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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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zusammen zu Abend aßen und ich ihm erzählte, dass ich vor Angst beinahe gestorben und in meinem Schlafzimmer fast ohnmächtig geworden wäre, weil ich vergessen hatte, die Vorhänge zu schließen. Wir lachten noch darüber, und mir ging es wieder gut. Mir ging es so lange gut, bis wir uns auf dem Sofa in Stuarts Wohnzimmer zusammengekuschelt hatten und eine Komödie ansahen, bei der ich so sehr lachen musste, dass mir die Tränen über die Wangen kullerten.
    Es ging mir gut bis zu dem Moment, als ich meine Hand in die Tasche meiner Jeans steckte, nach einem Taschentuch suchte und stattdessen einen kleinen, mit rotem Satin überzogenen Knopf herauszog, an dem ein roter Satinfetzen hing, der so verdreht war, als hätte ihn jemand so lange gedreht, bis er abgerissen war.
    Danach ging es mir gar nicht mehr gut.
    Freitag, 11. Juni 2004
    Heute Nachmittag um vier werde ich frei sein.
    Als ich an diesem Morgen die Augen öffnete, schlief Lee tief und fest neben mir. Seine Wimpern lagen auf seinen Wangen wie die Schwingen eines Vogels. Er sah so wunderschön und friedlich aus, so als könnte er niemandem etwas zuleide tun.
    Es war lächerlich früh, aber ich war nicht mehr müde – mein Kopf surrte vor Anspannung. Ich fühlte mich, als stünde ich auf der Bühne der Royal Albert Hall oder hätte einen überwältigend cleveren Juwelenraub durchgezogen. Ich hatte den heutigen Tag bis ins kleinste Detail geplant einschließlich eines Notfallplans, falls irgendetwas schieflief, er misstrauisch wurde oder etwas Unvorhergesehenes passierte.
    Bevor wir gestern Abend ins Bett gegangen waren, hatte ich ihm gesagt, dass ich früh zur Arbeit müsse, um mich auf ein Meeting am Nachmittag vorzubereiten. Er sah noch nicht einmal besorgt oder ungläubig aus – ich glaube sogar, dass er mir kaum zuhörte. So weit, so gut.
    Viertel vor sechs. Ich stand so leise ich konnte auf und versuchte verzweifelt, ihn nicht zu wecken. Ich ging ins Badezimmer und zog mich an, mein dunkelblaues Kostüm, Schuhe mit ein wenig Absatz, dieselben Sachen, die ich auch vergangene Woche getragen hatte. Ich wollte etwas frühstücken, doch es schnürte mir so den Magen zu, dass ich dachte, mir würde schlecht.
    Mir wurde schlecht.
    Ich schaffte es gerade noch bis nach unten ins Badezimmer und spuckte Galle. Herrgott, ich war nervöser als gedacht. Ich spülte meinen Mund mit kaltem Wasser aus, und meine Hände zitterten ein wenig.
    Ich fuhr bewusst mit meiner morgendlichen Routine fort, damit alles ganz normal wirkte, auch wenn Lee nach wie vor oben schlief. Ich steckte mein Haar im Nacken zu einem Knoten zusammen. Legte Make-up auf, trank ein Glas Wasser, spülte es aus und stellte es auf den Abtropfständer. Dann überlegte ich kurz, wusch auch eine Müslischale und einen Löffel aus und stellte sie dazu.
    Ich nahm meine Tasche und meine Schlüssel und zog leise die Tür hinter mir zu. Es war kurz nach halb sieben.
    Donnerstag, 28. Februar 2008
    »Sehr gut, so ist es besser – komm schon. Tief einatmen. Noch mal. Langsamer.«
    »Ich kann nicht … sie ist schlimm … diese …«
    »Es ist gut. Ich bin hier, alles ist in Ordnung, Cathy.«
    Der kleine rote Fetzen lag wie eine offene Wunde mitten auf dem Teppich. Ich konnte ihn nicht ansehen. Lachen aus dem Fernseher untermalte mein hysterisches Verhalten. Auf einen Außenstehenden hätte ich bestimmt ziemlich komisch gewirkt.
    Als ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, nahm er mich mit in die Küche, forderte mich auf, mich zu setzen, und machte mir einen Tee.
    »Was ist los?«, fragte er. Er war stets so unerschütterlich, so verdammt gelassen.
    »Das da. Es war in meiner Hosentasche.«
    Stuart sah zum Teppich hinüber. »Was ist das?«
    Ich schüttelte den Kopf, bis mir schwindelig wurde. »Es ist – nur ein Knopf, aber darum geht es nicht. Es geht darum, wie er in meine Hosentasche gekommen ist. Ich habe ihn nicht hineingetan. Er hätte nicht dort sein dürfen. Das bedeutet, dass er in meiner Wohnung gewesen ist. Er ist reingekommen und hat ihn in meine Tasche gesteckt.«
    »Hey, komm schon, atme tief durch. Du bist gerade erst darüber hinweg, lass nicht zu, dass es dich wieder einholt. Hier ist dein Tee, komm, trink einen Schluck.«
    Ich trank ein paar Schlucke, sie brannten in meiner Kehle, und mir wurde schlecht. Meine Hände zitterten. »Das verstehst du nicht.«
    Er setzte sich mit seiner Tasse Tee mir gegenüber und wartete. Seine verdammte Geduld ging mir auf die Nerven. Sie erinnerte mich an

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