Wogen der Leidenschaft - Roman
hielt.
Seine Hände lagen auf seinen Hüften, er stand breitbeinig wie zum Kampf bereit da, und seine rechte Faust umfasste ein Seil.
» Wenn dies das beste Seil ist, das Mikey finden konnte, wird er noch einmal suchen müssen. Es muss viel länger und dicker sein. Wir haben es mit einem fünfhundert Kilogramm schweren Bullen zu tun.«
» Dieses Seil reicht. Meiner Schätzung nach wiegen Sie nicht mehr als etwa 60 Kilogramm.«Sie sah ihn mit gefurchter Stirn an. » Wovon reden Sie da?«
Er trat näher, und Emma, die zurückwich, stieß gegen die Badezimmertür, während sie ihr Handtuch enger um sich zog. Sie musste den Kopf schräg legen, um den Augenkontakt mit ihm zu halten, und aus diesem Blickwinkel sah der Kerl viel zu groß und entschlossen aus.
» Das heißt, dass ich Sie nötigenfalls an das Bett binden werde, Emma.«
Er bluffte. Sie schob ihr Kinn mit vorgeblicher Autorität vor.
» Das würden Sie nicht wagen.«
Seine Augen leuchteten auf wie silberne Mondstrahlen.
» Michael würde es nicht zulassen.«
» Ich bin größer als Michael.«
» Ich muss den Elch holen. Er wird sich wie ein Ballon aufblähen, wenn ich ihn nicht heute ausweide.«
» Mike und ich werden Ihren kostbaren Elch holen. Sie sind nicht in der Verfassung, ihn herauszuziehen, geschweige denn in Ihrem Wagen zu schlafen. Ich werde Sie nicht anbinden, wenn Sie ins Bett kriechen und mir Ihr Wort geben, dort zu bleiben.«
» Medicine Creek Camps ist meine Sache, nicht Ihre. Und auch nicht mehr jene Michaels. Hinaus jetzt.«
» Em, geben Sie nach.«
Er würde es nicht wagen, sie ans Bett zu binden. Oder?
» Sehr schön. Hoffentlich fallen Sie in den Beaver Pond und frieren dort bis zum Frühjahr ein.«
» Em, Sie wissen, dass es in Ihrem eigenen Interesse ist. Sie sind todmüde.«
Sie fegte an ihm vorbei zu ihrer Kommode.
» Wenn es etwas gibt, was eine Frau immer gern von einem Mann hört, ist es die Ansage, dass er sich in ihrem Interesse den Hintern aufreißt.« Sie bekam eine lange Unterhose und ein speziell beschichtetes T-Shirt zu fassen und marschierte ins Bad.
» Achten Sie darauf, keines Ihrer hübschen Hemden zu tragen, Mr Sinclair. Blutflecken lassen sich aus teurem Material nicht leichter herausbekommen als aus gutem altem Flanell. Und vergessen Sie nicht, ein Kissen mitzunehmen.«
Mit dieser Spitze zum Abschied knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu.
Als sie die Tür wieder öffnete, mit trockenem Haar und dezent verhülltem Körper, sah sie zwei Paar in Socken steckende Füße in ihrem Zimmer.
Emma ging an ihnen vorüber, zog die Überdecke zurück und plumpste ins Bett.
Sie schüttelte die Kissen auf und strich die Decke glatt. Die Hände im Schoß gefaltet, blickte sie auf. Ein graues Augenpaar lachte sie an, das andere studierte sie besorgt.
» Ich habe Suppe für dich aufgewärmt, Nem. Du hattest kein Abendessen.«
Michael stellte ihr ein Tablett auf den Schoß. Emma blickte auf die dampfende Hühnernudelsuppe hinunter. Daneben ein Sandwich, groß genug, dass ein Pferd daran ersticken konnte, Crackers, heißen Tee und eine ganze Packung Schoko-Cookies.
Ein Friedensangebot. Michael war nicht entgangen, wie sie erstarrte, als er Ben Dad genannt hatte, und da er jetzt seine Partei ergriffen hatte, kam der Junge sich wie ein Verräter vor.
Emma hätte am liebsten das ganze Tablett gegen die Wand geschleudert, sich unter der Decke verzogen und eine Woche lang geheult. Aber sie wollte nicht, dass Mikey von zwei Menschen, die ihm teuer waren, in zwei verschiedene Richtungen gezerrt wurde.
Sie blickte zu dem jungen Mann auf, den sie seit seinem ersten Atemzug in ihr Herz geschlossen hatte. Wohl wissend, dass ihre Augen vor ungeweinten Tränen schwammen, lächelte sie ihm zu.
» Danke, Mikey. Ich bin halb verhungert.«
» Wir holen noch heute Nacht den Elch und schaffen ihn hierher. Du ruhst dich indessen aus und hältst dich schön warm, Nem. Bitte, mach dir keine Sorgen. Dad… Mr Sinclair und ich schaffen das schon.«
» Gib bloß acht. Der Elch treibt irgendwo unweit des Südufers.«
» Wir werden ihn finden. Iss jetzt. Ich kümmere mich um die Ausrüstung. Iss jetzt«, wiederholte er und ging nach einem letzten zögernden Blick ohne ein weiteres Wort hinaus.
Emma griff zum Löffel und rührte damit langsam in der Suppe herum. Sie sah dem Dampf nach, der in die Luft aufstieg. Das Bett neben ihr senkte sich unter Bens Gewicht, eine Hand legte sich auf die Decke neben ihre Hand, als er sich über
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