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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Männer ihre Geschicklichkeit beim Bogenschießen und Speerwerfen. Dazwischen schleppten Knechte weitere Strohscheiben heran. Auch der Großknecht durfte seine Geschicklichkeit beweisen.
    »Du darfst den Ball nicht fallen lassen«, mahnte Dalla. »Wer ihn fallen lässt, muss ein Pfand bezahlen.«
    »Ich besitze aber nichts.«
    »Du bist ja auch eine Sklavin. Du brauchst nichts zu bezahlen.«
    »Das ist aber nicht gerecht«, warf Halveig ein. »Wozu spielt sie dann mit?«
    »Weil es zu zweit keinen Spaß macht. Also, pass auf!« Sie warfen sich den Ball zu, nicht der Reihe nach, sondern willkürlich, täuschten einen Wurf an, lachten. Viviane musste sich konzentrieren, doch es gelang ihr, jeden Ball zu fangen, ob er flach oder hoch geworfen wurde, scharf oder sacht. Das Spiel machte ihr Spaß, ihre Wangen röteten sich, sie lachte und hüpfte, rannte und warf sich sogar einmal auf den Boden. »Gefangen«, jubelte sie.
    »Wie heißt du?«, wollte Halveig wissen.
    »Viviane.«
    »Und woher kommst du?«
    Viviane deutete vage mit dem Kopf zum Meer.
    Dalla lachte auf. »Alles kommt übers Meer. Alles, was uns reich macht.«
    Plötzlich stand Yngvar hinter ihr. »Du vergisst, dass uns die Erde ernährt, mit Getreide, Wurzeln, Kohl, dem Wild in den Wäldern und den Fischen im Fluss.«
    Dalla rollte mit den Augen und seufzte laut. »Yngvar, das wissen wir doch. Aber davon ernährt sich auch jeder Bauer. Der Weizen kommt übers Meer, und der ist etwas Besonderes. Und die herrlichen Pelze, die Bernsteinketten und die Gewürze. Deshalb bekommst du ja auch keine Braut wie Gunnardviga. Du bekommst überhaupt keine Braut. Wen willst du mit Haferstroh und Kohlköpfen beeindrucken?«
    Die Schwestern lachten und warfen ihm übermütig den Ball an den Kopf. »Blöde Ziegen!« Yngvar wandte sich verärgert ab.
    Betroffen blickte Viviane Thoralfs Bruder hinterher. Sie fand, dass er recht hatte. Aber alle bewunderten nur Thoralf und die Beute seiner Raubzüge.
    »Was glotzt du so?« Dalla warf Viviane den Ball zu. Sie hatte nicht aufgepasst und ließ ihn fallen.
    »Jetzt musst du ein Pfand bezahlen«, forderte Dalla sie auf.
    »Aber ich besitze doch nichts.« Ratlos blickte Viviane auf den Ball vor ihren Füßen.
    »Doch, das Kleid. Zieh es aus!«
    »Das gehört ihr doch auch nicht«, wandte Halveig ein. »Mutter hat bestimmt, dass sie neu eingekleidet wird. Sie kam ja in entsetzlichen Lumpen hierher.«
    »Dann gehört das Kleid auch mir, und sie muss es mir geben.«
    »Dann wäre es aber kein Pfand. Sklaven besitzen nun einmal nichts.«
    »Warum geben wir uns dann mit ihr ab?«
    »Weil du Ball spielen wolltest.«
    »Ja, mit Gunnardviga. Die wollte nicht.«
    »Wer hat denn dieses Mädchen gerufen?«
    »Willst du behaupten, ich sei dran schuld?«
    »Du bist eine Spielverderberin.«
    »Nein, du!« Im nächsten Augenblick schlugen die Schwestern aufeinander ein, zogen sich an den Haaren, kratzten und spuckten, traten mit den Füßen und wälzten sich am Boden. Dallas Kleid zerriss, und Halveigs Zöpfe lösten sich. Die Männer kamen herbeigelaufen, aber anstatt die beiden zu trennen, feuerten sie sie an. Unverdrossen prügelten sich die beiden weiter.
    Viviane nutzte die Gelegenheit, um unbemerkt zu verschwinden. Sie eilte zurück zum Hof. Die Mägde gingen ihrer Arbeit nach, als wäre nichts geschehen. Wahrscheinlich war es alltäglich, dass sich die Schwestern in den Haaren lagen.
    »Wo steckst du denn?« Truud, die Großmagd, stemmte die Fäuste in die Hüften. »Hol gefälligst die Felle, die an den Palisaden zum Trocknen hängen. Sie müssen bearbeitet werden.«
    Eigentlich war diese Arbeit eine Sache der Knechte, doch die vergnügten sich draußen vor dem Tor mit den Gästen. Viviane wagte nicht zu widersprechen. So beeilte sie sich, aus der Reichweite von Truuds kräftiger Hand zu gelangen.
    In der Nähe der Palisaden standen mehrere kleinere Gebäude, die als Lager dienten. Dort waren Waffen und Rüstungen, Schilde und Kleidung untergebracht. Davor befanden sich die Gestelle zum Trocknen der Felle. In den letzten Tagen waren viele Hammel und Ziegen, Schweine und viel Federvieh geschlachtet worden. Die Federn lagerten in Körben, die Felle schaukelten auf den Gestellen. Dicke schwarze Fliegen summten überall.
    Ein Mann versuchte, die verriegelte Tür des Waffenlagers zu öffnen. Als er Viviane bemerkte, fuhr er herum.
    »Was schleichst du dich so an?«, blaffte er.
    Viviane starrte den Mann an, der aus Gunnardvigas Gefolge stammte.

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