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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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anderes zu konzentrieren. Das konnte doch nicht wahr sein, das war vollkommen ausgeschlossen. Ich hatte mit ihm gesprochen, er hatte mir gemailt. Das war nicht Lee gewesen, das muss ein anderer Mann gewesen sein, er hatte eine tiefere Stimme gehabt, einen anderen Akzent. Jonathan gab es wirklich, ich konnte mich an ihn erinnern. Lee konnte das nicht getan haben, auf gar keinen Fall.
    »Hast du mich reingelegt?«, schluchzte ich. »Hast du das alles eingefädelt?«
    »Bei meinem letzten Job habe ich ständig solche Tricks benutzt. Leute, die Verbrechen begehen, sind misstrauisch. Manchmal dauert es ewig, bis man sie überzeugt hat. Aber du bist sofort darauf reingefallen, nicht wahr? Du hast noch nicht mal gezögert. Du hast dir noch nicht mal überlegt, ob es das Richtige ist. Du hast die Chance einfach genutzt, um dich zu verpissen und mich zu verlassen.«
    Es stimmte also. Er hatte mich ausgetrickst, er hatte mein Bedürfnis zu fliehen gegen mich verwendet. Ich war völlig hilflos. Immer, wenn ich ein Stück blauen Himmel sah und glaubte, der Freiheit ein Stück näher gekommen zu sein, saß ich doch noch im Käfig.
    Trotz meines umwölkten Verstandes hatte ich eine Frage ganz klar vor Augen. Die Frage aller Fragen: »Und was hast du jetzt vor?«
    Das machte ihn nachdenklich. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen, wusste aber auch so, dass er überlegte.
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte er schließlich
    »Du kannst mich laufen lassen«, schlug ich vor.
    »Das wohl kaum«, sagte er sofort. »Du gehörst mir, und das weißt du auch. Du hast versucht, mich zu verlassen. Ich habe dir immer wieder eine neue Chance gegeben, Catherine. Ich habe dir so viele verdammte Chancen gegeben. Und du hast mich enttäuscht.«
    »Du weißt selbst, dass du mich hier nicht ewig einsperren kannst. Irgendwann wird das auffliegen. Du wirst deinen Job verlieren.«
    Er lachte kurz auf. »Ja, stimmt. Du meinst also, ich sollte es lieber gleich zu Ende bringen?«
    Ich nickte.
    »Du willst, dass ich dich umbringe?«, fragte er neugierig.
    Ich nickte erneut. Jeglicher Widerstand war gebrochen. Ich wollte, dass es endlich vorbei war.
    Er stand auf und beugte sich über mich. Mir wurde schlecht.
    »Weißt du, was ich so an dir hasse, Catherine?«, knurrte er. »Du gibst verdammt noch mal viel zu schnell auf.«
    Er gab mir einen Stups mit dem Knie, und ich fiel auf den Teppich zurück, versuchte mich wieder aufzusetzen, Tränen lie fen mir über das Gesicht, erreichten meine brennenden Mundwinkel.
    Ich wartete auf den Schlag. Ich wartete auf einen Stoß gegen den Kopf, den Hieb oder den Tritt. Ich wollte es. Ich wappnete mich dagegen, und gleichzeitig sehnte ich mich auch danach. Ich wollte nichts als Vergessen.
    Als er wieder anfing zu sprechen, zischte er die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, ganz so als würde ich ihn anekeln. »Du bist eine Schlampe, eine dreckige Nutte, Catherine. Ich weiß nicht, ob ich dich töten, ficken oder anpissen soll.«
    Ich stieß einen Seufzer aus, hörte, wie er den Reißverschluss seiner Jeans öffnete, und spürte, wie kurz darauf warme Pisse über meinen Kopf, auf die Reste meines schönen Kostüms und auf den Teppich rann. Ich weinte und versuchte, Augen und Mund geschlossen zu halten, damit nichts hineinlief. Das Geräusch, der Geruch. Ich würgte.
    Als er fertig war, verließ er kurz das Zimmer und ließ die Tür weit offen stehen. Ich versuchte darauf zuzukriechen, sah den Flur, das Bad gegenüber. Doch bevor ich es erreichen konnte, war er wieder da. Er hatte einen Eimer kaltes Wasser dabei und den Schwamm, mit dem ich das Bad putzte, sowie ein Stück Seife. Das Wasser roch nach Bleiche, als er den Eimer auf den Teppich stellte.
    »Mach dich sauber, du Nutte«, sagte er.
    Dann verließ er das Zimmer und schloss hinter sich ab.
    Ich heulte. Doch er hatte mir keine Handschellen mehr angelegt.
    Samstag, 16. März 2008
    Ich öffnete im Dunklen die Augen, mein Atem ging schnell, und das Herz schlug mir bis zum Hals. Für einen Augenblick war ich völlig desorientiert, dann regte sich Stuart im Bett. Ich war bei ihm, in seiner Wohnung. Wir waren allein, nur er und ich und kein Lee. Ich hatte nur mal wieder einen Albtraum.
    Das ist nicht real, machte ich mir klar. Das gehört dazu. Lass die Gedanken kommen und gehen.
    Ich überlegte, Stuart zu wecken, doch das wäre unfair gewesen. Ich lag eine Weile reglos in der Dunkelheit und lauschte.
    Ich hörte Geräusche.
    Ich brauchte einen Moment,

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