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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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murmelte Jo dem Pferd ins Ohr und versuchte, ihre Willenskraft auf das Tier zu übertragen.
    Ihr Herz klopfte, als sie sich dem Zaun näherten. Mit einem gewaltigen Satz übersprang das Pferd das Hindernis und landete auf der anderen Seite im Wasser. Jos Hose wurde von dem hoch spritzenden Nass völlig durchweicht. Obwohl ihr beim Aufkommen ein Schmerz durch die Schulter schoss, begann sie zu lachen. Sie beugte sich vor, um das tapfere Pferd zu umarmen, und lobte es immer wieder, während sie es langsam durch das Wasser gehen ließ. Jo wusste, welche Überwindung der Sprung Fizzy gekostet hatte, und sie liebte ihn dafür nur umso mehr. Sie trieb den Wallach zur Eile an. Mühelos übersprang er das nächste kleine Hindernis auf der anderen Seite des Wassergrabens.
    Dann jagte sie den letzten Hügel hinauf. Die Sonne schien heiß auf ihre geröteten Wangen, und ihre Augen funkelten aus dem mit Schlamm bespritzten Gesicht. Sie passierten die letzten beiden Hindernisse, preschten durch die Eukalyptusbäume zur Ziellinie. Fizzys Atem ging keuchend, und seine Flanken waren mit Schaum bedeckt, als Jo ihn zurück auf die Koppel brachte und abstieg. Vor Anstrengung zitterten ihr die Beine, und ihr Haar unter der Reitkappe war schmutzig und verschwitzt. Doch sie fühlte sich überglücklich. Sie lehnte sich an Fizzy, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Dann streichelte sie Fizzys Nüstern, und der Wallach erwiderte die Liebkosung. Am liebsten hätte Jo vor Freude geweint. Mit immer noch zitternden Händen lockerte sie den Sattelgurt und führte das Pferd zum Transporter der Gibbs, um es zu tränken.
    »Du warst einfach super«, jubelte Dianne, die grinsend auf Cuddles herangetrabt kam. Jo lächelte ihre Freundin an und ihre Augen strahlten wie zwei violette Edelsteine.
    »Das habe ich nur Fizzy zu verdanken. Er war wundervoll«, begeisterte sie sich.
    Rasch rechnete sie nach, dass sie sich vermutlich nicht viele Strafpunkte eingehandelt hatte. Außerdem wusste sie, dass ihre Punktezahl im Dressurreiten mehr als zufriedenstellend war. Nun musste sie nur noch das Turnierspringen überstehen. Im nächsten Moment verdüsterte sich ihre Miene – Dr. Brunswick steuerte auf sie zu.
    »Ich hatte Ihnen nicht empfohlen, so bald nach dem Unfall wieder zu reiten. Wie ich annehme, ist Ihre Mutter darüber im Bilde, welchen Gefahren Sie sich aussetzen«, sagte er, und eine eiskalte Hand legte sich Jo ums Herz.
    Aber ehe sie etwas erwidern konnte, kam ein kleines Kind angelaufen, fiel hin und begann, lauthals zu schreien. Der Arzt vergaß Jo und hob die Kleine vom Boden auf. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, war Jo verschwunden. Achselzuckend drückte er dem kleinen Mädchen einen Kuss auf die tränennasse Wange und ging los, um seiner Enkelin etwas zu trinken zu besorgen. Schließlich war er nicht im Dienst und außerdem nicht für Jo verantwortlich. Aber er nahm sich vor, dennoch ein Auge auf sie zu haben.
    Eine halbe Stunde später hatte Jo sich das Gesicht gewaschen, Fizzy gestriegelt und wieder formelle Reitkleidung angelegt. Sie ließ den Wallach vor dem Turnierplatz hin und her gehen, damit er in Bewegung blieb. Die Begegnung mit Dr. Brunswick hatte ihre Nervosität gesteigert, und sie versuchte, nicht auf die stärker werdenden Schmerzen in ihrer Schulter zu achten. In diesem Abschlusswettbewerb würde sie als Letzte antreten.
    Inzwischen war Wind aufgekommen, der den Staub aufwirbelte und die Pferde unruhig machte. Satteldecken wurden gegen Pferdetransporter geweht, und Zaumzeug klapperte.
    Jo hielt Fizzy am kurzen Zügel, denn sie wusste, dass er dazu neigte, sich zu sehr aufzuregen und dann einfach blind auf die Hindernisse zuzustürmen. Die meisten Teilnehmer hatten das Rick, Hindernis Nummer acht, gerissen. Vier Reiter waren disqualifiziert worden, weil ihre Pferde dreimal einen Sprung verweigert hatten, am letzten Oxer waren die meisten gescheitert, und ein Pferd war sogar durchgegangen. Selena auf Cassie hatte Jo beim Querfeldeinrennen fast eingeholt. Das Pferd verweigerte aber beim Springen einmal vor einem Hindernis und riss eine Stange. Um sie zu schlagen, durfte Jo auf keinen Fall mehr als zwei Fehler machen.
    Beim Einreiten auf dem Sprungplatz wehte eine Windböe Fizzy eine Plastiktüte vor die Nase. Das Pferd schrak zusammen. Jo hielt den Wallach zurück und konnte gerade noch verhindern, dass er ihr durchging. Dabei schoss ihr ein glühender

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