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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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anders sein, weil sie zwischendurch wieder Teil einer Familie gewesen war. Sie wollte nicht zurück in ihr früheres Leben, in dem Arbeit und Freunde und Träume von der Liebe die Hauptrollen gespielt hatten. Sie wusste einfach nicht mehr, ob ihr das reichte.
    Nachdem sie in einem Haus gelebt hatte, in dem ein Kind spielte und einem nachlief und einen Gutenachtkuss gab konnte sie da jemals wieder alleine leben?
    »Du siehst nicht besonders gut aus«, bemerkte Cal von seinem Schreibtisch aus.
    »Echt? Na ja, du bist auch keine Schönheit.«
    Cal lachte gutmütig, nahm sein Headset ab, legte den Stift weg und verließ das Büro. Wenig später kam er mit zwei Tassen Kaffee zurück. »Vielleicht brauchst du ja ein bisschen Koffein«, meinte er und reichte ihr eine davon.
    Sie blickte zu ihm auf und fragte sich, warum sie Männer wie ihn eigentlich nicht attraktiv finden konnte - Männer, die Versprechen einhielten, ihre Kinder großzogen und nicht aufhörten, ihre Frauen zu lieben. O nein. Sie musste sich Hals über Kopf in Kerle verlieben, die »Schwierigkeiten« hatten. In Typen mit zu langen Haaren, Typen, die keinen Job länger behalten konnten und verdammt schnell das »Ich will« mit »Ich wollte« verwechselten.
    »Was ich brauche, ist ein neues Leben.«
    Er zog einen Stuhl von seinem Schreibtisch neben ihren und setzte sich. »Wir sind im entsprechenden Alter dafür.«
    »Früher hast du mir immer gesagt, ich wäre verrückt, wenn ich so was von mir gegeben habe.«
    Er lehnte sich zurück und legte die Füße auf ihren Schreibtisch, sodass sie nicht umhin konnte zu bemerken, dass der Name seiner Tochter mit lila Tinte auf die weißen Gummisohlen seiner Tennisschuhe geschrieben war, umgeben von rosa Herzen und Sternen.
    Sofort wurde ihr Herz schwer. »Sieht aus, als hätte jemand Daddys Schuhe verschönern wollen.«
    »Sarah fand meine Schuhe doof. Ich hätte ihr wohl keine Filzstifte schenken dürfen.«
    »Du kannst dich so was von glücklich schätzen, dass du deine Mädchen hast, Cal.« Sie seufzte. »Dabei dachte ich immer, ich würde diejenige mit den drei Töchtern sein. Kaum dass ich verheiratet war, hab ich beide Male umgehend die Pille abgesetzt und angefangen zu beten.« Sie versuchte zu lächeln. »Sieht aus, als würde ich eher Scheidungsanwälte kriegen als Babys.«
    »Du bist neununddreißig, Ellie, nicht neunundfünfzig. Du bist noch lange nicht aus dem Rennen.«
    »Es fühlt sich also nur so an, was?«
    Er verdrehte die Augen. »Mein Gott, Ellie. Musst du denn immer die gleiche Geschichte erzählen?«
    Sie setzte sich auf. Warum hörte er sich an, als wäre er wütend auf sie? Das war doch Unsinn! Auf Cal hatte sie sich stets verlassen können. »Was meinst du denn damit?«
    »Wir gehen inzwischen hart auf die vierzig zu, und du benimmst dich immer noch, als wärst du die Schönheitskönigin, die nur darauf wartet, vom Kapitän des Footballteams erwählt zu werden. Aber so läuft das nicht. Die Liebe zerreißt einen und setzt einen neu wieder zusammen wie ein kaputtes Spielzeug, mit Rissen und Ecken und Kanten. Sich zu verlieben ist nicht schwer. Doch die Liebe will gehegt und gepflegt werden. Es geht darum, das einzuhalten, was man versprochen hat, dort zu bleiben, wo man hingehört, daran zu arbeiten, dass die Liebe stark bleibt. Das hast du nie begriffen.«
    »Du hast leicht reden, Cal. Du hast eine Frau und Kinder, die dich lieben. Lisa ...«
    »Hat mich verlassen.«
    »Was?«
    »Im August«, sagte er leise. »Wir haben den alten Trick versucht, im gleichen Haus getrennt zu leben - wegen der Mädchen. Aber sie sind zu klug dafür. Vor allem Amanda. Sie ist wie Julia in dem Alter. Sie sieht alles und hat keine Angst davor, Fragen zu stellen. Vor dem Valentinstag ist Lisa aus dem Schlafzimmer ausgezogen. Kurz vor Schulanfang ist sie dann endgültig weg.«
    »Und die Mädchen?« Ellie brachte die Frage kaum über die Lippen.
    »Die bleiben bei mir. Lisa arbeitet zu viel. Ab und zu fühlt sie sich plötzlich einsam und ihr fällt wieder ein, dass sie Kinder hat. Dann ruft sie an oder kommt vorbei. Aber jetzt hat sie sich verliebt, und wir haben seit Wochen nichts mehr von ihr gehört. Mal abgesehen von den Scheidungspapieren. Sie möchte, dass ich das Haus verkaufe und den Erlös mit ihr teile.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du mir nie was davon erzählt hast. Wir arbeiten jeden Tag zusammen. Jeden Tag!«
    Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht recht deuten konnte. »Wann hast du dich denn

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