Wogen der Leidenschaft - Roman
Steuer knallte. Er rieb sich die Augen und spähte aus der Windschutzscheibe. Endlich kam Medicine Creek Camps in Sicht. Die Sonne war schon aufgegangen, wurde aber vom Berg noch verdeckt.
» Mist«, sagte Mike.
» Was ist los? Ist der verdammte Elch aus dem Wagen gefallen?«
» Simms ist da. Das ist sein Wagen.«
Ben sah den verschmutzten schwarzen Pick-up, der neben dem Haus parkte.
» Es ist ja kaum Tag geworden. Was treibt er hier so früh?«
» Oder so spät?«, gab Mike leise zurück.
» Nem ist gestern ohne großen Widerstand schlafen gegangen. Ich habe nie geglaubt, dass sie wirklich im Bett bleiben würde.«
Ben fiel ein, dass Emma gesagt hatte, sie würde Michael einen Schubs versetzen, falls der Junge das brauchte. War Simms dieser Schubs? Hatte sie ihn angerufen, kaum dass sie gestern Abend gegangen waren? Wenn dieser Mann die Nacht mit Emma verbracht hatte, würde er mehr als nur Elchblut an den Händen haben.
» Ich habe versucht, dich zu warnen. Du hättest ihr Blumen schicken sollen.«
Ben parkte den Truck neben dem schwarzen Pick-up, dann fasste er Mikes Arm, um ihn daran zu hindern hinauszuspringen. Ohne den Blick von den erleuchteten Küchenfenstern abzuwenden, sagte Ben leise:
» Mike, überlass das mir.«
» Du wirst doch nicht durchdrehen und etwas Irres tun?«
Ben lächelte und ließ seinen Arm los.
» Ich verspreche gar nichts.«
» Nem würde nicht… sie hat nicht… sie kann den Kerl nicht ausstehen.«
» Dann sind wir schon zu dritt. Keine Angst– Simms war nicht die Nacht über da.«
Das hoffte er. Aber wer kannte schon Frauen? Aus Emma wurde er nicht klug. Sie war angeblich in einen unbekannten Burschen verliebt, und doch war sie gestern im Wald vor Leidenschaft explodiert. Sie liebte Michael wie einen Sohn, und doch hatte sie einen Brief geschrieben, der dazu führen würde, dass er ihr genommen wurde. Gut möglich, dass sie so verrückt war zu glauben, dass Galen Simms eine gute Möglichkeit darstellte, Mike jenen Schubs zu versetzen, den er brauchte, um das Nest zu verlassen.
Er hätte sie am Tag zuvor ans Bett binden sollen, außer Reichweite des Telefons. Teufel. Er hätte sie gestern Morgen gar nicht nach Hause bringen sollen. Er hätte Emma eine Woche lang im Wald festhalten und mit ihr Liebe machen sollen, bis sie einwilligte, ihn zu heiraten.
Hoppla! Heiraten?
Woher war das plötzlich gekommen?
Jawohl, Mr Hirnlos. Die Frau liebt einen anderen Mann. Möchten Sie den Rest Ihres Lebens daran denken müssen?
Ganz recht, das würde er tun, wenn er damit seinen Sohn gewann. Er liebte Emma Sands nicht, das war nicht das Thema. Liebe und Lust waren zwei völlig verschiedene Dinge. Er konnte sich vorstellen, mit Emma verheiratet zu sein, ohne dass Liebe in die Gleichung eingebracht wurde. Er würde ihr einfach die Ehe als Lösung ihres gemeinsamen Problems anbieten.
Und sie würde vielleicht einwilligen– Michael zuliebe.
» Gehst du hinein, oder wartest du, bis der Geistliche eintrifft?«
Ben drehte den Kopf und starrte seinen Sohn ungläubig an.
» Simms«, erläuterte Mike.
» Wirst du ihn hinauswerfen oder nach der Trauung Reis über sie rieseln lassen?«
Ben atmete auf.
» Es wäre sehr hilfreich, wenn du mir wenigstens einen Tipp geben könntest. Wer ist der Bursche, in den sie angeblich verliebt ist?«
» Das hast du noch nicht herausbekommen?« Mike kniff die Augen so zusammen, dass sie wegen der Schwellung kaum noch zu sehen waren.
» Was ist genau passiert, als du sie im Wald gefunden hast?«
» Ich werde dir in einem Brief alles erklären und ihn dir testamentarisch vermachen.«
» Du hast versucht, sie zu verführen, oder?«
» Verdammt! Deine Tante hat versucht, mir den Kopf abzureißen. Ich bin nicht nahe genug an sie herangekommen, um sie zu verführen.«
» Na ja… also ein Flop.«
» Solltest du darüber auch nur eine Silbe verlauten lassen, falle ich wie ein Tornado über dich her.«
Michael nickte eifrig. Sein Lächeln glich dem einer satten Katze. Was sofort Bens Argwohn weckte.
» Es ist eine Finte, oder? Du erfindest einen Traummann und willst mir weismachen, dass Galen Simms Emma heiraten möchte. Du möchtest deine Tante und mich verkuppeln, damit du keinen von uns aufgeben musst.«
Der Junge wurde sofort ernst.
» Nems Hoffnungstruhe ist keine Erfindung und Simms auch nicht. Und so selbstsüchtig bin ich nicht. Ich kann euch beide behalten, auch wenn wir nicht zusammenleben.« Michael seufzte und rieb sich wieder die
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