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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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einer Hochzeit. Viviane vermutete, dass er Skollhaugen erst wieder aufbauen wollte. Er wollte und musste seiner Familie ein sicheres Heim bieten, denn noch war die Gefahr nicht gebannt.
    Es war ein seltsames Gefühl für Viviane, Thoralf so nah hinter dem Vorhang und doch unerreichbar zu wissen. Sie hörte, wie er atmete, sich bewegte, manchmal eine leise Unterhaltung mit Yngvar. Sie sehnte sich nach seinen Zärtlichkeiten, Berührungen, wollte in seinen Armen liegen und ihm all ihre Liebe und Leidenschaft schenken, doch sie musste sich gedulden. Einen Vorgeschmack dieser nächtlichen Freuden hatte sie schon erhalten, auch wenn das eigentlich niemand wissen durfte. Niemand sprach darüber, nur Raudaborsti platzte einmal heraus: »Na, war’s schön?«
    Viviane hatte schnell den Zeigefinger auf die Lippen gelegt, und Raudaborsti hatte grinsend geschwiegen.
    Während sich die Frauen um die Versorgung der Männer kümmerten, arbeiteten diese wie besessen, um Skollhaugen zu befestigen. Das große Tor war total zerstört worden, deshalb mussten neue Planken angefertigt, Querbalken behauen und Torangeln geschmiedet werden. Oleif hatte begonnen, die Überreste der Schmiede aufzuräumen. Der steinerne Ofen war zerschlagen worden, doch mit etwas Einfallsreichtum konnte er wiederaufgebaut werden. Unter den Steinbrocken fand er den Amboss. Aus dicken Ästen schnitzte er Stiele für Hämmer, eine zerbrochene Schmiedezange reparierte er mit großem Geschick. Yngvar half ihm dabei, so gut er konnte.
    »Wir brauchen schwarzen Kohlestein, um das Eisen besser in den Fluss zu bekommen«, bemerkte Oleif. »Sogar den haben sie mitgenommen. Man erzählte sich auf Bleytagarðr, Gunnardviga lasse sich damit ihre Halle beheizen.«
    »Wenn wir den Blasebalg reparieren, erreichen wir auch ohne Kohlesteine die richtige Temperatur. Altes Leder liegt auf den Schiffen. Es eignet sich nicht für Bekleidung, aber zum Beschlagen der Schilde und für einen Blasebalg ist es allemal tauglich.« Thoralf war wie aus dem Nichts erschienen, er war überall gleichzeitig und befehligte die Arbeiten. Die Schmiede war unbedingt wichtig zum Herstellen aller möglichen Eisenwaren, die dringend gebraucht wurden.
    Viviane hatte die Neugier gepackt, sie stöberte ebenfalls in den Resten der Schmiede herum. Oleif warf ihr immer wieder fragende Blicke zu. Auch er hatte mitbekommen, dass Thoralf und Viviane ein Paar waren, noch nicht offiziell, doch verliebte Blicke, verstohlene Berührungen ihrer Finger, aber auch ihr befreites Lachen sagten alles. Freude und Enttäuschung hielten sich die Waage. Schon lange war er in Viviane verliebt, er hatte gespürt, dass sie etwas Besonderes war. Er hatte ihr im Moor das Leben gerettet, viele kleine Geschenke gemacht, da hätte er wenigstens etwas mehr Entgegenkommen erwarten können. Er erinnerte sich an eine Zeit vor diesem schrecklichen Unglück, als sie ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. War das nichts? Nun, gegen Thoralf hatte Oleif natürlich keine Chance. Warum hatte er das nicht vorher bemerkt, dass die beiden …
    Er seufzte, während er weiter die Steine des zerstörten Schmiedeofens aufeinandersetzte. Yngvar hatte damit begonnen, den Blasebalg zu erneuern.
    »Viviane!« Es war Thoralf, der vom zerstörten Herrenhaus her rief. »Komm her, schau dir das an.«
    Sie klopfte sich die schmutzigen Hände am Kittel ab und lief hinüber zu den traurigen Resten der Halle. Es standen nur noch die angekohlten Säulen, in der Mitte aber hatte sich die steinerne Feuerstelle erhalten und seltsamerweise der Türrahmen. Darüber lagen die Reste des Daches, die Innenwände waren eingestürzt. Thoralf und Arnulf hatten einen Teil des Brandschuttes weggeräumt und blickten jetzt auf etwas zu ihren Füßen. Zögernd trat Viviane näher. Auch Astrid, die damit beschäftigt war, für alle neue Kleider aus den mitgebrachten Stoffen zu nähen, kam herbei. Zwischen all den verbrannten, verkohlten, zu Asche zerfallenen Dingen lag eine Spindel, darauf ein jadegrüner Faden. Thoralf bückte sich, hob sie auf und pustete die Asche weg.
    »Es ist ein Wunder«, flüsterte Astrid. »Sie ist unversehrt, als wäre nichts geschehen.«
    Wortlos reichte Thoralf Viviane die Spindel. Erstaunt nahm sie sie in Empfang und hielt sie wie ein rohes Ei in der Hand.
    »Sie ist nicht verbrannt«, stellte er verwundert fest. »Warum?«
    Viviane schluckte. »Es ist ein besonderer Faden«, erwiderte sie.
    »Ich weiß, jadegrün. Wie hast du das

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