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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Borten und goldene Fäden. Wer hat dir solchen Unsinn in den Kopf gesetzt?«
    »Die Verzweiflung!« Viviane bückte sich und kroch unter dem Tisch hindurch. Ehe sich der Wirt bücken konnte, entwischte sie ihm, huschte in die Gasse und verschwand zwischen den zahlreichen Passanten.
    »Haltet sie, haltet sie«, schrie er hinter ihr her. Viviane rannte, so schnell sie konnte. Sie sprang über Ballen, Kisten und Körbe, stieß einen Tisch mit bunten Glasperlen um. Zwischen den Buden standen große Kühe angepflockt. Die breiigen Fladen quollen zwischen ihren Zehen hindurch, doch die großen Tiere verdeckten sie. Geduckt eilte sie weiter. Dicker Rauch quoll aus den Gruben, in denen die Töpfer ihre Ware brannten. Sie hustete, ihre Augen tränten. Das Atmen fiel ihr schwer, im Hals brannte es. An hölzernen Gestellen hingen Rinderhäute zum Trocknen. Es stank nach verfaultem Fleisch.
    Viviane schlug Haken wie ein Hase, doch immer wieder wurde ihr der Weg durch Buden, kleine Werkstätten, gelagerte Waren, Wagen, Ochsen, Ziegen und Schafe versperrt.
    Sie stieß mit einer Wäscherin zusammen, die mit nasser Wäsche vom Fluss kam. Ihr Korb fiel herunter, und die Wäsche landete in einer Pfütze aus Ochsenblut aus einer Schlächterei.
    Sie spürte das eigene Blut in den Schläfen hämmern, ihr keuchender Atem dröhnte in den Ohren.
    »Gott hilf mir, hilf mir«, ächzte sie. Sie warf einen Blick über die Schulter und konnte die Verfolger schon erkennen.
    »Das ist sie! Haltet sie fest!«
    Eine derbe braune Männerhand griff nach ihr und bekam ihr Kleid zu fassen. Sie riss sich los. Der Mann hielt nur einen Fetzen Stoff in der Hand. Zwischen den Buden der Bernstein- und Glasperlenhändler hingen lange Stoffbahnen. Viviane hockte sich darunter und machte sich so klein wie möglich. Sie sah Beine, Schuhe, Stiefel. Die Verfolger rannten vorbei. Ein Kunde stand vor der Bude und suchte etwas in der Auslage.
    »Eine hübsche Kette vielleicht? Hier, dieser Bernstein hat eine besonders schöne Farbe, wie die Sonne, wie Honig. Soll es für die geliebte Frau sein?«, hörte sie den Händler fragen.
    »Für meine Braut. Es soll ein Brautgeschenk sein.«
    Viviane stockte der Atem. Diese Stimme …
    Auf allen vieren kroch sie vorwärts. Hier fand sie keinen Schutz, keine Sicherheit. Im gleichen Moment trat der Kunde einen Schritt zur Seite – genau auf Vivianes Hand.
    Sie unterdrückte einen Schmerzenslaut. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein? Tränen schossen ihr in die Augen, und sie presste die Lippen zusammen, um sich nicht zu verraten.
    Es waren Stiefel aus gelbem Leder, oben weich und anschmiegsam, an der Sohle hart und fest. Sie kannte auch diese Stiefel!
    Eine Bernsteinkette fiel herab, genau neben ihre Hand. Und der Mann bückte sich, um sie aufzuheben. Viviane hielt entsetzt den Atem an.
    »Ja, was haben wir denn da für ein Schätzchen?« Der Stoff, der den Tisch verhüllte, wurde ein Stück zurückgeschlagen, und sie blickte in das Gesicht von Thoralf.
    »Bitte, Herr, verratet mich nicht. Der Wirt will mir Böses.«
    Thoralf packte sie wie eine kleine Katze im Genick und zog sie unter dem Stand hervor.
    »Du bist geflüchtet? Weißt du, was mit einer geflohenen Sklavin geschieht?«
    Ehe Viviane antworten konnte, stand der Schankwirt neben ihnen. »Da ist sie ja! Herr, habt Dank, dass Ihr meine Sklavin gefangen habt. Ich habe eine beträchtliche Summe für sie bezahlt. Und dann entwischt sie mir mit einer List. Von wegen schöner Stoff und gelbe Borte. Hereingelegt hat mich dieses kleine Ungeheuer. Aber ich werde ihr zeigen, wer der Herr ist, und ihr das Fell gerben wie eine Ochsenhaut.«
    »Was willst du denn mit ihr anfangen?«, fragte Thoralf ihn.
    »In meiner Schenke soll sie arbeiten, Bier austragen und den Gästen Freude bereiten.«
    »Da hast du es«, wandte sich Thoralf an Viviane. »Du solltest nicht undankbar sein. Arbeitest im Haus, und Bier ist auch immer da.«
    Viviane zitterte am ganzen Leib. »Ich soll ihm zu Willen sein. Er hat keine Frau. Ich … ich habe Angst.«
    Thoralf verdrehte die Augen. »Das ist das Los einer Sklavin. Oder wäre dir lieber, du wärst tot?«
    »Ja.«
    Thoralf brach in lautes Lachen aus. »Ach, Mädchen, bist du dumm. Dir haben wohl die Mönche oben auf dem Berg Flausen in den Kopf gesetzt? Jetzt können sie es nicht mehr, weil sie alle tot sind. Ich bin der Sieger und du meine Beute.«
    »Kennt Ihr diese Sklavin, Herr?«, wunderte sich der Wirt, der den Wortwechsel mit wachsendem

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