Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
Zweigen, dem Wispern des Windes, hörte sie auch die Stimme ihrer Mutter. Leise flüsterte sie: »Hallo, Mom.« Und tatsächlich wartete irgendetwas in ihr auf eine Antwort. Aber nur der Fluss und der Wind waren zu hören.
    Langsam folgte sie Ellie über den morastigen Rasen zum Haus.
    Im strahlenden Licht wirkte das alte Haus, als wäre es aus gehämmerten Silberstreifen gebaut worden. Die altersgrauen Schindeln schimmerten in hundert geheimnisvollen Farbschattierungen. Fenster und Türen waren weiß umrahmt; dort, wo die Farbe abblätterte, kam das Holz darunter zum Vorschein. Im Garten wucherten mehrere riesige Rhododendronbüsche.
    Ellie öffnete die Tür und ging voraus.
    Drinnen sah alles aus wie immer. Das gleiche Mobiliar mit den Rosenmusterbezügen - Rosa und ausgeblichenes Grün zierte das Wohnzimmer. Ausnahmslos uraltes Kiefernholz ein Schrank, in dem sich wahrscheinlich immer noch Grandma Whittakers Häkeldeckchen und ihre Tischwäsche stapelten, ein Esstisch mit den Spuren von drei Generationen Cates und Whittakers, eine Kredenz mit einem Strauß staubiger Seidenblumen in einer Keramikvase. Neben dem gemauerten Kamin gab eine große Tür mit silbern schimmernden Glasscheiben den Blick frei auf den im Sonnenlicht glitzernden Fluss. Ellie hatte nichts verändert. Kein Wunder. In Rain Valley hatten Dinge und Menschen entweder einen festen Platz, oder sie gehörten nicht hierher. Doch wenn sie einen Platz hatten, wurden sie geliebt, und zwar für immer.
    Ellie schloss die Tür. Gerade als sie sagte: »Achtung!«, kamen auch schon zwei ausgewachsene Golden Retriever die Treppe heruntergebraust. Unten gerieten sie auf dem glatten Holzboden ins Schlingern, rutschen zur Seite, fassten wieder Fuß, galoppierten quer durchs Zimmer und stießen frontal mit Julia zusammen.
    »Jake! Elwood! Platz! «, brüllte Ellie mit ihrer besten Polizeistimme.
    Doch die Hunde taten so, als wären sie taub.
    Julia schubste sie unsanft weg, aber die Hunde wandten ihre Aufmerksamkeit unbeirrt Ellie zu, die sie liebevoll über sich ergehen ließ.
    Während sie sich zu dritt auf dem Boden herumwälzten, meinte Julia: »Bitte sag mir, dass sie draußen schlafen, ja?«
    Lachend setzte Ellie sich auf und strich sich die Haare aus der Stirn. Die Hunde leckten ihr die Wangen. »Na gut, sie schlafen draußen.« Als Julia einen Seufzer der Erleichterung ausstieß, rief sie schnell: »Nein, das hab ich nur so gesagt! Aber ich werde dafür sorgen, dass sie nicht in dein Zimmer gehen.«
    »Mehr kann ich wahrscheinlich nicht erwarten, oder?«
    »Richtig.« Ellie befahl den Hunden, Platz zu machen, und beim zwölften Mal gehorchten sie ihr tatsächlich. Doch sobald sie wegschaute, krochen sie unauffällig auf dem Bauch in Richtung Tür.
    »Komm mit«, sagte Ellie und ging zur Treppe.
    Julia schleppte ihren Koffer die schmalen, ächzenden Stufen hinauf. Oben wandte sie sich nach rechts und folgte ihrer Schwester den Korridor hinunter zu ihrem Kinderschlafzimmer.
    Zwei identische Betten, umhüllt von grellrosa Chiffon, zwei identische weiß gestrichene Schülerschreibtische, ein hellgrüner Sitzsack. Auf den weißen Regalbrettern saßen reihenweise Trolle und Barbies, und die Nancy-Drew-Krimis erinnerten Julia an durchwachte Nächte, in denen sie im Schein der Taschenlampe gelesen hatte. An der Wand hing ein vergilbtes Poster von Harrison Ford als Indiana Jones.
    Auf Julias Bett lagen zwei schlafende Katzen, so aneinandergekuschelt, dass sie eine Art Yin-Yang-Symbol bildeten.
    »Darf ich dich mit Rocky und Adrienne bekannt machen?«, stellte Ellie sie vor und nahm die beiden scheinbar knochenlosen Tiere auf den Arm, wo sie schlaff und gähnend hingen, bis Ellie sie auf den Korridor beförderte. »Geht in Mamas Zimmer«, empfahl sie ihnen und wandte sich dann wieder Julia zu. »Die Laken sind frisch gewaschen, im Bad liegen Handtücher, das Wasser braucht immer noch eine Ewigkeit, bis es heiß wird, und du darfst nicht auf die Klospülung drücken, bevor du duschst.« Sie ging zur Tür. »Danke, Jules. Ich bin wirklich sehr froh, dass du gekommen bist. Ich weiß, dass es ... dass es für dich in letzter Zeit nicht gut gelaufen ist, und ..., na ja, vielen Dank.«
    Julia sah ihre Schwester an. Wenn sie eine andere Frau oder wenn ihre Beziehung eine andere gewesen wäre, hätte sie jetzt geantwortet: Ich wusste sowieso nicht, wohin. Doch stattdessen sagte sie nur: »Kein Problem« und stellte den Koffer ab. »Jetzt erklär mir aber mal, warum ich hier

Weitere Kostenlose Bücher