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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Territorium mit Urin zu markieren. Eine Toilette zu benutzen würde unter diesen Umständen keinen Sinn ergeben.
    Es sei denn, sie hatte schon früher ein Klo gesehen. Ganz gleich, wie lange das her war. Oder sie erkannte in Julia einen neuen Rudelführer und wollte sich ihm anpassen. »Wer bist du, Kleines? Woher kommst du?«
    Natürlich erhielt sie darauf keine Antwort.
    * * *
    Während das Mädchen aß, verließ Julia das Zimmer und ging nach unten.
    Es war ganz still im Haus.
    Auf dem Unterstellplatz fand sie die zwei Pappkartons.
    Einer war voll mit Kleidung, der andere enthielt alle möglichen Bücher und Spielsachen.
    Sorgfältig ging sie noch einmal alles durch und packte die besten, nützlichsten Teile in einer Kiste zusammen, die sie ins Zimmer hinaufschleppte und mit einem dumpfen Laut auf dem Boden absetzte.
    Ruckartig sah das Mädchen auf.
    Bei ihrem Anblick hätte Julia fast aufgelacht. Offensichtlich war annähernd die Hälfte ihres Essens auf ihrem Gesicht und dem Krankenhauskittel gelandet. Der Obstsalat mit Kokosnuss und Schlagsahne klebte wie ein weißer Bart an ihrer Nase, ihren Wangen und ihrem Kinn.
    »Ich finde, du siehst aus wie ein Miniaturweihnachtsmann.«
    Julia beugte sich über die Kiste und öffnete den Deckel. Obenauf lagen drei Sachen: ein wunderschönes weißes Spitzennachthemd mit Lochstickerei und rosa Schleifchen, eine Puppe mit Windel und bunte Plastikbauklötze.
    Sie trat zurück. »Spielsachen. Kennst du das Wort?«
    Keine Reaktion.
    »Spielen. Spaß.«
    Ohne zu blinzeln, starrte das Mädchen sie an.
    Als Erstes holte Julia das Nachthemd heraus. Die häufig getragene und gewaschene Baumwolle fühlte sich ganz weich an.
    Die Kleine machte große Augen, und aus ihrer Kehle kam ein leiser, knurrender Laut. Mit einer unvorstellbar schnellen, lautlosen Bewegung hüpfte sie vom Stuhl, rannte um den Tisch herum und entriss Julia das Nachthemd, drückte es sich fest an die Brust und verschwand damit im Topfpflanzendickicht.
    »So, so«, sagte Julia. »Da mag jemand wohl hübsche Sachen.«
    Das Mädchen begann zu summen. Ihre Finger berührten eine winzige rosa Seidenschleife und streichelten sie zärtlich.
    »Wenn du das hübsche Kleidchen anziehen möchtest, musst du dich aber erst mal sauber machen lassen.«
    Julia ging ins Bad, drehte den Hahn an der Badewanne auf und setzte sich auf den Rand. »Als ich so alt war wie du, habe ich schrecklich gern gebadet. Meine Mom hat immer Lavendel ins Badewasser getan. Das roch so gut. Oh, schau mal, da ist ja noch ein Fläschchen im Schrank! Ich gebe was davon für dich ins Wasser.«
    Als sie sich wieder umdrehte, stand das Mädchen auf der Schwelle und schaute herein.
    Julia streckte ihr die Hand entgegen. »Keine Angst«, sagte sie leise und stellte das Wasser ab. »Keine Angst.« Dann: »Komm.«
    Keine Reaktion.
    »Es ist ein schönes Gefühl, sauber zu sein.« Sie tunkte die andere Hand ins Wasser. »Schön. Komm!«
    Die Schritte des Mädchens waren so winzig, dass man sie kaum sah, aber sie bewegte sich immerhin vorwärts. Ihr Blick wanderte zwischen dem mit Klebeband umwickelten Wasserhahn und Julia hin und her.
    »Hast du so was schon mal gesehen? Wasser aus dem Hahn?« Julia ließ sich das Wasser über die Finger laufen. »Wasser. Was-ser.«
    Jetzt stand die Kleine am Wannenrand. Mit einer Mischung aus Angst und Faszination starrte sie das Wasser an.
    Ganz langsam beugte Julia sich zu ihr, um sie auszuziehen, und sie leistete zu Julias Überraschung keinerlei Widerstand. Was bedeutete es, dass das Kind plötzlich so bereitwillig folgte? Sie hängte den Krankenhauskittel über die Handtuchstange, umfasste dann wieder das magere Handgelenk und zog das Mädchen sacht zur Wanne. »Fass mal das Wasser an. Probier es einfach.« Sie machte vor, was sie meinte, und hoffte, die Kleine würde es nachahmen.
    Es dauerte eine Weile, aber schließlich tauchte sie wirklich die Hand ins Wasser.
    Ihre Augen weiteten sich, und sie stieß einen Laut aus, der halb ein Seufzer und halb ein Knurren war.
    Kurz entschlossen zog Julia sich bis auf Slip und BH aus und stieg in die Wanne. »Siehst du?«, sagte sie lächelnd. »Das kannst du jetzt auch machen.« Als das Mädchen näher kam, stieg Julia wieder aus dem Wasser und setzte sich auf den kühlen Wannenrand. »Du bist dran. Steig rein.«
    Vorsichtig kletterte das Mädchen über den Wannenrand und ließ sich ins Wasser sinken. Als es sie bis zum Hals bedeckte, gab sie ein Geräusch von sich, das klang wie

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