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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Lippen, hätte Julia sie am liebsten zurückgenommen. Warum hatte sie so etwas Persönliches preisgegeben, und noch dazu vor einem Mann, den sie kaum kannte? Gott sei Dank ging er nicht darauf ein.
    Er bog nach links in die Azalea Street ein, aber dort stand eine Straßensperre. »Seltsam. Wahrscheinlich wieder mal ein Wasserrohrbruch.« Er setzte zurück, fuhr einen Block die Cascade hinunter und parkte dort. »Ich begleite Sie.«
    »Das ist wirklich nicht notwendig.«
    »Mir macht es aber nichts.«
    Da Julia die Sache nicht unnötig aufblasen wollte, nickte sie.
    Sie gingen die stille, von Bäumen gesäumte Straße zum Polizeirevier hinunter. »Schön hier«, meinte sie. »Das hatte ich ganz vergessen. Vor allem im Herbst.« Gerade wollte sie noch eine Bemerkung über die bunten Blätter machen, als sie um die Ecke bogen und den Grund für die Barrikade sahen.
    Die Straße war von Dutzenden Übertragungswagen blockiert.
    »Stopp!«, entfuhr es Julia. Sie merkte einen Moment zu spät, dass sie Max angeschrien hatte, und dann wirbelte sie auch noch so hastig herum, dass sie mit ihm zusammenstieß. Reaktionsschnell legten sich seine Arme um sie und hielten sie fest. Wenn ein Reporter sie heute sah, mit ihrem zerkratzten Gesicht, war das ein gefundenes Fressen. Vor allem wenn man herausfand, dass sie von ihrer eigenen Patientin so zugerichtet worden war.
    »Wir sind doch gleich da. Der Eingang ...«
    »Ich weiß, wo der verdammte Eingang ist. Aber ich muss hier weg, und zwar sofort.«
    Endlich fiel bei ihm der Groschen. Als er sie ansah, war sie für ihn diese Psychologin.
    »Lassen Sie mich los«, sagte sie und befreite sich aus seinen Armen.
    Er deutete auf die andere Straßenseite. »Das ist die evangelische Kirche. Gehen Sie da rein, ich schicke Ellie zu Ihnen.«
    »Danke.« Sie war gerade ein paar Schritte weit gekommen, als er ihren Namen rief.
    Sie drehte sich um. »Was ist?«
    Er machte Anstalten, auf sie zuzugehen, sagte aber nichts.
    Genervt verdrehte sie die Augen. »Sagen Sie schon, was Sie sagen wollen, Max. Jeder hat eine Meinung zu der Geschichte. Das bin ich inzwischen gewohnt.«
    »Möchten Sie, dass ich mitkomme?«
    Einen Moment blieb Julia vor Überraschung die Luft weg. Auf einmal wurde ihr klar, wie lange sie schon allein war. »Nein ..., aber danke für das Angebot.« Ohne ihn noch einmal anzusehen, ging sie weiter.
    * * *
    Max stieg die Betonstufen zum Revier empor. Als er hineinkam, wirbelten die Reporter zu ihm herum wie ein Schwärm Raubfische. Sobald sie zu der Überzeugung gelangt waren, dass er keine lohnenswerte Beute war, wandten sie sich wieder ab.
    So blieb er an der Tür stehen, wartete, dass die Pressekonferenz zu Ende ging, und dachte an Julia.
    In dem Moment, als sie die ganzen Übertragungswagen gesehen hatte, war eine wilde Mischung von Gefühlen in ihren grünen Augen aufgeblitzt - Angst, Hoffnung, Verzweiflung. Aber diese Verletzlichkeit war nur einen Herzschlag lang sichtbar gewesen, vielleicht sogar weniger. Trotzdem hatte er sie bemerkt und verstanden. Sich daran erinnert, wie es war, wenn die Medien ihre Halogenscheinwerfer auf einen richteten. Dann konnte man sich nirgendwo mehr verstecken.
    Schließlich bahnte er sich einen Weg durch die schwindende Menge.
    Ellie stand zwischen Earl und Peanut am Podium.
    Rasch zog er sie beiseite und flüsterte: »Deine Schwester wartet drüben in der evangelischen Kirche auf dich.«
    Ellie zuckte zusammen. »War sie hier?«
    »Ja.«
    Auf einmal wurde Max wütend. »Ein kleiner Hinweis. Wenn du das nächste Mal die Presse versammelst, könntest du sie warnen.«
    »Ich hab nicht gedacht ...«
    »Ich weiß, dass du nicht gedacht hast.«
    »Was hast du denn für ein Problem?«
    Was sollte er darauf antworten? »Sei einfach das nächste Mal ein bisschen vorsichtiger.«
    Ehe sie noch etwas sagen konnte, wandte er sich ab und ging.
    Draußen blieb er auf den Stufen stehen. Überall um ihn herum unterhielten sich die Reporter beim Einpacken der Ausrüstung. Über ihren Köpfen flatterte die amerikanische Flagge.
    Auf der anderen Straßenseite kuschelte sich die weiße Steinkirche in den Schatten einer riesigen Tanne. Wenn er ganz genau hinschaute, konnte er die Silhouette einer Frau im Fenster erkennen.
    Julia.
    Früher wäre er hinübergegangen und hätte ihr noch einmal seine Hilfe angeboten.
    Jetzt stieg er stattdessen in seinen Pick-up und machte sich auf den Heimweg.
    Als er den Lakeshore Drive hinunterfuhr, neigte sich die Sonne langsam

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