Woher, wohin, was ist der Sinn?
»Promis«. Wo sie auftreten, versammeln sich Schaulustige in Scharen. Wer solche Szenen beobachtet, kann leicht den Eindruck gewinnen, prominente Menschen seien mehr wert als andere Menschen.
Dieser Eindruck trügt: Jeder Mensch ist unendlich wertvoll. Jeder besitzt eine Würde, die unmittelbar zu ihm gehört. Diese Würde muss ein Mensch sich nicht erst durch besondere Leistungen verdienen. Das Wissen um diese Würde ist eine Grundregel unseres Zusammenlebens. Im Grundgesetz unseres Staates, in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, steht deshalb im ersten Artikel: »Die Würde des Menschen ist unantastbar.« Auch die großen Religionen sind sich darin einig, dass jeder Mensch wertvoll ist. Judentum und Christentum gehen in diesem Punkt sogar besonders weit. Denn in der Bibel heißt es: Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, Kind oder Greis, Mitbürger oder Fremder, ist ein Ebenbild Gottes! Deshalb hat jeder Mensch, und sei er noch so klein, arm oder hilflos, eine geradezu königliche Würde.
Alle sind gleich wertvoll – und doch sind sie ganz unterschiedlich
Alle Menschen haben also dieselbe Würde, niemand ist weniger wert als der andere. Darin sind sie einander gleich.
Aber die Menschen sind auch ganz und gar verschieden: Sie unterscheiden sich nach Alter und Geschlecht. Jede und jeder sieht anders aus und hat andere Fähigkeiten. So gibt es Menschen, die tolle Ideen haben, und Menschen, die diese Ideen besonders pfiffig umsetzen können. Ebenso gibt es Menschen, die besonders gut erzählen können, und solche, die sehr gut zuhören können. Jeder Mensch kann bestimmte Dinge besonders gut. Andere Dinge hingegen fallen ihm schwer und er braucht für sie vielleicht die Hilfe anderer. So versteht man: Am besten gelingt das Leben in einer Gemeinschaft, in der jeder das einbringt, was er besonders gut kann, einer Gemeinschaft, in der die Menschen einander helfen.
Nun gibt es Menschen, die nicht nur Fähigkeiten haben, wie alle anderen auch, sondern die ganz außerordentlich begabt sind. Sie sind etwa spitze in Mathematik, können wunderschön musizieren oder sind super im Sport. Diese Menschen fallen auf. Sie werden bewundert, aber auch beneidet.
Gelegentlich kommt es sogar vor, dass sie wegen ihrer Fähigkeiten bevorzugt werden. Das empfinden wir als ungerecht.
In der Bibel gibt es ein Gleichnis, das von einer ungleichen Verteilung erzählt. Es ist das Gleichnis von den »anvertrauten Talenten«, das der Evangelist Matthäus aufgeschrieben hat (in Kapitel 25,14–30): Ein reicher Mann will auf Reisen gehen. Deshalb ruft er seine Diener zusammen. Sie sollen während dieser Zeit sein Geld verwalten und es nach Möglichkeit vermehren. Jedem Diener gibt der Herr nun einen anderen Betrag. Der erste Diener bekommt fünf Talente Silbergeld, der zweite zwei Talente und der dritte nur eines. Der Herr orientiert sich dabei an den Fähigkeiten, die seine Diener bislang unter Beweis gestellt haben.
Bei »Talent« denkt jeder gleich an Begabungen oder besondere Fähigkeiten! Aber eigentlich bezeichnet das griechische Wort »Talent« eine Gewichtseinheit. Sie umfasst 41 Kilogramm. Ein Talent ist also ein relativ großes Maß, das in etwa unserem »Zentner« vergleichbar ist. Ein Talent Silbergeld, das waren 6000 Drachmen oder Denare. Ein Denar wiederum entsprach dem Tageslohn eines Arbeiters. Es war also ziemlich viel Geld, das der Reiche seinen Dienern aushändigte. Für ein Talent hätte ein einfacher Arbeiter zwanzig Jahre schuften müssen.
Die Diener gingen mit dem Vermögen, das ihr Herr ihnen anvertraut hatte, ganz unterschiedlich um. Die beiden ersten begannen sofort Geschäfte damit zu machen und waren dabei so erfolgreich, dass sie die Summe glatt verdoppelten. So besaß der erste Diener bald zehn Talente Silbergeld, der zweite vier. Der dritte Diener dagegen verhielt sich völlig anders: Er grub ein Loch und versteckte das Geld. Dabei dachte er sich: Mein Herr ist streng. Ich will keinen Ärger haben. Also werde ich ihm sein Geld genau so zurückgeben, wie ich es erhalten habe.
Als der reiche Mann von seiner Reise zurückkehrte, bestellte er die drei zu sich, um zu hören, was mit seinem Geld geschehen war. Sehr erfreut nahm er die Ergebnisse der beiden ersten Diener entgegen. »Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener!«, lobte er jeden von ihnen und versprach, ihnen noch größere Aufgaben zu geben. Als aber der dritte Diener ihm sein Geld zurückbrachte – nicht mehr und nicht weniger,
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