Wogen der Liebe
Wasser, der im Sonnenlicht blinkte, funkelte, aus dem Nabel herausrollte, über ihren Bauch bis hinab zu dem engen Schluss ihrer Schenkel. Da war es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Er richtete sich etwas auf und drückte mit den Händen sacht ihre Schenkel auseinander. Dann strich er daran hinab, bis er das feine, gekräuselte Haar unter seinen Fingern spürte.
Viviane sog scharf die Luft durch die Zähne. Wonnige Schauer fluteten über sie, die Hitze in ihrem Körper ballte sich unterhalb ihres Nabels zusammen. Das Gefühl wurde immer drängender, als wollte ein Sturzbach heißen Wassers aus ihr herausdrängen. Einen winzigen Moment wollte sie sich wehren, ihre Scham bedecken, weil sie nicht wusste, was mit ihr geschah. Doch der Drang, sich ihm völlig hinzugeben, überwältigte sie.
So vorsichtig er konnte, schob er sich zwischen ihre Schenkel. Er bemerkte, wie sie kurz erstarrte.
»Keine Angst, ich tu dir nicht weh«, flüsterte er. Seine Stimme klang seltsam fremd, gepresst und atemlos. Sie streckte die Arme nach ihm aus, suchte tastend in der Dunkelheit. »Komm«, hauchte sie. »Komm, komm!«
Sein Körper war schwer, doch sie spürte es nicht. Alle ihre Sinne konzentrierten sich auf das eine Gefühl, als sich seine harte Männlichkeit gegen ihren Schoß presste. Erschrecken, Lust, Schmerz, Verlangen vereinigten sich zu einem Aufschrei. Sie zuckte kurz zurück, um sich dann gegen ihn zu pressen. Blutrotes Feuer ergoss sich vor ihren Augen, Hitze raste durch ihren Körper wie ein Blitz. Sie wollte Thoralf in sich aufsaugen, mit ihm eins werden.
Sie hielten sich eng umschlungen, klammerten sich aneinander, als wollten sie sich nie wieder loslassen. Langsam begann er sich in ihr zu bewegen. Mit jeder Bewegung drang er ein wenig tiefer in sie ein. Ihr ganzer Körper loderte in einem unsichtbaren Feuer. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, ihre Schenkel pressten sich gegen seine Hüften. Sie fügte sich in seinen Rhythmus, kam ihm entgegen, immer schneller, immer heftiger, bis sie glaubte, das Feuer nicht mehr ertragen zu können. Ein kehliger Schrei entrang sich ihrer Brust, sie bäumte sich auf wie ein wildes Pferd, dann sog sie ein bunter Strudel hinab in die Tiefen einer alles verschlingenden Leidenschaft.
Sie wusste nicht, wie lange sie so gelegen hatte. Nur langsam, fast widerwillig kehrte sie in die Gegenwart zurück. Die Morgendämmerung lugte durch die Spalten des Segels. Thoralf lag dicht neben ihr, an seinen tiefen gleichmäßigen Atemzügen sah sie, dass er schlief. Voller Zärtlichkeit strich sie ihm übers Haar. Schlaftrunken hob er den Kopf, dann lächelte er. Sie beugte sich zu ihm und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
»Danke!«, murmelte sie.
»Für immer. Und ich danke dir«, erwiderte er, doch dann öffnete er erschrocken die Augen. »Du weinst ja!«
Etwas verlegen wischte sie sich mit dem Handrücken über die Wange. »Vor Glück, vor lauter Glück. Ich habe nicht geahnt, dass es
so
schön ist.«
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Das Schwert der Viviane
W ir werden Skollhaugen wieder aufbauen, größer und schöner, als es vorher war.« Thoralf stand vor der Apfelhöhle und hielt Vivianes Hand. Schlaftrunken rappelten sich die Bewohner auf. Arnulf schürte das Feuer, die beiden Mägde holten Wasser aus dem Fjord, und Truud bereitete einen Brei für das Morgenmahl zu.
Astrid ordnete ihre Kleidung und versuchte, mit der Hand Risse und Schmutzflecken zu bedecken. Etwas verlegen strich sie eine Strähne ihres weißen Haares aus dem Gesicht, dann lächelte sie. »Ich habe nichts anderes erwartet, mein Sohn.« Ihr Blick fiel auf Viviane. Ihre rosigen Wangen, ihre glänzenden Augen, ihre ganze Körperhaltung verrieten ihr, was in der Nacht geschehen war. Enttäuschung und Bedauern mischten sich mit Freude und Hoffnung. Es fiel ihr schwer, den Gedanken zu begraben, die schöne und stolze Gunnardviga zur Schwiegertochter zu bekommen. Viele Jahre lang war es für sie so selbstverständlich, dass sie nie darüber nachgedacht hatte, ob es auch einmal anders kommen könnte. Viviane war anders, völlig anders. Ihr fehlten diese kühle Schönheit von Gunnardviga, ihr Stolz und ihre Selbstsucht. Solange Viviane auf Skollhaugen lebte, zeichnete sie sich durch Bescheidenheit, Herzenswärme, Fleiß und kluge Umsicht aus. Es waren Eigenschaften, die Astrid bei einer Magd für angemessen hielt, jedoch nicht bei Thoralfs Braut. Schließlich waren sie das berühmte Fürstengeschlecht des Björgolf,
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