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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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schreien.
    Und darum hörte ich ihn nicht heraufkommen, hörte nicht, wie er die Tür zu meinem Gästezimmer, zu meinem Gefängnis öffnete.
    Donnerstag, 20. März 2008
    Als ich heute Abend von der Arbeit kam, standen auf dem Abtropfständer in der Küche eine Schale, ein Löffel und eine Teetasse.
    Jeder gesunde Erwachsene hätte daraus geschlussfolgert, dass ich das Schälchen nach dem Frühstück abgewaschen, es zum Trocknen in den Abtropfständer gestellt hatte und dann zur Arbeit gegangen war.
    Ich wusste aber, dass ich nichts dergleichen getan hatte.
    Dass ich nicht sofort eine Panikattacke bekam, zeigte nur, wie weit ich es schon gebracht hatte. Ich ging noch nicht einmal zur Haustür, um alles noch einmal zu kontrollieren. Ich stand da, starrte das Schälchen an und wusste, was es zu bedeuten hatte. Mein Herz klopfte, und ich hatte zu große Angst, mich umzusehen, für den Fall, dass Lee genau hinter mir stand.
    Er war nicht in der Wohnung – das wusste ich, denn ich hatte bereits alles kontrolliert. Die Haustür unten war fest zugezogen gewesen, so wie immer, seit Stuart eingezogen war. Die Wohnungstür war verschlossen gewesen, ich hatte sie hinter mir abgeschlossen und kontrolliert. Die Balkontüren waren auch verschlossen. Die Wohnung war in Ordnung – vollkommen in Ordnung –, bis ich schließlich in die Küche ging, um mir etwas zu essen zu machen.
    Ich wartete, dass die Angst nachließ, und war fest entschlossen, ihr nicht nachzugeben. Erst der Knopf – und jetzt das.
    Der rote Knopf mit dem Stofffetzen sollte wohl eine Warnung sein – allerdings war sie deutlich weniger subtil als diese Nachricht hier. Die erste war eine Art rote Signalflagge, wenn auch nur eine kleine, die mir sagen sollte, dass er wieder da war und mich gefunden hatte. Es sollte eine Warnung sein. Er wusste, dass mich jeder, dem ich das erzählte, merkwürdig anschauen und denken würde, ich wolle mich nur wichtig machen. Und er wusste, dass ich es diesmal niemandem erzählen würde. Wozu auch? Kein normaler Mensch würde glauben, dass jemand einbricht, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, nur um Geschirr auf den Abtropfständer zu stellen.
    Ich warf das Schälchen, den Löffel und die Tasse in den Müll und stellte den Sack vor die Wohnungstür. Anschließend machte ich mir eine Tasse Tee und dachte ausführlich darüber nach.
    Ich hätte umziehen müssen. Gleich nachdem ich den Knopf in meiner Hosentasche gefunden hatte, hätte ich mich nach einer neuen Bleibe umsehen müssen. Die Sache war nun fast einen Monat her, sodass es dafür zu spät war. Er würde mir folgen, er würde mitbekommen, dass ich mich nach einer neuen Wohnung umsah, und wissen, wohin ich zog, noch bevor ich umgezogen war.
    Selbst wenn ich floh und alles zurückließ, wenn ich einen Zug irgendwohin nahm, würde er mich finden. Außerdem konnte ich nicht einfach alles zurücklassen – meinen Job, die Wohnung, Stuart. Die Gedanken, die in Alistairs Praxis langsam Gestalt angenommen hatten, sorgten dafür, dass ich einen Entschluss traf. Was half es mir zu fliehen? Das hatte letztes Mal schon nicht funktioniert und würde auch dieses Mal nicht funktionieren. Ich musste bleiben. Ich musste mich dem Kampf stellen.
    Samstag, 12. Juni 2004
    Die Tür wurde mit solcher Gewalt aufgerissen, dass ich zusammenzuckte und mir der Schrei im Hals stecken blieb.
    Auf das, was nun kam, war ich nicht im Geringsten vorbereitet – seine Faust schnellte auf mein Gesicht zu, traf meinen Wangenknochen, schleuderte mich nach hinten und meinen immer noch schmerzenden Kopf gegen die Wand.
    Ich war fassungslos, konnte mich für einen Augenblick nicht bewegen, hätte aber ohnehin keine Zeit gehabt, mir eine Reaktion zu überlegen. Er packte mich an den Haaren und zog mich auf meine zitternden Knie, dann schlug er mich erneut, diesmal fester. Sein Faustschlag traf meine Nase, ich spürte, wie das Blut herauslief, und starrte mit glasigen Augen auf die Pfütze, die sich auf dem grauen Teppich bildete. Ich würgte und schluchzte.
    »Halt deine verdammte Schnauze!«, schrie er. »Was fällt dir ein, so rumzuschreien?«
    »Lass mich gehen!«, flehte ich ihn an.
    »Ich denke gar nicht daran, Catherine. Nicht jetzt.«
    Diesmal zuckte ich schon zusammen, bevor er mich schlug – auf mein rechtes Auge, meinen Nasenrücken. Ich hob meine Hand, um mein Gesicht zu schützen, doch er zog sie weg und drückte sie auf den Boden. Ich musste mit ansehen, wie er auf meine Finger stieg, und hörte

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