder sicher mitnehmen.« Monika überlegte einen Moment. »Es kann doch niemandem bekannt sein, dass die Bänder Eigentum der Polizei sind? Wir
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