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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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bis mir klar wurde, dass es echte Geräusche waren, nichts, was zum Haus gehörte, und auch nicht das Blut, das in meinem Kopf rauschte.
    Ein Knall in weiter Entfernung. Unten? Nein, so hatte es nicht geklungen. Er kam von weiter weg. Vielleicht auf der Straße. Von Stuarts Wohnung aus konnte ich die Straßengeräusche nicht so gut hören wie in meiner eigenen Wohnung. Eine Wagentür, die zugeknallt wurde?
    Ich warf einen Blick auf Stuarts Wecker. Es war zehn vor drei, der kälteste, dunkelste, einsamste Moment der Nacht. Ich sollte schlafen, in meinen Albtraum zurückkehren. Einen Augenblick fragte ich mich, ob ich überhaupt wach war oder noch träumte.
    Ein weiterer Knall, gefolgt von einem Kratzen. Das Geräusch von etwas, das über den Boden gezogen wird. Etwas Schweres, Regloses.
    Ich setzte mich auf und hörte angestrengt hin. Minutenlang war nichts zu hören, nur Stuarts tiefe, regelmäßige Atemzüge. Das Summen des Kühlschranks in der Küche. Ein Wagen, der draußen angelassen wurde und losfuhr.
    Vielleicht war es das gewesen – nur jemand, der zu seinem Auto gegangen war.
    Stuart bewegte sich neben mir, ich legte mich wieder hin, schmiegte mich an ihn, nahm seinen Arm und legte ihn schützend um mich. Ich schloss die Augen und versuchte, an etwas Schönes zu denken und einzuschlafen.
    Samstag, 12. Juni 2004
    Wenige Minuten später kam er zurück und nahm den Eimer wieder mit. Ich hatte ihn benutzt und kraftlos den Teppich gescheuert. Ich spürte, wie meine Finger noch von der Bleiche in dem Eimer brannten. Die Stelle auf dem Teppich, die ich geschrubbt hatte, hatte sich von Grau in ein schmutziges Gelb verwandelt.
    Danach kam er für Stunden nicht mehr zurück.
    Ich schluchzte noch eine Zeit lang, aber nicht mehr so heftig. Ich versuchte zu fliehen – trommelte gegen die Tür, doch sie hielt Stand. Ich hämmerte ans Fenster, doch es ging nach hinten hinaus, dort konnte mich niemand hören oder sehen. Er hatte rein gar nichts im Zimmer zurückgelassen, das ich als Waffe benutzen oder womit ich das Fenster einschlagen konnte.
    Bevor ich zum Flughafen gefahren war, hatte in diesem Raum ein Einzelbett gestanden, ein Schrank, ein Tisch, ein alter Computer, eine Kommode, ein kleiner tragbarer Fernseher sowie ein wenig Krimskrams. Jetzt war er leer. Die einzige Deko waren eine Vorhangstange und Vorhänge, doch ich hatte nichts, womit ich die Vorhangstange herunterholen könnte. Ich versuchte, sie herunterzureißen, wollte die Scheibe damit einschlagen, doch sie hielt meinem Körpergewicht problemlos stand, auch noch, als ich mich mit aller Macht daran hängte.
    Ich hatte Durst, fragte mich, wie spät es wohl war, welcher Tag heute war. Wie lange hatte ich schon nichts mehr getrunken? Nun, so konnte ich nicht lange überleben. Wenn er zur Arbeit gegangen war und einige Tage fortblieb, würde ich an Austrock nung zugrunde gehen.
    Ich versuchte zu schreien. »Hilfe! Hilfe! Hilfe!«, immer wieder und so laut ich konnte, doch das machte mich nur heiser.
    Ich setzte mich auf, versuchte mir etwas zu überlegen. Ich dachte an meine Strumpfhose, die ich ihm um den Hals legen könnte, um ihn zu erwürgen. Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Durst, Angst und Hunger erschwerten die Sache zusätzlich.
    Vorsichtig fasste ich mir an den Hinterkopf und ertastete eine Beule, die so wehtat, dass ich beinahe bewusstlos geworden wäre. Darum herum befand sich verkrustetes Blut. Er hatte mich also bewusstlos geschlagen. Ich fragte mich, wie lange ich bewusstlos gewesen war.
    Ob ich noch genügend Kraft haben würde, mich ihm zu widersetzen, wenn er zurückkam, und ob es das wert war. Wenn ich versuchte, ihn anzugreifen, würde er sich wehren und mich zweifellos dafür bestrafen.
    Andererseits konnte ich nicht einfach hier herumsitzen und ihn gewähren lassen. Wenn er mich tötete, war diese ganze verdammte Scheiße wenigstens vorbei.
    Ich überlegte, meine Strumpfhose über die Vorhangstange zu werfen oder den Vorhang in Streifen zu reißen und mich zu erhängen. Ich dachte so detailliert darüber nach, dass ich die Szene genau vor mir sah, wie er mich fand. Irgendwie wäre das ein Triumph gewesen. Auch wenn sämtliche Freunde und Arbeitskollegen gedacht hätten, ich hätte wegen meiner Depressionen Selbstmord begangen. Er würde davonkommen – und niemand würde je erfahren, wie er mich behandelt hatte. Und er würde so weitermachen, nur mit einer anderen.
    Da bekam ich die Kurve und beschloss zu kämpfen. Ich begann, erneut zu

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