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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wiederholte sie ungeduldig. »Das ist nicht sehr deutlich.« Sie sah auf, und die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Sie schien schmaler geworden zu sein, die Backenknochen standen mehr heraus. »Aber das ist nicht der Grund, warum ich hergekommen bin, Madam«, sagte ich, ihre Augen beobachtend. »Der wirkliche Grund ist. Ich bin hergekommen, weil ich die eine suche, die einmal gesagt hat, sie würde gern eine weite Reise mit mir machen.«
    Ein paar sehr lange Sekunden sah sie auf zu mir, dann war sie im Nu aus ihrem Sessel und um den Schreibtisch herum und in meinen Armen. Ich küßte sie, und sie weinte, und immer wieder sagte sie meinen Namen: »Luke. Luke. Luke.«
    Die Tür am andern Ende des Büros ging auf. Der alte Herr, ihr Chef, kam herein. Er sah uns und wollte sich zurückziehen, dann warf er uns einen zweiten Blick zu und räusperte sich.
    Er griff in die Tasche, holte seine Brille heraus, betrachtete mich gründlich und räusperte sich wieder. »Also Sie sind’s!« sagte er. »Höchste Zeit, daß Sie kommen. Da wird Elizabeth endlich aufhören, Trübsal zu blasen, und wir kommen weiter mit unserer Arbeit.«
    Er stapfte hinaus, schloß die Tür hinter sich, und wir sahen uns an und lachten. Und als ich sie lachen hörte, wußte ich, daß immer alles besser sein würde, wenn ich sie bei mir hatte. Immer - sogar jetzt, wo ich in San Francisco war und sie in Chicago in einer einsamen Nacht auf mich wartete.
    Harris Gordon war bereits im Foyer, als ich am nächsten Morgen um neun Uhr herunterkam. Wir gingen ins Café, wo noch alle Tische leer waren. Natürlich, Sonntag morgen.
    Die Kellnerin brachte uns Kaffee, ich bestellte mir kleine Buchweizenkuchen mit Würstchen. Gordon schüttelte den Kopf. »Ich habe schon gefrühstückt.«
    Als die Kellnerin gegangen war, fragte ich: »Was wird nun geschehen?«
    Er nahm sich eine Zigarette. »In einer Hinsicht haben wir Glück. Wir brauchen nicht vor ein Schwurgericht.«
    »Nicht?«
    »Nein«, antwortete er. »Nach kalifornischem Gesetz wird ein Jugendlicher, der ein Verbrechen begangen hat, nicht so abgeurteilt wie ein Erwachsener. Das trifft ganz besonders zu für Falle von Jugendlichen unter sechzehn Jahren.«
    »Aber wie entscheiden sie dann bei einem Kind über Schuld und Strafe?«
    »Wieder ist hier das Gesetz auf unserer Seite. Für Kinder gibt es so etwas wie eine Strafe überhaupt nicht. Nach kalifornischem Gesetz ist ein Kind nicht verantwortlich für seine Handlungen, auch dann nicht, wenn eine Schuld feststeht. Der Jugendliche kommt vielmehr vor das Jugendgericht, das über die bestmögliche Lösung hinsichtlich der Rehabilitation und der schließlichen Wiedereinordnung in die Gesellschaft entscheidet.« Er lächelte. »Habe ich mich allzu juristisch ausgedrückt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe. Bitte, sprechen Sie weiter.«
    Die Kellnerin brachte mein Frühstück. Gordon wartete, bis sie wieder ging, und fuhr dann fort: »Das Gericht muß darüber befinden, in wessen Obhut die Interessen und das Wohlergehen des Kindes am besten gewahrt sind. Ob - je nach Lage des Falles - die Vormundschaft einem Elternteil übertragen wird oder beiden Eltern, ob es zu Pflegeeltern gegeben wird oder in ein Erziehungsheim wie Los Guilicos oder, falls nötig, auch in eine klinische oder psychiatrische Behandlung. Das alles aber erst nach vollständiger Untersuchung des Falles. Sollte das Jugendgericht entscheiden, Dani in Gewahrsam zu behalten, ist es möglich, daß sie zum California Youth Authority Reception Center in Perkins kommt, für eine gründliche tiefenpsychologische und psychiatrische Untersuchung.«
    »Und was bedeutet das alles?«
    »Eines bedeutet es mit Sicherheit«, antwortete er schnell, »und zwar folgendes: Sollten Sie daran denken, die Vormundschaft zu bekommen, dann vergessen Sie das so schnell wie möglich. Das Gericht läßt auf keinen Fall zu, daß das Kind an einen Ort außerhalb Kaliforniens kommt.«
    Wir musterten einander. Zumindest kannte ich jetzt meine Situation. Man würde mir niemals die Vormundschaft über Dani geben, wie sonst auch alles ausging. Ich nahm mich zusammen: »Also ich bekomme Dani nicht. Wer dann?«
    »Offen gesagt, ich bezweifle, daß das Gericht sie jemals an Nora zurückgibt. Es bleiben drei Möglichkeiten - ihre Großmutter oder Pflegeeltern, die das Gericht aussucht, oder Los Guili-cos. Ich denke, die Pflegeeltern können wir streichen. Danis Großmutter kann ihr bessere Chancen bieten.«
    »Es handelt

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