Woher, wohin, was ist der Sinn?
ziemlich kompliziert.
Aber es gibt auch »Beziehungskonflikte«, die durch zu viel Nähe entstehen, dadurch, dass jemand meine Grenzen nicht beachtet: Ich möchte, dass meine Schwester ruhig ist, weil ich lese, aber sie ist laut, singt, übt an ihrem Instrument. Das stört mich. Aus solchen »Grenzkonflikten« entstehen oft Reibereien.
Das Wort »Konflikt« kommt übrigens aus dem Lateinischen: confligere bedeutet »zusammentreffen, kämpfen«. Ein Konflikt tritt also immer dann auf, wenn Interessen, Ziele oder Wertvorstellungen von einzelnen Menschen, von bestimmten Gruppen oder auch Staaten nicht mit den Wünschen anderer vereinbar sind. Wir Menschen sind eben unterschiedlich, haben unterschiedliche Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse. Und wenn unterschiedliche Wünsche »zusammentreffen«, dann kommt es manchmal zum »Kampf«.
Wenn ich mit mir selbst im Unreinen bin
Es wird noch komplizierter: Konflikte können nämlich auch im Innern einer Person auftreten. Vielleicht klingt das komisch, aber es ist eine wichtige Erfahrung: Fahre ich mit meinen Eltern und meinen Geschwistern in Urlaub oder nehme ich an dem Ferienzeltlager teil, das gleichzeitig stattfindet? Gebe ich mein erspartes Taschengeld für ein neues Buch oder ein neues Computerspiel aus oder lade ich meine Freunde zum Eisessen ein? Immer wieder komme ich in Situationen, in denen mehrere innere Stimmen in mir vorhanden sind, die mir sagen wollen, was jetzt richtig und gut wäre. Und dann habe ich einen inneren Konflikt, weil ich zuerst überlegen muss, welche Stimme in mir was sagen will, welche Stimme in mir wichtig ist, an welcher ich mich orientieren will. Mit sich selbst im Unreinen sein, nennt man das.
Und wie beendet man einen Streit?
Viel schwieriger als alle Forschungen, warum ein Streit entsteht, ist allerdings die Frage: Wie löst man einen Konflikt? Wie können wir uns wieder vertragen und gut miteinander sein?
Auch in der heiligen Schrift der Juden und der Christen ist häufig von Konflikten die Rede. Schon gleich zu Beginn der Bibel ist von einem schrecklichen Streit die Rede, vom Streit zwischen den beiden Brüdern Kain und Abel. Auch der Koran, die heilige Schrift der Muslime, erzählt diese Geschichte. Dort haben die beiden Brüder die Namen Kabil und Habil. Es kommt zum Streit zwischen den beiden, aus Neid, aus Ablehnung, aus Konkurrenz, die zum Zorn wird – und Kain erschlägt seinen Bruder.
Ein anderer Streit zwischen zwei Brüdern endet in der Bibel mit einer Versöhnung – Gott sei Dank, möchte man sagen. Die beiden Brüder Esau und Jakob geraten in einen fürchterlichen Streit, weil Jakob seinen Bruder betrogen hat. Esau schwört, dass er seinem Bruder diese böse Tat heimzahlen und ihn umbringen will. Erst nach vielen Jahren gelingt es den beiden Brüdern, wieder aufeinander zuzugehen, einander ins Gesicht zu sehen und sich die Hand zu geben. Aber immerhin, es gelingt. Die Geschichte geht gut aus und endet nicht mit Mord und Totschlag.
Wie geht Versöhnung? Manchmal, wenn es nur um Kleinigkeiten ging, geht das ganz schnell. Der Streit ist dann rasch wieder vergessen. Manchmal aber hat mich ein Freund so verletzt, hat mich im Stich gelassen, mich enttäuscht, ausgelacht, dass ich ihn gar nicht mehr sehen mag, dass ich Zeit brauche, bis ich wieder mit ihm reden mag. Solche Wunden brauchen Zeit, um zu heilen.
Das Wort »Versöhnung« bedeutet »etwas wieder gutmachen«. Versöhnung fällt uns also nicht in den Schoß. Wir müssen etwas
dafür tun, müssen uns darum bemühen. Das geht nicht von allein. Da ist es gut, wenn ein Streitschlichter da ist, ein Friedensstifter, jemand, der den »Streithähnen« hilft, wieder aufeinander zuzugehen. Ein erster Schritt ist es, wenn man wieder miteinander spricht.
Um ein Friedensstifter zu sein, muss man beginnen, sich selbst ernst zu nehmen, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und Worte dafür zu haben. Wenn wir lernen, auszusprechen, was uns wichtig ist, was wir fühlen, was wir erleben, was wir wollen, dann kann uns die andere Person leichter verstehen. Dann müssen wir nicht mit Schimpfworten oder Fäusten austragen, wenn unsere Verschiedenheit »aufeinanderprallt«, wenn es eben »Konflikte« gibt.
Und dann ist es leichter, einen Kompromiss zu finden, eine Lösung, die für beide Seiten gut ist. Dann können wir miteinander spielen, statt uns um ein Spielzeug zu streiten, dann können wir nacheinander dasselbe Computerspiel verwenden, dann können wir uns bei Arbeiten, die wir
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