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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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eines Hirnschadens nicht normal sprechen konnte oder dass sie ein traumatisches Erlebnis hinter sich hatte und aus Angst nicht sprechen wollte. Nichts vermochte das öffentliche Interesse so nachhaltig zu fesseln wie ein Geheimnis, ein Rätsel, und das würden die Medien natürlich ausschlachten. Früher oder später, das wusste Julia, würde auch sie in die Geschichte mit hineingezogen werden.
    Ellie parkte vor der Bücherei. Dicht neben dem Gebäude, in dem früher einmal ausgestopfte Tiere verkauft worden waren, stand ein Grüppchen hoher Douglasfichten. Da die Dunkelheit nahte, konnte man den Kiesweg zur Tür kaum mehr erkennen. »Ich hab alle nach Hause geschickt«, sagte Ellie, während sie den Schlüssel aus ihrer Brusttasche fischte. »Wie du es wolltest. Und Jules ..., es tut mir leid.«
    »Danke.« Julia hörte selbst das Zittern in ihrer Stimme. Es offenbarte mehr, als ihr recht war. Und Ellie bemerkte es natürlich auch.
    Wenn die Dinge zwischen ihnen anders gewesen wären, hätte Julia in diesem Moment gesagt: Ich hab Angst davor; den Medien schon wieder gegenüberzutreten . Stattdessen räusperte sie sich und erklärte: »Ich brauche ein ruhiges Plätzchen, wo ich ungestört mit der Kleinen arbeiten kann.«
    »Sobald wir Pflegeeltern gefunden haben, können wir sie aus dem Krankenhaus holen. Wir suchen ...«
    »Ich mach das. Ruf bei der Fürsorge an. Es dürfte kein Problem sein, für mich eine Genehmigung zu bekommen. Den Papierkram erledige ich dann heute Abend.«
    »Bist du sicher?«
    »Aber ja. Eine Stunde pro Woche reicht nicht aus, um ihr zu helfen, auch nicht eine Stunde am Tag. Sie ist für eine Weile ein Vollzeitjob. Am besten fängst du auch gleich mit dem Papierkrieg an.«
    »Okay.«
    In diesem Moment tauchten hinter ihnen Autoscheinwerfer auf und erleuchteten das Wageninnere. Kurz darauf klopfte jemand ans Fenster. Es klang wie eine Gewehrsalve.
    Julia öffnete die Tür.
    Es war Penelope, die ihnen fröhlich zuwinkte. Hinter ihr stand ein verbeulter alter Pick-up. Als Julia ausstieg, war Peanut schon mitten im Satz: »... hat gesagt, du kannst die alte Bertha eine Weile geliehen haben. Sein Daddy hat sie als Heuwagen benutzt, als sie noch in Moses Lake gewohnt haben. Die Schlüssel stecken.«
    »Danke, Penelope.«
    »Nenn mich ruhig Peanut. Himmel, wir sind praktisch verwandt, wo Ellie doch schon so lange meine beste Freundin ist und überhaupt.«
    Auf einmal fiel Julia wieder das Begräbnis ihrer Mutter ein. Penelope hatte sich um alles und jeden gekümmert, wie eine Löwenmutter um ihre Jungen. Als Ellie angefangen hatte zu weinen, war Penelope mit ihr aus dem Zimmer gegangen. Später hatte Julia die beiden auf dem Bett ihrer Eltern sitzen sehen, wo Penelope Ellie in den Armen gehalten hatte wie ein kleines Kind.
    So eine Freundin hätte Julia im letzten Jahr auch gut gebrauchen können. »Danke, Peanut.«
    Ellie stieg aus dem Streifenwagen und kam zu ihnen. Die Absätze ihrer Polizeipumps knirschten im Kies. Auf einmal teilten sich die Wolken und enthüllten einen blassen Mond. »Steig ein, Pea. Ich bring Julia eben zur Tür.«
    Peanut winkte zum Abschied noch mal geziert wie ein Schulmädchen, stieg in den Streifenwagen und knallte die Tür zu.
    Julia und Ellie gingen den Kiesweg entlang zum Eingang der Bibliothek. Als sie näher kamen, fiel das Mondlicht auf das Poster mit der Aufschrift LESEN MACHT SPASS, das im Fenster hing.
    Ellie schloss auf und machte Licht. Dann sah sie Julia an. »Kannst du dem Mädchen wirklich helfen?«
    Julias Ärger verpuffte zusammen mit den Resten ihrer Angst. Jetzt waren sie wieder auf dem richtigen Weg und redeten über das, was wichtig war. »Ja. Gibt es bei der Identifizierung schon irgendwelche Fortschritte?«
    »Nein. Wir haben Größe, Gewicht und Haarfarbe ins System eingespeist, um die Suche einzugrenzen. Und wir haben die Narben auf ihren Beinen und ihrer Schulter fotografiert und archiviert. Außerdem hat sie auch noch ein ziemlich ausgefallenes Muttermal hinten auf der linken Schulter. Das einzige Merkmal, von dem man mit Sicherheit sagen kann, dass sie es schon immer hatte. Das FBI hat mir geraten, es geheim zu halten - damit sich nicht die Verrückten auf sie stürzen. Max hat ihr Kleid ins Labor geschickt, um es nach Fasern untersuchen zu lassen, doch ich bin sicher, dass es handgemacht ist und uns keinen Hinweis auf den Hersteller geben wird. Vielleicht findet man DNA, aber die wird zunächst auch nicht viel bringen. Ihre Fingerabdrücke

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