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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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sie sich.
    Nebeneinander gingen die Schwestern durch die Doppeltüren und an der Rezeptionistin vorbei, die ihnen freundlich zuwinkte. Schwestern und Pfleger, die an ihnen vorübereilten, trugen Uniformen in blassem Lachsrosa, das wahrscheinlich früher einmal Orange gewesen war. Ihre Kreppsohlen quietschten auf dem Linoleumboden.
    Vor einer verschlossenen Tür blieb Ellie stehen, strich sich Uniform und Haare glatt und überprüfte im Handspiegel ihr Make-up.
    Julia verzog das Gesicht. »Was ist das denn hier? Ein Fototermin?«
    »Du wirst schon sehen.« Ellie klopfte.
    Eine Stimme rief: »Herein!«
    Hinter Ellie betrat Julia ein kleines, enges Büro mit einem Fenster, durch das man einen gigantischen Rhododendron sah.
    In einer Ecke des Raums stand ein Mann, reglos wie ein Grashalm an einem windstillen Tag, in einer ausgebleichten Levi‘s und einem schwarzen Pullover mit Zopfmuster. Seine Haare waren stahlgrau. Nicht grau gesträhnt, sondern eine perfekte Richard-Gere-Farbe. Er hatte die robuste, sonnengebräunte Ausstrahlung eines Menschen, der viel Zeit im Freien, bei Wind und Wetter verbringt. Doch es waren seine Augen, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie waren von einem leuchtenden Blau, durchdringend und intensiv.
    Zweifellos der attraktivste Mann, der Julia je begegnet war.
    »Sie müssen Dr. Cates sein«, sagte er und trat auf sie zu.
    »Bitte nennen Sie mich Julia.«
    Sein Lächeln blendete sie. »Aber nur, wenn Sie mich Max nennen.«
    Augenblicklich war ihr klar, welchen Typus Mann sie hier vor sich hatte, einen Spieler, genau wie Philip, einen Mann, der seine Sexualität zur Schau trug wie eine Sporttrophäe. In Los Angeles wimmelte es von solchen Männern. Mehr als einmal war sie einem von ihnen in die Falle gegangen. Gut, sie war damals auch noch jünger gewesen. Nicht sonderlich überrascht nahm sie nun zur Kenntnis, dass eins seiner Ohrläppchen durchstochen war. Sie schenkte ihm ihr Profilächeln. »Erzählen Sie mir doch etwas von Ihrer Patientin. Wenn ich recht verstanden habe, ist das Mädchen ... möglicherweise autistisch?«
    Erstaunen, huschte über sein markantes Gesicht, und er holte einen Aktenordner von seinem Schreibtisch. »Die Diagnose ist Ihr Job. Was in den Gehirnen von Kindern vorgeht, ist nicht mein Spezialgebiet.«
    »Und was ist Ihr Spezialgebiet?«
    »Rezepte ausschreiben, wenn ich mir etwas aussuchen dürfte. Ich bin auf eine katholische Schule gegangen.« Wieder dieses Lächeln. »Daher habe ich gelernt, wie man ordentlich schreibt.«
    Sie ließ den Blick über die gerahmten Diplome wandern, die die Wände zierten, in der Erwartung, wenig bekannte, abgelegene Universitäten zu entdecken. Doch dem war nicht so: Max hatte in Stanford studiert und seinen medizinischen Abschluss an der University of California in Los Angeles gemacht. Sie runzelte die Stirn.
    Was in aller Welt hatte dieser Typ in Rain Valley zu suchen?
    Er lief vor etwas weg. Das musste der Grund sein. Neuzugänge in Rain Valley ließen sich in zwei Gruppen unterteilen: Menschen, die sich vor etwas Bestimmtem auf der Flucht befanden, und Menschen, die sich prinzipiell vor allem auf der Flucht befanden. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, zu welcher Kategorie dieser Mann hier gehörte.
    Als sie aufblickte, sah sie, dass er sie eindringlich musterte. »Kommen Sie mit«, sagte er und nahm ihren Arm.
    Julia ließ sich den breiten weißen Korridor hinunterführen. Ellie flankierte Max auf der anderen Seite. Nach ein paar Biegungen kamen sie zu einem großen Fenster, durch das man in eine Art Spielzimmer sehen konnte. Dort blieben sie stehen. Max stand so dicht neben Julia, dass sie sich fast berührten, und sie trat einen Schritt zur Seite, um sich etwas Distanz zu verschaffen.
    Das Zimmer jenseits der Glasscheibe sah aus wie ein ziemlich gewöhnliches Spielzimmer mit kleinen Tischen und Stühlen, Regalen voller Spielzeug, Brettspiele und Bücher, mit einem Waschbecken, einer Arbeitsplatte, einer Reihe leerer Kinderbettchen und einem Krankenhausbett. »Wo ist sie?«
    Max nickte. »Sehen Sie genau hin.«
    Schweigend warteten sie. Endlich kam eine Schwester mit einem Tablett, ging an ihnen vorbei in das Zimmer, stellte das Essen auf den Tisch und verließ den Raum schleunigst wieder.
    Gerade wollte Julia eine Frage stellen, da sah sie eine blitzartige Bewegung unter dem Bett.
    Fasziniert beugte sie sich vor. Das Glas beschlug von ihrem Atem, sie wischte die Scheibe ungeduldig ab und lehnte sich wieder

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