Wohin der Wind uns trägt
aus.«
»Simon«, jubelte Jo, fiel ihm um den Hals und küsste ihn überschwänglich auf die Wange. Die Zügel hatte sie weiter fest im Griff. »Ist das nicht das tollste Pferd, das du je gesehen hast?«
Sie errötete aufgeregt und lachte, denn Outsider beugte sich besitzergreifend nach vorn und schob die Nase zwischen ihre Gesichter.
»Schon gut, mein Schönster. Der ist besetzt. Du bist der einzige Mann in meinem Leben.«
Sie lehnte sich an Outsider, um ihm den Hals zu kraulen. Als ihr auffiel, wie ihre Äußerung hätte verstanden werden können, errötete sie erneut.
»Ich wusste gar nicht, dass du dich für Pferderennen interessierst«, stammelte sie, strich sich das Haar zurück und wünschte, Simon hätte nicht wieder dieselbe Wirkung auf sie wie damals in Shelsley Manor.
»Das ist nur ein Hobby, obwohl ich mir manchmal überlege, ob es nicht nett wäre, selbst ein Rennpferd zu besitzen«, erwiderte Simon und musterte sie eindringlich.
Jo errötete noch heftiger.
»Wo ist Lelia?«, fragte sie, nur um etwas zu sagen.
Sie fing wieder an, Outsider im Kreis herumzuführen. Ihre Knie waren weich wie Gelee, und sicherlich sah sie schrecklich aus.
»Sie hat ein paar Freunde getroffen«, antwortete Simon und folgte Jo. Sein Pulsschlag beschleunigte sich. »Du siehst toll aus. Wie geht es Emma?« Simon sah Jo an und fand sie unbeschreiblich schön. Ihre Wangen waren gerötet, und die Sonne tauchte ihr Gesicht in einen warmen Schein. »Ich war schon häufig in Ascot, aber heute war es einmalig. In den letzten Sekunden ist das Publikum so außer Rand und Band geraten, dass es sogar die britische Selbstbeherrschung vergessen hat.«
Er lachte. Gleichzeitig fand er die höfliche Konversation mit Jo absurd. Er hätte sie viel lieber in die Arme genommen und ihr Gesicht mit Küssen bedeckt. Dass er trotz seiner Verlobten solchen Fantasien nachhing, trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht. Widerstrebend wandte er den Blick von Jos verführerischen Lippen ab, die ihm – so völlig frei von Lippenstift – sehr begehrenswert erschienen. Simon klopfte sich mit dem Rennprogramm gegen die Handfläche.
»Was ist aus deiner Modelkarriere geworden? Ich hörte, dass du bei Guy und Sally arbeitest, und habe das für ein Gerücht gehalten.«
Jo machte sich noch einmal klar, dass Simon sich nicht im Mindesten für sie interessierte und mit einer anderen Frau verlobt war. Danach gelang es ihr, ein einigermaßen vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Bald fachsimpelten sie über Rennpferde und debattierten wie langjährige Freunde angeregt miteinander. Jo hatte ein schlechtes Gewissen, weil ihr unter seinem Blick ganz warm wurde. Sie hoffte, dass Lelia nicht ausgerechnet jetzt auftauchen würde. Da trafen sich ihre Blicke. Sie sah den Ausdruck in den meergrünen Tiefen seiner Augen und vergaß das oberflächliche Geplauder völlig. Ihr Herz machte einen heftigen Satz.
»Bis jetzt waren Pferderennen für mich nur ein Hobby, aber sie machen mir Spaß, und wenigstens komme ich so einmal aus dem Büro«, gab Simon zu und beobachtete, wie Outsider genüsslich zu grasen begann. »Apropos: Hast du ab und zu auch einmal frei?«
»Nur selten«, antwortete Jo schuldbewusst. »Aber das stört mich nicht. Es ist besser, viel zu arbeiten und seinen Beruf zu lieben, als jede Menge Freizeit und dafür einen Job zu haben, den man hasst.«
Kurz hielt Simon inne und spielte an seinem Rennprogramm herum.
»Ich habe mich gefragt, ob du nicht zu einer kleinen Feier kommen möchtest, die ich nächsten Monat in Norfolk gebe. Meine Tante besitzt ein Häuschen in der Nähe von Fakenham. Wir wollen am Samstag die Rennen in Newmarket besuchen und am Sonntag ein wenig die Gegend erkunden. Es gibt dort ein paar tolle Pubs, wo man gut zu Mittag essen kann. Meinst du, du könntest Guy überreden, dir ein Wochenende freizugeben?«
»Das klingt toll«, antwortete Jo begeistert. Vor Aufregung bekam sie kaum noch Luft.
»Frei wovon, Si, mein Schatz?« Das war Lelias zartes Stimmchen. Sie stakste mit ihren hohen Absätzen, die bei jedem Schritt im Gras einsanken, auf Jo und Simon zu.
Jos Freude verflog schlagartig, und sie setzte eine höfliche und nichtssagende Miene auf. Lelia, die von Kopf bis Fuß in hautenges Babyrosa gewandet war und einen riesigen rosa Hut mit Chiffonwolken und einer großen Satinschleife in der Hand hielt, fiel Simon praktisch in die Arme. Bei einer weniger attraktiven Frau hätte diese Aufmachung lächerlich gewirkt, doch
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