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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Thoralf war ein mit Ehre überhäufter tollkühner Seefahrer und Kämpfer.
    Doch in Viviane musste noch viel mehr stecken, als man ihr ansah. Wie viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen musste sie besitzen, um allein in einem unheimlichen Riesengrab zu überleben, dem Winter, der Kälte, dem Hunger und bösen Geistern zu trotzen und nie die Hoffnung aufzugeben, dass Thoralf eines Tages zurückkehren würde. In allem hatte Viviane recht behalten, auch in ihren schweren Anschuldigungen gegen Ragnvald und seine Sippe.
    Es war Yngvars ehrlichen Worten zu verdanken, dass Astrid begonnen hatte umzudenken. Umso erleichterter war sie gewesen, als Raudaborsti Viviane gefunden und zurückgebracht hatte.
    »Als Erstes werden wir die Palisaden wieder errichten und zwei Häuser im Inneren, damit ihr nicht so unwürdig hausen müsst«, unterbrach Thoralf Astrids Gedanken. »Wir alle brauchen Sicherheit, denn ich traue Ragnvald nicht.«
    »Ich auch nicht, und ich befürchte, seine Spione werden schon bald bemerken, dass du zurückgekehrt bist.«
    »Das können wir nicht verhindern, deshalb sollten wir uns sputen, Skollhaugen wieder zu befestigen. Es sind genügend Männer auf den Schiffen, die Bäume fällen und den Wall errichten können.«
    »Wir alle werden mitarbeiten«, entschied Astrid.
    Nach dem Morgenmahl begaben sie sich in die Ruinen des abgebrannten Fürstenhofes. Zum ersten Mal sah auch Viviane, was von dem stolzen Anwesen noch übrig geblieben war. Erschüttert stand sie vor den Trümmern. Vom Haupthaus standen die Wände noch, auch die dicken Holzsäulen der Halle und des Stalls waren verkohlt, aber nicht völlig niedergebrannt. Im Innern lag eine dicke Ascheschicht. Von den Gesinde- und Vorratshäusern waren nur schwarze Häufchen übrig. Zuvor waren die Lagerhäuser geplündert worden. Von all ihren Reichtümern war nichts mehr geblieben, doch schlimmer war, dass auch die Gegenstände des täglichen Bedarfs geraubt worden waren. Mit Tränen in den Augen wühlte Truud im Brandschutt des Haupthauses. Sie hoffte, einen Kessel, eine Pfanne oder Töpfe zu finden, doch es war nichts da. Was hätte sie auch darin zubereiten können? Es gab kein Korn, kein eingelegtes Gemüse, nicht einmal ein paar Felle oder Wolle. Alles Vieh war geraubt worden, es gab kein Pferd, das Thoralf hätte reiten können, um die Umgebung abzusichern.
     
    Wohlüberlegt hatte Thoralf befohlen, dass die Männer bei der Arbeit ihre Waffen nicht ablegen durften. Sie mussten stets damit rechnen, aus dem Hinterhalt von Ragnvalds Leuten überfallen zu werden.
    So beeilten sich die Männer, zuerst die Palisaden zu reparieren, ein neues Tor anzufertigen und das Innere zu sichern, in das sie sich notfalls zur Verteidigung zurückziehen konnten.
    Es war unglaublich harte Arbeit, denn es gab keine Zugochsen oder andere Tiere, die die schweren Stämme aus dem Wald hätten schleppen können. So spannten sich die Männer mit Tauen von den Schiffen davor. Noch lag etwas Schnee, und die Baumstämme schlitterten den Berg hinab, so dass die Männer aufpassen mussten, nicht darunterzugeraten. Nur grob mit den Äxten behauen, am unteren Ende angespitzt, wurden sie in den Boden gerammt. Aus den Ästen und Zweigen fertigten sie Flechtwerk für die beiden Innengebäude. Es waren nur einfache Hütten, die sie daraus bauen konnten, aber wenigstens hatten sie dann wieder ein Dach über dem Kopf, und es ziemte sich auch nicht, dass die Fürstenfamilie gemeinsam mit dem Gesinde schlief. Es gab eine Feuerstelle, Schlafstätten aus Kiefernzweigen, und mit Stoffbahnen wurden die Bereiche für Männer und Frauen abgetrennt. Im Gesindehaus schlief der überwiegende Teil von Thoralfs Schiffsbesatzung, denn die wurde noch zum Bau und zur Wache benötigt.
    Thoralf hatte die Ladung von den Schiffen herauftragen lassen. Diesmal hatte er kaum Reichtümer mitgebracht, einige Ballen Stoff, etwas Bronzeschmuck, dafür aber Äxte, Salz, Sichelklingen, Pelze, Fischspeere, Eisenrohlinge für Hämmer, Schwerter und Speerspitzen. Letztere schienen unnütz, denn auch die Schmiede war zerstört worden. Zuletzt trug Thoralf eine kleine Holztruhe mit Schloss herein und verstaute sie am Kopfende seines Lagers. Auch im Herrenhaus waren zwei Abteilungen eingerichtet worden, eine, in der Astrid und Viviane schliefen, und eine andere, wo Thoralf und Yngvar nächtigten. Astrid hatte darauf bestanden, da Thoralf und Viviane noch nicht offiziell verheiratet waren. Thoralf sprach nicht über den Zeitpunkt

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