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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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und Viviane spürte seinen kräftigen Herzschlag unter seinem Hemd. Er trug nichts darüber, keine wollene Tunika, kein Lederwams wie zur Jagd oder zum Ausreiten. Fasziniert stellte Viviane in diesem Augenblick fest, dass sich unter diesem dünnen Stoff seine Haut befand, diesmal warm und trocken, lebendig und verführerisch. Sie war verwirrt, gleichzeitig empfand sie es als angenehm und anziehend, so in seinen Armen zu liegen. Sie konnte ihren Blick nicht von dem seinen wenden, auch ihre Lippen öffneten sich. Da beugte er sich zu ihr herab, nahm ihren Kopf in seine kräftigen Hände und suchte ihre Lippen mit seinen. Zuerst vorsichtig tastend, dann fordernder küsste er sie. Mit Erstaunen fühlte Viviane seine Lippen, den sanften Druck, eine Bewegung, dann die Spitze seiner Zunge, die ihre Lippen weiter öffnete. Sein Atem verschmolz mit ihrem, aus dem Druck wurde ein zartes Saugen, dann wieder ein Pressen. Durch den Vorhang ihrer Wimpern sah sie, dass er die Augen geschlossen hielt. Doch sie war zu überrascht, überrumpelt, um überhaupt noch klar denken zu können. Am liebsten hätte sie sich fallen gelassen, hätte ihn mit sich gezogen. In ihr brannte plötzlich das Feuer lichterloh, das sie erst als brennende Spitze im Rücken gespürt hatte. Nun hatte es sie erfasst, schien sie verschlingen zu wollen. Was war das?
    Abrupt riss sich Thoralf von ihren Lippen los. Er betrachtete sie unter gesenkten Augenlidern, als wäre er gerade aus dem Schlaf erwacht, noch nicht ganz im Tag angekommen.
    »Ach, Skolli«, stöhnte er, dann presste er ihre Wange an seine Brust. Wieder verspürte sie seinen Herzschlag, ja, sie hörte ihn nun, dumpf, kräftig, wie Hammerschläge.
    Sie hatte die Arme um seinen Körper geschlungen, es war ihr nicht bewusst gewesen. So eng aneinandergepresst standen sie da, als gäbe es keine Welt um sie.
    »Wärst du doch nicht die Sklavin von der fremden Insel.« Seine Stimme klang gepresst und dumpf, während sich Vivianes Wange an seinen Brustkorb schmiegte.
    Langsam hob sie den Kopf zu ihm empor. »Was wäre dann?«, fragte sie leise.
    Thoralf schwieg, dann stieß er sie plötzlich grob von sich. »Warum habe ich dich nicht in Ribe gelassen?« Es klang eher verzweifelt als wütend. Viviane erschrak. Womit hatte sie seinen Zorn geweckt?
    Er drehte sich um und lief mit hastigen Schritten davon. Ratlos ließ Viviane die Arme hängen. Noch immer wirbelte alles in ihrem Innern durcheinander. Dann lief auch sie davon, in die Hütte der Mägde. Sie warf sich auf ihr Lager und presste ihr Gesicht auf die kratzige Felldecke. Sie wollte lachen, weinen, wütend sein und sich diesem aufwühlenden Prickeln hingeben. Aber nichts davon gelang ihr.
    Ein Vögelchen setzte sich auf ihre Schulter. Doch als sie den Kopf hob, sah sie Raudaborsti, die sie mit ihrer kleinen Hand berührte.
    »Was hast du denn?«, fragte sie besorgt. »Bist du krank?«
    Viviane schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Hat dich jemand geschlagen?«
    »Nein, nein, ich … ich bin nur so … durcheinander. Er … er hat mich … geküsst.«
    Raudaborstis Augen weiteten sich. »Wer?«
    »Na, er … Thoralf.«
    Raudaborsti plumpste neben Viviane auf das Strohlager. »Er hat dich – geküsst?«
    Viviane nickte heftig, dann brach sie in Tränen aus. Tröstend streichelte Raudaborsti über ihre Schulter.
    »Nimm es nicht so tragisch. Manchmal machen die Männer das. Sie haben das Recht, sich mit Sklavinnen zu vergnügen. Natürlich nur mit den unverheirateten. Es tut mir leid für dich. War es sehr schlimm?«
    Viviane fuhr hoch. »Verstehst du nicht? Er hat sich nicht mit mir vergnügt. Er hat mich geküsst, wie … wie … Ach, ich weiß nicht, wie man eigentlich richtig küsst. Aber es war anders als all die Küsse, die ich bisher bekommen habe, von meiner Mutter, von meinem Vater, von … nein, Patrick hat mich nie geküsst. Das ziemt sich nur, wenn man verheiratet ist, und auch nur, wenn niemand zuschaut.«
    »Hat jemand zugeschaut?« Raudaborsti rutschte neugierig näher.
    »Nein, nein. Aber es war – es war nicht unangenehm. Es war – schön!«
    »Tatsächlich? Warum weinst du dann?«
    »Weil ich so durcheinander bin. Warum hat er mich geküsst? Ich kann doch niemals seine Frau werden.«
    Die Kleine kratzte sich nachdenklich in ihrem roten Schopf. »Tja, das wohl nicht. Aber vielleicht gefällst du ihm, und er will dich als seine Geliebte haben.«
    »Als Geliebte? Wie soll das denn gehen?«
    Raudaborsti beugte sich zu Viviane

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