Wohin der Wind uns trägt
was ich gesagt habe. Und damit Schluss. Ach, ich halte das alles nicht mehr aus. Ich brauche eine Zigarette. Nein, eher einen ordentlichen Drink.«
Nina ließ sich in die Polster sinken und massierte ihre Schläfen mit schlanken Fingern.
»Oh, Jackie, Sie retten mir das Leben«, seufzte sie theatralisch und mit einem hilflosen Blick, als die Haushälterin mit Tee und Keksen auf einem Tablett hereinkam.
»Für mich ist das Thema nicht erledigt«, schäumte Jo, ohne auf Jackie zu achten. »Ich vermisse Rick ebenso wie du. Er war ein Teil von mir. Dad spricht über ihn …«
Inzwischen zitterte sie ebenso heftig wie ihre Mutter. Nina holte tief Luft und zeigte mit dem Finger auf Jo.
»Solange du in diesem Haus lebst, tust du, was ich sage.« Dann kramte sie mühsam ein Taschentuch aus der Tasche und brach in Tränen aus.
»Warum überlassen Sie das nicht mir, Jo?«, flüsterte Jackie.
In diesem Moment kam Charlie herein und wäre fast mit Jackie zusammengestoßen, die nach der Brandykaraffe griff.
»Hast du deine Mutter wieder zum Weinen gebracht?«, fragte Charlie, wich Jackie aus und gab Nina einen raschen Kuss auf die Wange. Dann legte er ihr ein dickes Bündel Hundertdollarnoten in den Schoß. »Ballyhoo hat fünf für einen gewonnen. Ned Kelly hat ein bisschen Geld für mich gesetzt.«
Aus geröteten Augen sah Nina ihren Mann an. Sie mochte Ned, der früher Schrotthändler gewesen war und inzwischen als Buchmacher arbeitete. Charlie vertraute ihm schon seit Jahren. Außerdem war Geld nie zu verachten.
»Oh, Charlie, rede mit deiner Tochter. Ich kann einfach nicht mehr.« Als sie erneut zu weinen begann, fühlte sich Jo, als hätte ihr jemand ein Messer in den Leib gestoßen.
»Ich wollte dich nicht aufregen, Mum«, murmelte sie.
Charlie legte die Hände auf Ninas bebende Schultern und musterte seine Tochter mit kaltem Blick.
»Wenn es wieder um die Arbeit auf der Rennbahn ging, haben wir dieses Thema bereits ausführlich erörtert. Die Antwort ist nein und die Angelegenheit damit erledigt. Bitte geben Sie mir auch einen Brandy, Jackie«, fügte er hinzu.
Jo wollte sich verteidigen, überlegte es sich aber anders. Nachdem sie ihren Vater traurig angesehen hatte, stürzte sie hinaus. In ohnmächtiger Wut rannte sie in ihr Zimmer, knallte die Tür so heftig zu, dass die Fensterscheiben klirrten, und warf sich aufs Bett.
»Ich will nicht Fotomodell werden. Ich hasse Fotomodelle. Und ich spreche über Rick, sooft es mir passt!«, schrie sie in ihr Kissen und schlug aus Leibeskräften darauf ein. »Wie kann sie mir so etwas antun?«
Jo liebte ihre Mutter und fand sie wunderschön – aber warum konnte sie ihr einfach nicht richtig zuhören?
Das Läuten des Telefons riss sie aus ihren zornigen Gedanken. Es war Dianne Gibbs, ihre beste Freundin aus dem Ponyclub. Nachdem Jo ihr eine Stunde lang ihr Herz ausgeschüttet hatte, fühlte sie sich ein bisschen besser. Dianne machte den Vorschlag, dass Jo und Fizzy am Tag der Veranstaltung mit ihr und Cuddles im Pferdetransporter mitfahren konnten – sofern es Jo gelang, ihre Eltern zu überreden. Flüsternd planten die beiden Mädchen den Ausflug. Diannes Mutter hatte nicht viel für Nina übrig. Und da Nina nur wenig Interesse an Jos Engagement im Ponyclub zeigte, begegneten sich die beiden Frauen selten. Charlie hingegen hielt Mrs Gibbs für eine vernünftige und zuverlässige Frau. Außerdem hatte er sich häufiger von ihrem Mann Neil beraten lassen, der Anwalt war und auch gelegentlich die Rennbahn besuchte.
»Du wirst sicher auf einem vorderen Rang landen. Und wenn du das Turnier gewinnen kannst, wird dein Dad so begeistert sein, dass er dir sicher alles verzeiht«, meinte Dianne.
Als Jo endlich den Hörer auflegte, war sie schon viel zuversichtlicher. Vielleicht konnte sie ihren Vater in einer ruhigen Minute dazu bringen, ihr die Erlaubnis zur Teilnahme zu geben. Wenn nicht, würde sie ohne die Genehmigung ihrer Eltern antreten.
4
Am Dienstagnachmittag vor dem Turnier kam Jo völlig niedergeschlagen in Fizzys Box. Am Vortag war ihre Mutter zu einem zweiwöchigen Urlaub an die Goldküste aufgebrochen, und ihr Vater war heute Morgen zu einer Jährlingsauktion nach Neuseeland geflogen.
Als Jo endlich den Mut aufgebracht hatte, mit ihrem Vater über das Turnier zu sprechen, läutete natürlich das Telefon. Danach war Charlie sofort aus dem Haus geeilt, und es hatte sich keine weitere Gelegenheit ergeben, das Thema anzuschneiden.
Dafür hallte ihr die
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