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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Seite, setzte mich hinein und startete den Motor.
    »Wohin?«
    »Irgendwohin«, sagte sie nervös. »Irgendwohin. bloß weg von hier!«
    Ich lenkte meinen Wagen in den Verkehr. Wir ließen den Embarcadero hinter uns. Eine gute halbe Meile fuhren wir, ehe sie wieder sprach. Ihre Stimme war hart und gezwungen. »Sie wollten sich nach den Briefen umtun?«
    Überrascht sah ich sie an. So leicht hatte ich’s mir nicht vorgestellt. »Haben Sie sie?« fragte ich. Sie antwortete nicht.
    »Erpressung ist ein schmutziges Geschäft«, sagte ich. »Sie können dafür mehr Jahre aufgebrummt kriegen, als Sie noch zu leben haben.«
    »Ich hab’ die Briefe nicht, Mister Carey«, sagte sie. »Aber ich weiß, wer sie hat.« Dann stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Der Teufel soll Tony und seine arme Seele holen«, sagte sie zornig. »Ich hätte nie auf ihn hören dürfen. Ich hätte diese verfluchten Briefe gleich verbrennen sollen, als er sie mir gegeben hat.«
    Ich fuhr den Wagen an die Bordschwelle und stellte den Motor ab. »Wer hat sie?«
    Sie betupfte sich die Augen mit ihrem Taschentuch. Sie sah mich nicht an. »Mein Bruder.«
    »Wo ist er? Ich möchte mit ihm sprechen.«
    Sie sah mich noch immer nicht an. »Ich weiß nicht. Ich habe sie ihm Freitag abend gegeben. Seitdem habe ich ihn nicht gesehen.«
    »Sie haben sie ihm gegeben?«
    »Ja. Er hat sie mir abgeschwindelt. Er kam um halb elf in meine Wohnung und sagte, Tony schicke ihn, er wolle die Briefe haben. Natürlich hab’ ich sie ihm gegeben. Ich war froh, sie wieder los zu sein. Dann um elf hörte ich am Fernseher die Nachrichten - und da wußte ich, was er damit vorhatte.«
    »Woher wußten Sie das?«
    Sie sah mich an. »Lorenzo war genau wie Tony. Immer mit einem Auge nach der fetten Beute schielend. Er war in meiner Wohnung, als mir Tony die Briefe gab. Er hörte auch, was Tony darüber sagte. Ich wollte sie gleich verbrennen, aber Tony ließ mich nicht. >Diese Briefe sind unsere Versicherungspolice<, sagte er. >Wenn ich diese Alte erst einmal loswerde, dann sind die Briefe meine Garantie dafür, daß wir bis an unser Ende genug zu leben haben.< Tony konnte mich zu allem überreden. Darin war er ganz groß. Und immer war’s >der große Wurf<. Morgen. Und Geld. Als er anfing, für Ihre Frau zu arbeiten, sagte er, es sei nur eine Frage der Zeit. Er könne sie nicht ausstehen. Ihm würde schon übel, wenn er sie anfassen müßte. Aber sie sei verrückt nach ihm. Aber wenn’s soweit wäre, dann würde auch das Geld dasein. Immer das Geld. Zu mir in meine Wohnung kam er immer nur, um von ihr weg zu sein.«
    »Haben Sie die Briefe gelesen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er gab sie mir in einem großen braunen Kuvert. Es war versiegelt.«
    »Hat er jemals zu Ihnen etwas von meiner Tochter gesagt?«
    »Nein. Halt, warten Sie. ja doch. Einmal. Vielleicht vor einem Jahr. Er sagte, die Kleine würde schnell groß, und wenn die Mutter nicht aufpaßte, wäre mit einemmal ’ne richtige Schönheit in der Familie. Und das würde der Alten gar nicht passen.«
    »Etwas anderes hat er nie gesagt?«
    »Nein, weiter nichts.«
    »Weiß außer Ihnen und Ihrem Bruder noch jemand etwas von den Briefen? Tonys Brüder?«
    »Tony und seine Brüder standen sich wie Hund und Katze. Sie hielten ihn für einen Taugenichts, und er meinte, sie seien bloß arme Luder. Ihnen hätte er so was nie erzählt.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an.
    »Hat Lorenzo Sie angerufen?« fragte sie.
    »Nein. Er hat meiner früheren Schwiegermutter einen Brief geschrieben. Daß er die Briefe gelesen hat, und wenn sie sie haben wollte, müsse sie ihm viel dafür zahlen.« Ich sah sie an. »Wo wohnt Ihr Bruder? Vielleicht treffen wir ihn zu Hause an?«
    Sie lachte. »Denken Sie, das hätte ich nicht längst versucht? Ich bin dort gewesen. Seine Wirtin sagte, er ist Freitag noch spätabends ausgezogen. Sie weiß nicht, wohin.«
    »Hat er eine Freundin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er läuft mit vielen herum, aber ich kenne keins seiner Mädchen. Als meine Mutter vor zwei Jahren starb, ist Renzo ausgezogen. Ich sehe ihn nur, wenn er Geld braucht.«
    »Sie leben allein?« fragte ich. Sie nickte, plötzlich fing sie an zu weinen. »Ich dachte immer, Tony würde eines Tages heimkommen.«
    Er ist heimgekommen, dachte ich, aber nicht so, wie sie es gehofft hatte. »Es tut mir aufrichtig leid, Miss Stradella.«
    »Das braucht es nicht. Ich weine nicht um Tony. Das war schon lange vorbei. Ich wußte es,

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