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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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das letzte Mal nach meinem Leben erkundigt, Ellie?«
    Die Frage versetzte ihr einen Stich. »Ich frage dich doch ständig, wie es dir geht.«
    »Und lässt mir genau fünf Sekunden Zeit für die Antwort, bevor du dich etwas Interessanterem zuwendest. Für gewöhnlich deinem eigenen Leben.« Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich urteile nicht über dich, Ellie. Ich sag dir nur die Wahrheit.«
    In Cals Augen war Mitgefühl zu erkennen, und vielleicht ein wenig Enttäuschung.
    Langsam stand er auf. »Vergiss es. Ich hätte das alles nicht sagen sollen. Du hast mich nur an einem schlechten Tag erwischt. Ich bin deprimiert und hab mir wahrscheinlich bloß gewünscht, dass ein guter Freund mir ein bisschen Mut macht.« Er ging zur Tür und holte seine Jacke von der Garderobe. »Bis morgen dann.«
    Sie stand immer noch da und starrte auf die geschlossene Tür, als endlich der Groschen fiel.
    Lisa hat mich verlassen.
    Ich kann nicht glauben, dass du mir nie was davon erzählt hast.
    Sie hatte getan, als ginge es allem um sie! Cal hatte ihr von seinem Kummer erzählt - und das war ein gigantischer Kummer, den sie nur allzu gut kannte und sie hatte ihn nicht getröstet. Kein Sterbenswörtchen war ihr über die Lippen gekommen.
    Ich hab mir wahrscheinlich bloß gewünscht, dass ein guter Freund mir ein bisschen Mut macht.
    Und genau das hatte sie nicht getan.
    Schon seit Jahren sagten ihr die Leute nach, sie sei egoistisch. Aber Ellie hatte das immer mit einem charmanten Lächeln abgetan. Das stimmte doch nicht! Wer so etwas behauptete, war entweder neidisch oder kein wahrer Freund.
    Du bist wie ich, Ellie , hatte ihr Vater einmal zu ihr gesagt, du musst immer im Rampenlicht stehen. Wenn du noch mal heiratest, dann such dir am besten einen, dem es nichts ausmacht, dir die Bühne zu überlassen.
    Ellie hatte das als Kompliment verstanden. Sie fand es toll, dass ihr Vater sie für einen Star hielt.
    Doch jetzt entdeckte sie in seinen Worten plötzlich eine ganz andere Bedeutung, und als sie diese Tür aufstieß, als sie sich ernsthaft fragte, ob das stimmte, wurde sie von Erinnerungen, Augenblicken, Fragen geradezu überschwemmt.
    Zwei kaputte Ehen. Beide waren gescheitert, weil ihre Ehemänner sie nicht genug geliebt hatten - jedenfalls hatte Ellie das bisher geglaubt.
    War der Grund womöglich ein anderer, nämlich dass sie zu viel Liebe verlangte - zu viel Liebe brauchte? War sie in der Lage, das zurückzugeben, was sie bekam? Sie hatte ihre beiden Ehemänner geliebt, abgöttisch geliebt. Aber offensichtlich nicht genug, um Alvin nach Alaska zu folgen ... oder mit dem Geld, das sie bei der Polizei verdiente, Sammy bei seiner Ausbildung zum Lastwagenfahrer zu unterstützen.
    Kein Wunder, dass die beiden Ehen gescheitert waren. Entweder ging alles nach ihrer Nase, oder die Männer konnten sich trollen. Und so hatte einer nach dem anderen - Ehemänner, Affären, Liebhaber - das Weite gesucht.
    All die Jahre hatte sie nie auch nur einen Moment daran gezweifelt, dass die Kerle einfach Nieten waren.
    Aber womöglich hatte es die ganze Zeit an ihr gelegen!
    Als Mel zur Nachtschicht erschien, nickte Ellie ihm zu, erkundigte sich nach seiner Familie und rannte dann zu ihrem Auto.
    Keine halbe Stunde, nachdem Cal die Polizeiwache verlassen hatte, parkte sie unter einem riesigen, kahlen Ahornbaum vor Cals Haus. Ein hübsches kleines Vogelhäuschen hing am untersten Ast und schaukelte leise in der Herbstbrise. Auf seinem Dach aus naturbelassenem Zedernholz war eins der letzten braunen Blätter hängen geblieben.
    Ellie ging zur Haustür und klopfte.
    Cal machte auf. Sein sonst so jungenhaftes, fröhliches Gesicht wirkte gealtert und erschöpft. Erschrocken fragte Ellie sich, wie lange das schon so war, wie oft sie es nicht gemerkt hatte.
    »Ich bin eine dumme Kuh«, sagte sie traurig. »Kannst du mir verzeihen?«
    Ein winziges Lächeln zuckte in seinem Mundwinkel. »Die Entschuldigung einer hysterischen Tussi, oder was?«
    »Ich bin nicht hysterisch.«
    »Nein, du bist eine dumme Kuh.« Sein Lächeln erreichte den anderen Mundwinkel und ging nun bis fast zu den Augen. »Es liegt daran, dass du so hübsch bist. Frauen wie du sind eben daran gewöhnt, immer im Mittelpunkt zu stehen.«
    Sie kam näher. »Ich bin eine Kuh. Aber es tut mir leid.«
    Er sah sie an. »Danke.«
    »Es wird alles wieder gut, Cal«, sagte sie und hoffte, dass spät wirklich besser war als nie.
    »Meinst du?«
    Sie hatte das Gefühl, in der

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