Wogen der Liebe
Erstaunen verfolgte.
»Und ob! Ich habe sie auf einer Insel gefangen wie einen kleinen Hasen, der immer im Zickzack läuft. Wieder und wieder wollte sie mir entwischen.« Er lachte erneut. »Einem Thoralf Björgolfsson entwischt man nicht.«
Er schob Viviane von sich. »Nun geh zu deinem neuen Herrn und mach mir keine Schande. Ich habe dich ordnungsgemäß an einen Sklavenhändler verkauft.«
»Und ich habe sie ordnungsgemäß vom Sklavenhändler gekauft. Für anderthalb Silberlinge.«
Thoralf runzelte die Brauen. »Anderthalb Silberlinge? Dieses elende Schlitzohr! Für vierundzwanzig Sklaven hat er mir zwölf Silberlinge und eine Handvoll Hacksilber gezahlt.«
»Das interessiert mich nicht, Herr, diese Sklavin gehört mir.«
Thoralf bemerkte Vivianes verzweifelten Blick. Diese grünen Augen, wie die Steine aus dem fernen Osten, die der Schmuckhändler anpries, dessen Preis aber auch Thoralf nicht zahlen konnte. Unschlüssig hielt er in der einen Hand die Bernsteinkette, in der anderen zwei Silbermünzen.
»Was ist nun, Herr, wollt Ihr die Kette kaufen?«, fragte der Händler.
»Nun ja, ich brauche ein Geschenk für meine Braut, wenn ich heimkehre. Es muss aber etwas Außergewöhnliches sein.«
»Diese Kette ist etwas Außergewöhnliches, Herr. Schaut nur, diese Farbe.«
»Bernstein ist Bernstein«, erwiderte Thoralf. »Jede reiche Frau trägt Ketten aus Bernstein.«
»Wie wäre es mit diesen bunten Glasperlen?«
»Ich habe es mir anders überlegt. Ich schenke ihr diese Sklavin. Sie hat Augen wie Edelsteine.«
»Was? Sie gehört mir!« Der Wirt riss die Augen auf, doch dann kniff er sie zusammen. »Drei Silberlinge, und sie gehört Euch.«
»Du hast anderthalb Silberlinge für sie bezahlt«, empörte sich Thoralf.
»Das mag sein, aber jetzt kostet sie drei Silberlinge.«
Thoralf schüttelte den Kopf. »Dann behalte sie und pass auf, dass sie dir nicht wieder davonläuft. Dann hast du nämlich gar nichts, kein Geld und keine Sklavin.«
»Was soll ich mit so einer Sklavin, die ich an die Kette legen muss? Dafür habe ich einen Hund. Ich kann doch nicht ständig auf sie aufpassen, wenn sie meine Gäste bedient. Zwei Silberlinge.«
»Dein Problem, wenn du dir eine Sklavin kaufst, die du nicht beherrschen kannst. Einen Silberling, mehr nicht.«
Der Wirt ballte die Fäuste. »Ihr bringt mich um meine Existenz«, klagte er.
Thoralf lachte. »Du klingst ja wie der Sklavenhändler. Der jammert auch ständig – und wird immer dicker. Geh zurück zum Markt, die Versteigerung ist noch nicht beendet. Vielleicht findest du eine Sklavin, die besser in deine Wirtschaft passt.« Er drückte ihm den Silberling in die Hand.
»Und die Kette?«, fragte der Händler.
»Die will ich nicht.« Thoralf legte sie auf den Tisch zurück.
»Aber Herr, schaut doch, es wäre das passende Geschenk für Eure Braut. Diese honiggelbe Farbe, dieser herrliche Seidenglanz.«
Thoralf blickte auf Viviane herab. »Ich sagte doch, ich suche etwas Außergewöhnliches. Eine Füchsin auf zwei Beinen, mit jadegrünen Augen und flinken Füßen. Ich bringe sie dahin, wo sie nicht weglaufen kann, auf mein Schiff.«
Er packte unsanft Vivianes Handgelenk. »Nicht wieder weglaufen!«
»Nein, nein, bestimmt nicht. Ich danke Euch, Herr, dass Ihr mich gerettet habt.«
Abrupt blieb Thoralf stehen und zog die Augenbrauen zusammen. »Damit wir uns richtig verstehen, ich bin sehr zornig auf dich! Du hast mich vor diesem knauserigen Schankwirt entehrt, vor dem Sklavenhändler und allen Einwohnern Ribes. Thoralf Björgolfsson ist ein ehrbarer Mann. Ich habe dich ordnungsgemäß verkauft. Wie stehe ich nun da? Wie ein Betrüger. Man wird schlecht über mich sprechen, keine Geschäfte mehr mit mir machen. Ja, man wird mit dem Finger auf mich zeigen und über mich lachen, weil so ein kleiner grünäugiger Troll mir auf der Nase herumtanzt.«
»Das tut mir leid, Herr! Ich ahnte nicht … ich bin ja auch zum ersten Mal Sklavin …«
»Hat man so etwas schon gehört? Zum ersten Mal Sklavin? Hat man dir keinen Gehorsam beigebracht, daheim, wo du herkommst?«
»Natürlich, gegenüber meinen Eltern, den alten Leuten, den Mönchen, Gott …«
»Den Mönchen? Gott? Was für eine verrückte Welt. Du wirst mir gehorchen, sonst werfe ich dich einfach über Bord. Die Seeschlange wird sich freuen, wenn sie dich zu fressen bekommt.«
»Und Ihr habt kein Geschenk für Eure Braut.«
»Eine ungehorsame Zunge hast du auch noch. Nimm dich in acht, du kleiner
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