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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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die Knie, die Oberschenkel. Als es ihren jungfräulichen Schoß erreichte, stockten ihr Atem und ihr Schritt. Doch nur kurz, dann tastete sie sich weiter. Das Wasser reichte ihr nun bis zum Bauch, dann benetzte es ihre Brüste. Sie zitterte vor Kälte, Angst und Aufregung. Sie spürte, dass sie jemand beobachtete. Ängstlich blickte sie sich um, konnte aber niemanden sehen. Und doch … Frigg war da!
    Wie sprach man diese Göttin an? Viviane packte den Krug fester.
    »Große Göttin, Gemahlin Odins, erhöre die Bitte eines unscheinbaren Menschen. Hilf mir, meine Aufgabe zu erfüllen, die für den großen Fürstensohn Thoralf so wichtig ist. Ich darf ihn nicht enttäuschen, und seine Freude wird auch meine Freude sein. Nimm diese Gabe als Opfer an und vergib mir unwürdigem Menschen, dass ich in dein Reich eingedrungen bin.«
    Dann kippte sie den Krug, den sie auf dem Kopf getragen hatte, und schütte das Bier in den See. Sie wartete, doch nichts geschah. Sie warf den Krug hinterher. Doch es blieb still. Nur das Gefühl, dass die Göttin in der Nähe war, unsichtbar und doch anwesend, verließ sie nicht. Unentschlossen wandte sie sich um und stieg zögernd aus dem Wasser heraus.
     
    Es waren zwei blaue Augen, die ungläubig, fasziniert und weit aufgerissen die Erscheinung im See beobachteten. Eigentlich hatte Thoralf nur auf Jagd nach Birkhähnen und Enten gehen wollen, allein, weil sein Herz schwer war. Er konnte sich seine melancholische Stimmung nicht erklären. Vielleicht war es auch nur die Langeweile nach den ausgiebigen Feiern anlässlich seiner Heimkehr, die ihn in die Einsamkeit trieb. Er mochte Asgeirs aufdringliche Nähe nicht besonders. Von Gunnardviga musste er sich zumindest körperlich fernhalten, bis sie endlich Hochzeit gefeiert hatten, und mit seinem Bruder Yngvar gab es immer wieder Streit. Thoralf war nicht als Bauer geboren, ihn zog es auf das Meer, er wollte mit dem Wind, den Wellen und der Midgardschlange kämpfen. Den Boden zu bearbeiten, Korn zu ernten und Rinder zu züchten, das war nicht sein Leben. Nicht dass er Yngvars Arbeit nicht achten würde. Es war der Glorienschein eines Helden und Eroberers, der Thoralf umgab und über Yngvar hinaushob. So sah ihn seine Umwelt, so sah ihn seine Sippe, und so sah er sich selbst. Dass er sich dabei nicht jederzeit glücklich fühlte, machte ihn betroffen. Jenseits der Jubelfeiern flaute das Gefühl des Stolzes plötzlich ab und machte einer dumpfen Leere Platz. Etwas fehlte in ihm, doch er wusste nicht, was es war.
    Sein Pferd hatte er am Waldrand zurückgelassen, damit es mit seinem Schnaufen nicht die Enten aus dem Dickicht vertrieb. Thoralf wusste, dass es ein heiliger Ort war und die Menschen der Umgebung nur selten hierherkamen, um Frigg zu opfern. Umso mehr erstaunte ihn, dass jemand in diesem See badete. Mit einem Krug auf dem Kopf. Die Gestalt war zu weit entfernt, stand fast bis zum Hals im Wasser und drehte ihm zudem den Rücken zu, so dass er nicht erkennen konnte, um wen es sich handelte. Es war eine Frau, ohne Zweifel. Hier beteten die Frauen um die Erfüllung eines Kinderwunsches oder um die Zuneigung des oftmals gegen ihren Willen mit ihnen verheirateten Mannes.
    Schon wollte er sich leise davonstehlen, weil es sich nicht ziemte, heimlich Zeuge einer so persönlichen Opferung zu sein, als sich die Gestalt umdrehte und langsam aus dem Wasser herausschritt. Thoralf besaß scharfe Augen, die er nun vor Erstaunen aufriss. Es war zweifellos Viviane, seine kleine Füchsin. Ihr Haar war feucht und somit etwas dunkler als sonst, lag dicht an ihrem Hals und an ihren Schultern an. Mit jedem ihrer vorsichtigen Schritte gab das Wasser des Sees ein Stück mehr von ihrem Körper preis. Wie ein überirdisches Kleidungsstück glitt das Wasser an ihr herab, zunächst über die Schultern, ihre Oberarme, gab die festen Rundungen ihrer Brüste frei, die nicht so klein waren, wie Thoralf erwartet hätte. Mit offenem Mund starrte er auf die zwei rosafarbenen Knospen, die durch die Kälte wie kleine feste Beeren abstanden. Zwei Wassertropfen umhüllten sie einen Herzschlag lang, um dann wie zwei Tränen herabzufallen. Sanft wie die Seitenlinie eines Wikingerschiffes verengte sich ihre Taille, und in ihrem Nabel glitzerte das Wasser wie ein kostbarer Edelstein.
    Thoralf presste sich gegen den Baumstamm, der ihm Sichtschutz bieten sollte, und spürte sein Herz heftig schlagen wie Thors Hammer. Sein ganzer Körper geriet in Aufruhr, er musste seinen keuchenden

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