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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Troll in Gestalt einer Füchsin, dass dich nicht mein Pfeil trifft. Ich kenne keine Gnade mit solchen Wesen, die ihre Scherze mit mir treiben.«
    »Ich bin kein Troll und keine Füchsin. Und ich treibe keine Scherze.«
    »Das will ich dir auch geraten haben. Und nun halt den Mund und reize mich nicht weiter!«
    Viviane hielt es für das Beste zu schweigen. Zumindest verspürte sie ein gewisses Gefühl von Sicherheit, wenn sie auch auf der Hut sein musste. Sie traute Thoralf nicht. Nein, sie hasste ihn sogar, hatte er sie doch erst in diese Situation gebracht!
    Sie schluchzte plötzlich auf. Die Verzweiflung packte sie wieder. Verschleppt, versklavt, mutterseelenallein. Sie blickte sich um. In Ribe herrschte geschäftiges Treiben. Es wurde gehandelt, gefeilscht, gekauft, verkauft, Ware transportiert. Handwerker hockten in ihren einfachen Werkstätten und produzierten alles, was die Kunden wünschten, vom Holzlöffel über Wollstoffe, Bernsteinschmuck und Bronzegegenstände bis zu Kämmen aus Hirschgeweihen, Lederwaren und Keramik. Bauern handelten mit Feldfrüchten und Vieh.
    »Wer braucht das alles?«
    »Was?«
    »Wer braucht das alles?« Viviane deutete auf die Stände, zwischen denen sich die Waren stapelten.
    »Du kannst Fragen stellen. Die Menschen natürlich. Überall leben Menschen, und die brauchen das alles.« Thoralf seufzte. »Sag bloß, du hast noch nie einen Handelsplatz gesehen? Diese Pelze zum Beispiel stammen aus einem Land, das sehr weit entfernt liegt und das man nicht mit dem Schiff erreichen kann. Zwar fließen dort gewaltige Flüsse, aber auf denen kann man nicht mit dem Boot fahren. Die Wege sind gefährlich und die Menschen dort haben Gesichter wie der Mond, nur dunkel.«
    Viviane verzog ungläubig die Mundwinkel. »Das erzählt man sich doch bloß …«
    Thoralf zerrte ungeduldig an ihrem Handgelenk. »Willst du behaupten, dass ich lüge?«
    »Nein, nein, keineswegs. Ich … ich kann es mir nur nicht vorstellen, so weit zu reisen, um Pelze hierherzubringen.«
    »Es sind wunderbare Pelze von Füchsen, von Hirschen, Zobeln, Rindern, die ganz langes Fell haben. Sogar von Tieren, die es hier nicht gibt. Sie tragen zwei Höcker auf dem Rücken und trinken nichts.«
    Er bemerkte wieder das Zucken in Vivianes Mundwinkel.
    »Warum erzähle ich dir das eigentlich? Du bist doch nur eine dumme Sklavin.«
    Sie drehte den Kopf zur Seite. Was wusste sie eigentlich von der Welt da draußen? Nichts! Sie hatte die Insel ja nie zuvor verlassen.
    Das rhythmische Schlagen auf Metall ließ sie aufhorchen. In der Nähe musste eine Schmiede sein. Sie konnte sie nicht sehen, aber sie konnte es hören, riechen. Sie kannte diesen Geruch nach glühender Kohle, nach verbranntem Leder, nach heißem Metall.
    Vor ihren Augen drehte sich alles. »Vater«, murmelte sie. »Vater!«
    »Was ist denn nun schon wieder?« Thoralf blieb stehen. »Langsam verliere ich die Geduld mit dir. Wenn dir Ribe so gut gefällt, dann bleib hier. Ich bringe dich zurück in die Schenke.«
    »Nein, Verzeihung, ich habe mich nur an etwas erinnert. An die Insel, daheim …«
    »Die gibt’s nicht mehr«, erwiderte er ungehalten. »Und fang ja nicht an zu heulen. Tränen erweichen mich nicht.«
    »Das habe ich von einem Räuber und Mörder auch nicht erwartet«, fuhr sie auf.
    »Was soll das? Ich sagte, du sollst mich nicht reizen. Es war eine ehrenhafte Eroberung. Und morgen setzen wir Segel.« Er blieb vor einer Gastwirtschaft stehen, aus der wüster Lärm drang. Thoralf ging auf die Tür zu, über der ein Hahn aus rot angestrichenem Ton hing. Viviane sträubte sich.
    »Soll ich dich hier draußen anbinden wie ein Pferd? Meine Männer sind da drinnen. Ich will mit ihnen feiern.«
    »Ich werde nicht weglaufen. Bestimmt nicht.«
    Er lächelte milde. Viviane hätte nicht gedacht, dass er zu so einem Ausdruck fähig war. »Ganz sicher«, erwiderte er. »Und ich kann fliegen.« Er schob sie vor sich her in das niedrige Gebäude.
     
    In dem einzigen Raum des Hauses herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Unzählige Männer saßen auf Bänken an grob gezimmerten Tischen. Es roch nach saurem Bier. Die Feuerstelle rauchte stark. Wahrscheinlich benutzte man nasses Holz.
    Thoralf wurde mit freudigen Rufen begrüßt. Bereitwillig machte man ihm Platz am Tisch. Er setzte sich und zog Viviane neben sich.
    »Wen hast du denn da aufgelesen?«, fragte einer der wild aussehenden Zecher, dem das Bier in seinen rotblonden Bart geflossen war und ihn verklebt

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