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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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parkten möglichst nahe beim Eingang und stiegen aus.
    Ellie setzte an, etwas zu sagen, aber im Knirschen der Reifen auf dem Kies gingen ihre Worte unter. Eine Autoschlange kroch auf den Parkplatz, und ein Wagen nach dem anderen wurde abgestellt. Earl und Myra waren als Erste ausgestiegen, Earl in voller Galamontur, Myra jedoch in einem flauschigen rosa Trainingsanzug, mit unter einem bunten Schal versteckten Lockenwicklern in den Haaren.
    Ellie nahm Julia am Arm und eilte mit ihr in die Kirche. Mit einem Knall fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    Julia merkte, dass sie nervös wurde, und ärgerte sich darüber. Wieso machte ihr dieser ganze alte Mist nur immer noch zu schaffen? Wenn sie im Triumph zurückgekehrt wäre statt in Schande, wäre bestimmt alles anders. »Es ist mir doch inzwischen egal, was die alle denken. Ehrlich. Weshalb ...«
    »Ich hab sowieso nie verstanden, warum du dir das so zu Herzen nimmst. Wen kümmert es denn, ob die dich mögen?«
    »Menschen wie du verstehen das nicht«, erwiderte Julia, und das stimmte: Ellie war einfach immer beliebt gewesen. Sie wusste nicht, dass manche seelischen Verletzungen sich anfühlten wie ein schlecht verheilter Knochenbruch. Je nach Wetter schmerzten sie ein Leben lang.
    Die Türen gingen wieder auf, die Leute strömten herein und nahmen ihre Plätze auf den Eichenbänken ein. Ihre Stimmen schwollen zum Lärmpegel einer Küchenmaschine an, die auf höchster Stufe Eis zerkleinert. Max erschien als einer der Letzten und setzte sich auf eine Bank ganz hinten.
    Ellie ging zur Kanzel. Sie wartete bis zehn nach sechs, dann gab sie Peanut ein Zeichen, die Türen zu schließen. Weitere fünf Minuten verstrichen, bis die Menge sich endlich beruhigt hatte.
    »Danke euch allen, dass ihr gekommen seid«, hob sie zu sprechen an. »Ich weiß, es ist früh, und ich bin euch sehr dankbar für eure Kooperation.«
    »Worum geht es überhaupt, Ellie?«, rief jemand von den hinteren Reihen. »Unsere Schicht beginnt in vierzig Minuten.«
    »Mund halten, Doug«, rief ein anderer. »Lass sie ausreden!«
    »Halt du doch den Mund, Al. Es geht um das Fliegende Wolfsmädchen, oder, Ellie?«
    Ellie hob die Hand. Es wurde wieder still. »Es geht um das Mädchen, das vor kurzem hier aufgetaucht ist.«
    Wieder gab es Unruhe, Zwischenrufe und Fragen.
    »Kann sie wirklich fliegen?«
    »Wo ist sie überhaupt?«
    »Wo ist der Wolf?«
    Julia staunte über die Gelassenheit ihrer Schwester. Kein Augenrollen, keine Grimassen, keine Faustschläge auf den Tisch. Sie sagte einfach nur: »Der Wolf ist bei Floyd im Tierpark. Dort wird er gut versorgt.«
    »Ich hab gehört, das Mädchen isst mit den Füßen«, rief jemand.
    »Und ausnahmslos rohes Fleisch.«
    Ellie holte tief Luft, das erste Anzeichen, dass sie bald die Geduld verlor. »Hört mal, wir haben nicht viel Zeit. Der Punkt ist: Wollen wir dieses Kind beschützen?«
    Ein lautes, einstimmiges Ja kam zur Antwort.
    »Gut.« Ellie wandte sich an Peanut. »Dann teil mal die Verträge aus.« Wieder an ihre Zuhörer gerichtet sagte sie: »Ich werde jetzt eure Namen verlesen, bitte antwortet, damit ich weiß, wer da ist.«
    Sie begann mit Herb Adams und ging die Liste in alphabetischer Reihenfolge durch. Einer nach dem anderen bejahte, bis sie zu Mort Elzik kam.
    Keine Antwort.
    »Der ist nicht hier!«, rief Earl.
    »Okay«, sagte Ellie. »Wir erwähnen dieses Treffen weder ihm noch sonst jemandem gegenüber, der jetzt nicht hier ist. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, antworteten die Anwesenden wie aus einem Munde.
    »Aber was sollen wir denn nicht erwähnen, Ellie?«
    »Ja, Beeilung! Ich hab in dreißig Minuten einen Kunden.«
    »Und das Sägewerk macht auf!«
    Wieder hob Ellie Ruhe gebietend die Hand. »In Ordnung. Wie ihr inzwischen sicher alle wisst, ist meine Schwester Julia angereist, um uns zu helfen. Was sie braucht, ist Ruhe und Frieden und einen Platz, wo sie arbeiten kann, ohne dass die Medien sie stören.«
    Daisy Grimm stand auf. Heute trug sie eine Jeanslatzhose mit aufgestickten Gänseblümchen. Ihr Make-up war so farbenfroh, als wäre sie in den Schminktopf gefallen. »Kann Ihre Schwester dem armen Mädchen denn wirklich helfen? Ich meine ... Nach dem, was da in Kalifornien passiert ist, frage ich mich ...«
    Es wurde still, alle warteten gespannt.
    »Setzen Sie sich, Daisy«, erwiderte Ellie scharf. »Also, hier ist der Plan. Wir veranstalten eine Art Spiel. Ihr - wir alle werden mit den Medien reden. Wenn uns ein Reporter

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