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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Himmel ragten, schützten die Westseite.
    Susan hätte dieses Haus geliebt. Sie wäre durch den Garten gelaufen und hätte auf Dinge gezeigt, die nur sie sehen konnte. Da kommt der Obstgarten hin die Schaukel steht am besten hier. Zwei Jahre lang hatten sie ihr Traumhaus gesucht. Warum hatten sie nicht gesehen, dass sie aus einem beliebigen Haus das hätten machen können, wonach sie suchten?
    Er überquerte den Vorplatz und stieg langsam die Stufen hinauf. Als er sich der Haustür näherte, hörte er Musik. John Denver sang: »Coming home to a place he‘d never been before«. Auch er hatte das Gefühl heimzukommen, obwohl er noch nie hier gewesen war.
    Durch das ovale Glasfenster in der Tür konnte er hineinsehen.
    Julia und Ellie tanzten, stießen mit den Hüften zusammen, taumelten zur Seite und lachten. Alice stand am Kamin, beobachtete die beiden mit großen Augen und aß eine Blume. Ab und zu huschte ein jähes Lächeln über ihr Gesicht, als hätte es sie überrumpelt.
    Hinter Max fuhr ein weiteres Auto vor. Der Motor wurde abgestellt, Türen öffneten und schlossen sich. Dann näherten sich knirschende Schritte über die gekieste Auffahrt, begleitet von hohem Kindergeplapper.
    »Hallo Doc!«
    Es war Cals Stimme.
    Ehe Max sich umdrehen und antworten konnte, ging die Haustür auf, Ellie erschien und starrte zu ihm empor. Durchdringend, mit ihrem Polizistenblick.
    »Freut mich, dass du es geschafft hast«, sagte sie und trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. Mit ihrer smaragdgrünen Samthose und dem schwarzen Glitzerpulli war sie von Kopf bis Fuß das Inbild einer kleinstädtischen Schönheitskönigin.
    Er überreichte ihr die Weinflaschen, die er mitgebracht hatte. »Vielen Dank für die Einladung.«
    Als sie seine Stimme hörte, bückte Julia auf, die neben Alice im Wohnzimmer kniete.
    Ellie nahm Max‘ Arm und lenkte ihn hinüber zu Julia. »Schau mal, wer hier ist, kleine Schwester!«, sagte sie und ließ die beiden allein.
    Max sah auf Julia hinunter und fragte sich, ob sie in diesem Moment wohl genauso atemlos war wie er.
    Langsam stand sie auf. »Happy Thanksgiving, Max. Ich freue mich, dass Sie kommen konnten. Ich hatte schon seit Jahren kein richtiges Familienessen mehr.«
    »Ich auch nicht.«
    Allem Anschein nach reagierte sie auf sein Geständnis genau wie er auf ihres - die Worte schufen eine Verbindung zwischen ihnen. »Na dann«, sagte er schnell. »Wie geht es denn unserer kleinen Wilden?«
    Dankbar nahm Julia das Thema auf und hob zu einem Monolog über Alices Therapie an. Während sie erzählte, sah sie immer wieder zu Alice hinunter, mit einer Liebe, die so offensichtlich war, dass Max nicht anders konnte, als zu lächeln. Ihr Enthusiasmus und ihre Fürsorge waren mitreißend, und sofort fiel es ihm wieder ein: Alles oder nichts.
    Hier hatte er das Alles vor sich.
    »Max?« Sie blickte ihn stirnrunzelnd an. »Ich quassle Sie in Grund und Boden, stimmt‘s? Tut mir leid, manchmal weiß ich einfach nicht mehr, wo Schluss ist. Aber ich werde ...«
    Er berührte ihren Arm, merkte, dass er einen Fehler gemacht hatte, und zog seine Hand ruckartig wieder zurück.
    Sie starrte ihn an.
    »Ich hab an Sie gedacht.« Die Worte waren aus seinem Mund, ehe er sie aufhalten konnte.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Da er keine Ahnung hatte, was er als Nächstes sagen sollte, schwieg er lieber, und als das Schweigen schließlich unbehaglich wurde, nuschelte er eine lahme Entschuldigung und ging zu der provisorischen Bar, die im Küchenbereich aufgebaut war.
    Ein paar Minuten vor vier verkündete Ellie, das Essen - »oder wie man es nennen möchte« - sei fertig. Sofort verfielen alle in eifrige Betriebsamkeit, eilten ins Bad und kamen wieder heraus, drängten sich in der winzigen Küche und boten ihre Hilfe beim Servieren an.
    Die ganze Zeit über kniete Julia neben Alice, die sich hinter einem Ficus im Wohnzimmer versteckt hatte. Offensichtlich hatte sie Angst, aber wenn man zusah, wie Julia damit umging, konnte man wirklich an Zauberei glauben. Als sie das Mädchen schließlich zum Tisch führte und sie auf einen Platz mit Stuhlaufsatz setzte, hatten sich alle anderen bereits niedergelassen.
    Nun war nur noch ein einziger Platz für Max frei - der neben Julia.
    Ellie, die am Kopfende des Tisches saß, blickte über das Meer von Speisen. »Ich bin sehr froh, dass ihr alle hier seid. Es ist lange her, seit an diesem Tisch ein Thanksgiving-Essen stattgefunden hat. Jetzt möchte

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